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Finger weg Herr Doktor!

Finger weg Herr Doktor!

Titel: Finger weg Herr Doktor! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
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an, daß er die Prüfungsfragen im Haus herumliegen läßt, so daß du mal einen schnellen Blick darauf werfen könntest - oder doch?«
    George rief entsetzt: »Du scherzt wohl? Niemals könnte ich so etwas Unehrenhaftes tun. Nicht einmal, wenn ich selbst die Prüfung ablegen müßte.«
    »Aber falls dein Auge zufällig auf den Prüfungszettel fallen sollte - «, Ken nahm einen Schluck Bier, »würde ich dir ein Äquivalent bieten, verstehst du? Was immer du möchtest.«
    »So spät ist es schon?« rief Terry nach einem Blick auf die Wanduhr.
    »Nein, Ken«, sagte George mit Bestimmtheit, während Terry zum Ausgang eilte. »Nichts, aber auch schon gar nichts könnte mich verlocken...« Er hielt inne. »Na ja, ich habe gehört, du kennst ein Mädchen beim Fernsehen?«
    »Dein Vorschlag ist nicht nur beleidigend, sondern auch außerordentlich unhygienisch.«
    »Nein, nein, so habe ich es nicht gemeint. Ich dachte nur an eine Einführung. Eine berufliche Einführung. Weißt du...« Er blickte um sich und senkte die Stimme. »Ich möchte nicht, daß es meinem Vater zu Ohren kommt, aber ich habe ein paar Drehbücher geschrieben.«
    »Doch nicht wieder Spitalsdramen -«
    »Nein, ganz was anderes: Lustspiele. Sie sind wirklich nicht schlecht. Zumindest findet das unser Au-pair-Mädchen, das freilich einen schwedischen Sinn für Humor hat und nicht sehr gut Englisch spricht.«
    »Vielleicht kann ich etwas vermitteln«, meinte Ken von oben herab. »Mein Täubchen arbeitet übrigens in der Scriptabteilung.«
    Georges Augen leuchteten auf.
    »Aber zuerst die Prüfungsfragen. Einführung nachher. Einverstanden?«
    »Einverstanden.« George stimmte schuldbewußt zu. »Danke für das Bier. Du entschuldigst, hab’ keine Zeit mehr, dir auch eine Halbe zu kaufen.«
    Inzwischen lief Terry Summerbee die vielen Stufen von der Halle zur Röntgenabteilung hinunter, die einen Teil des Erdgeschosses einnahm und, wie jede andere Abteilung in dem viktorianischen Gebäude, mit Apparaten so vollgestopft war, daß sie ständig einen behelfsmäßigen Eindruck machte. Er zog den Knoten seiner Krawatte fester, lugte verstohlen nach einem Lebenszeichen des Chefradiologen, dann schritt er entschlossen mitten durch die Apparate zu einer Tür am anderen Ende, deren Aufschrift lautete: DUNKELKAMMER - NICHT EINTRETEN!
    »Hallo, wer da?! Klein Summerbee, wie ich sehe. Röntgenstrahlen für die Prüfung aufpolieren? Sehr eifrig! Wenn ich zu meiner Zeit das Pech hatte, mit einer Röntgenaufnahme konfrontiert zu werden, pfiff ich nur leise und sagte: >Das sieht aber garstig aus!< Erstaunlich, wie oft der Prüfer von Herzen zustimmte und das Thema fallen ließ.«
    Terry unterdrückte einen Fluch. Doktor Grimsdyke war unter den Studenten sehr beliebt, und da er einst der erfahrenste Student weit und breit gewesen war, konnte er ihren Standpunkt immer verstehen. Aber er neigte dazu, aufdringlich, geschwätzig und eine Spur zu herzlich zu sein, also keineswegs der Typ, den Terry als Komparsen bei seinem delikaten Unternehmen wünschte.
    »Ich dachte nur, ich könnte mir ein paar Filme aus dem Röntgenmuseum holen.«
    »Sehr weise von Ihnen. Dieses kleine Gruselkabinett wird immer für die Prüfungen geplündert. Aber vielleicht gestatten Sie mir die Feststellung, daß sich das Museum am anderen Ende dieser Abteilung befindet?«
    »Ach so?« rief Terry ungeduldig, »ich finde mich hier nicht so gut zurecht wie Sie.«
    »Schon möglich«, stimmte Grimsdyke zu. »Trollen Sie sich jetzt. Wenn Sie auf das Baby stoßen, das eine Sicherheitsnadel verschluckt hat, achten Sie darauf, daß sein Herz in die falsche Richtung zeigt. Damit haben sie mich einmal drangekriegt... na, vielleicht ist das kleine Ding heut schon Vater.«
    Grimsdyke beobachtete mit halbem Lächeln, wie Terry sich nach dem gegenüberliegenden Ende des Erdgeschosses aufmachte. Als er den Studenten sicher durch die Tür mit der Aufschrift MUSEUM wußte, wandte er sich der Dunkelkammer zu und klopfte an.
    »Nur herein. Das Licht brennt.«
    Grimsdyke schritt durch die doppelte Tür. Der kleine Raum sah mit seinen offenen Wasserbehältern und tropfenden Flüssigkeiten wie eine Meeresgrotte aus. Durch die Negative menschlicher Skelette fiel der geisterhafte Schimmer diffusen Lichtes. Grimsdyke fand, daß die neue Röntgenschülerin Stella in diesem Licht sehr hübsch aussah mit ihrem langen blonden Haar, das auf die Schultern ihres weißen Nylonoveralls herabfiel - entgegen den Vorschriften,
    aber diese

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