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Finger weg Herr Doktor!

Finger weg Herr Doktor!

Titel: Finger weg Herr Doktor! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
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hielt inne. Er beschattete seine Augen.
    »Lieber Junge, Sie haben ganz recht. Ganz recht. Ich tue Ihnen Abbitte. Doppelte Abbitte. Meine Verletzung der Straßenverkehrsordnung wurde nur von meiner Verletzung der guten Sitten übertroffen.«
    Terry lächelte überrascht.
    »Wohin waren Sie gerade unterwegs? Zu einer Entbindung? Zu einem Werk der Barmherzigkeit, wie sich die Zeitungen ausdrücken?«
    »Eigentlich war ich gerade dabei, ein Täubchen aufzulesen - eine junge Dame zu treffen, Sir.«
    Der Chirurg lud ihn mit großartiger Geste ein: »Nehmen Sie doch meinen Wagen.«
    »Ihren, Sir?«
    »Nur heute abend. Ich bin überzeugt, Sie werden ihn schonend behandeln, und er ist bestimmt leichter zu lenken als Ihre eigene Klapperkiste. Danken Sie mir nicht, lieber Junge!« Sir Lancelot klopfte ihm auf die Schulter. »Wohin wollten Sie dieses ornithologische Exemplar denn ausführen?«
    »Ich dachte an eine kleine Bar, Sir.«
    Der Chirurg suchte in seiner Tasche nach einem Notizbuch. Er kritzelte ein paar Worte auf ein Blatt und überreichte es Terry. »Bringen Sie das ins Crécy-Hotel. Verlangen Sie den Geschäftsführer. Unterhalten Sie sich heute abend auf meine Kosten. Das Leben ist zu kurz, um mit Groschen zu knausern. Ich würde anstatt des Restaurants die Grillstube empfehlen. Bestellen Sie Huhn à la Kiew, aber hüten Sie sich vor dem Rotwein, der war dort noch nie so gut. Nun muß ich aber rasch in den Bus springen.«
    »Einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul«, sagte Terry leise zu sich, als er in den Rolls-Royce kletterte.
    Als er an den steinernen Stufen angekommen war, zeigte die Uhr auf dem Armaturenbrett genau sechs. Ein offener Sportwagen hielt geräuschvoll neben ihm. Verärgert erkannte Terry Grimsdyke am Steuer. Der Arzt schien ihn zu verfolgen. Er drückte auf einen Knopf, und das elektrische Schiebefenster öffnete sich. »Guten Abend«, sagte er höflich.
    »Was machen Sie denn hier?« fragte Grimsdyke unwirsch. »In d e m Schlitten?«
    »Ich warte auf ein Mädchen.«
    »Oh, ich auch.«
    »Sehr gut! Dann leisten wir einander doch Gesellschaft, bis beide aufkreuzen.«
    »Hören Sie einmal, Klein Summerbee, es gibt keine beiden, sondern nur eine. Ich warte nämlich auf Stella Gray von der Röntgenstation, und ich habe den Verdacht, daß Sie dasselbe Ziel anvisieren. Ich gebe Ihnen den guten Rat, verschwinden Sie samt Ihrem Mausoleum auf vier Rädern!«
    »Warum sollte ich?« fragte Terry. »Sie hat mir ausdrücklich für heute abend zugesagt.«
    »So, hat sie das? Na ja, wir werden ja sehen, nicht wahr?« Einladend öffnete er die Tür seines Sportwagens, als Stella die Stufen herabeilte. »Da sind Sie ja, meine Liebe, pünktlich auf die Minute!«
    »’n Abend, Stella!« schmunzelte Terry.
    Mit offenem Mund starrte sie von einem zum anderen. »Hallo, Herzensjunge!« sagte sie schließlich.
    »Welcher Herzensjunge?« fragte Grimsdyke.
    »Ich... ich weiß nicht, Herzensjungen. Ja, Terry natürlich.« Sie ging auf den Rolls-Royce zu. »Ja, Terry. Er hat mich zuerst gefragt!«
    »Seien Sie nicht blöd, Stella -«, begann Grimsdyke ärgerlich.
    In ihren Augen blitzte es auf. »Und Sie, sprechen Sie nicht in diesem Ton zu mir, Herzensjunge, Sie Schwein. Los, Terry!«
    Grimsdyke schlug vor Ärger die Wagentüre zu. Sie stieg in den Rolls-Royce. »Gehört der Ihnen, Liebster?« fragte sie, als sie sich zurücklehnte. Terry ließ den Motor an.
    »Natürlich«, lächelte er. »Ich finde, Qualität macht sich immer bezahlt. Meinen Sie nicht auch?«
    Der Wagen setzte sich in Bewegung. Im Rückspiegel bemerkte Terry mit Genugtuung, wie ihnen Grimsdyke hinter dem Lenkrad nachstarrte.
    Stella überschlug noch immer ihre Chancen bei Terry. »Wohin fahren wir eigentlich?« fragte sie.
    »Paßt Ihnen das Hotel Crécy?«
    »Herrlich! Das ist ein tolles Lokal! Seit es neu gebaut wurde, gehen alle hin: Fernsehstars, die königliche Familie und so weiter.«
    »Dacht’ ich doch, daß es Ihnen gefallen würde. Ich werde mit dem Geschäftsführer ein Wörtchen reden, damit die Bedienung klappt, so... so wie wir es uns vorstellen.«
    Sie ließ ihre Finger spielerisch über das polierte Holz des Armaturenbrettes gleiten. »Wir müssen einander näher kennenlernen, Herzensjunge, viel näher!«

9

    Terry fuhr in gehobener Stimmung durch das Gittertor von St. Swithin und warf nur einen verächtlichen Blick auf das Wrack seines Autos, das ihm bis vor wenigen Minuten sein liebster - wenn auch bescheidener - Besitz

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