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Finger weg Herr Doktor!

Finger weg Herr Doktor!

Titel: Finger weg Herr Doktor! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
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gemacht hat - ich bedaure, es nie gekostet zu haben, da ich schon als Student Abstinenzler war -«
    »Abwaschwasser«, bemerkte Sir Lancelot. »Ich nehme an, seine Witwe kontrolliert die Ladenkasse? Ich kannte die Dame einst gesellschaftlich.«
    »Wir verhandeln nur mit ihren Rechtsanwälten. Sie scheint eine recht geheimnisvolle Person zu sein. Aber offenbar fühlt sie sich St. Swithin verbunden, wofür wir ihr ehrlich dankbar sein müssen.«
    Sir Lancelots Blick fiel auf den Patienten im nächsten Bett. »Was fehlt diesem Burschen?«
    Binghams pausbäckiges rosa Kindergesicht nahm einen unsicheren Ausdruck an: »Er wurde letzte Nacht mit Leibschmerzen und Pyrexie eingeliefert.«
    »Diagnose?«
    »Leider läßt uns der Computer noch im dunkeln. Wir haben ihn aber auch noch nicht genug gefüttert. Noch heute nachmittag werden wir zwanzig bis dreißig weitere Tests an dem Patienten vornehmen -Punkturen an verschiedenen Stellen zur Entnahme von Proben seiner Körperflüssigkeiten - Sie verstehen. Das wird die Antwort bestimmt zutage fördern.«
    »Fragen Sie Ihren Computer, ob der Patient Chinese ist.«
    »Wie bitte?«
    »Andernfalls hätte er für mein altmodisches blutunterlaufenes Auge die erste schwache Färbung von Gelbsucht. Guten Morgen.«
    Sir Lancelot stapfte aus dem Krankenzimmer. Die Hände in den Hosentaschen, ging er den Korridor entlang auf den Lift zu. Er drückte den Knopf, um hinunterzufahren, und begann zu kichern. Bingham ist ein Narr, überlegte er. Das ist jeder, der die Medizin nur als Wissenschaft auffaßt, während sie doch zu einem Teil reine Kunst, zum anderen Hexerei und schwarze Magie ist. Nach zwei Stockwerken blieb der Lift stehen, um einen zweiten Fahrgast aufzunehmen, den Sir Lancelot, in seine Gedanken vertieft, undeutlich als Krankenschwester ausnahm.
    »Wollen Sie auch ins Parterre?« fragte er abwesend.
    »Danke, ja, Sir.«
    Er starrte geradeaus auf die Lifttüren. Aber etwas in den drei Worten, ein Tonfall in der Stimme, bewirkte, daß in ihm eine Erinnerung wachgerufen wurde. Er spitzte die Lippen. Langsam ließ er den Blick schweifen. »Guter Gott«, murmelte er.
    »Was für ein Glück, daß ich Eile hatte und den Lift nahm, normalerweise gehe ich zu Fuß.«
    »Aber was, zum Teufel, machen Sie noch immer hier?«
    Seine Gefährtin lächelte. »Und was, zum Teufel, machen Sie noch immer hier?« fragte sie freundlich. »Ich hörte, Sie seien im Ruhestand.«
    »Das bin ich, aber -« Plötzlich erfaßte er die Bedeutung ihrer Tracht. »Du liebe Güte, Sie sind die Oberschwester!«
    »Ja, nur daß das heute >Generalsuperintendentin des pflegenden und dienenden Personals< heißt. Das ist wohl moderner, oder es soll der großartige Titel für die armselige Bezahlung entschädigen. Aber jeder nennt mich noch immer Oberschwester.«
    Sir Lancelot beugte sich vor, um den Namen an ihrem schicken grünen Uniformkleid zu lesen. »Miss
    Charlotte Sinclair. Noch immer? Und jener Mr. Right, den Sie hätten heiraten sollen?«
    Sie erreichten das Erdgeschoß. Die Aufzugtür öffnete sich; der Dean stand davor. »Ah, Lancelot -«
    »Tut mir leid, muß hinauf.« Sir Lancelot drückte auf den Knopf.
    »Ach, den hab’ ich ganz vergessen.« Sie lachte. Die neue Oberschwester von St. Swithin war klein, zierlich und blond, hatte grüne Augen und eine Stubsnase. Sie war Mitte der Dreißig, sah aber wie alle zarten Frauen jünger aus, als sie war. »Man kann doch einen Unsichtbaren nicht heiraten.«
    Sir Lancelot runzelte die Stirn. »Deshalb haben Sie aber das Spital verlassen.«
    »Sie müßten doch über den Zwischenfall seither nachgedacht haben, Lancelot? Sie sind wohl unkomplizierter, als ich dachte. Das war nämlich der einzige Weg, um ein Feuer wie das Ihre zu löschen.«
    Der Aufzug stand. Die Tür flog auf. Professor Bingham wollte einsteigen.
    »Bedaure«, fuhr ihn Sir Lancelot an, »wir fahren gerade hinunter.« Während er auf den Knopf drückte, beklagte er sich: »Wirklich Tottie, du hättest mich ernster nehmen sollen. Ich war in dich verliebt.«
    »Das weiß ich, lieber Lancelot, aber offiziell warst du in deine Frau verliebt.«
    »Ich glaube, Maud hätte mich freigegeben. Uns hielt mehr Gewohnheit als Zuneigung zusammen, wie wohl die meisten Ehepaare.«
    »Aber was hätten deine muffigen Kollegen dazu gesagt?« Totties Mundwinkel kräuselten sich. Das hatte ihn schon immer erregt. »Damals war die Gesellschaft noch nicht so tolerant, erinnere dich!«
    Der Aufzug hielt. »Wirklich, Lancelot

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