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Finger weg Herr Doktor!

Finger weg Herr Doktor!

Titel: Finger weg Herr Doktor! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
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bessere Auswahl haben werdet!«
    »Ich hab’ Glück im Unglück«, folgerte Terry, »zumindest kann ich mich dieses Wochenende in Ruhe hinsetzen und etwas lernen. Ich hätte fast die Prüfung am Montagvormittag vergessen.«
    Nachdem er sich das eingeredet hatte, verbrachte Terry das Wochenende in seinem Zimmer im Studentenheim damit, auf einen Stoß offener Lehrbücher zu starren und von Zeit zu Zeit ein paar Zeilen zu lesen. Am Montagmorgen begab er sich in kurzer weißer Jacke, aus deren Tasche das Stethoskop sproß, über die Haupttreppe zur Station des Deans. Sein Schritt drückte wie üblich Entschlossenheit aus. Der Dean mochte einst sein Schwiegervater in spe gewesen sein, aber das konnte nun außer Betracht bleiben. Das einzig Wichtige war jetzt, sich von dem verdammten Zwerg nicht übers Ohr hauen zu lassen.
    Als die Reihe an Terry kam, den kleinen Raum zu betreten, blickte der Dean lächelnd von seinem grünbezogenen Tisch auf. Er war heute gut aufgelegt. Die Aussicht auf Prüfungen ermunterte ihn immer noch mehr als die Vorfreude auf ein Golfwochenende.
    »Ja, also Sie sind Mr....«
    »Summerbee, Sir.«
    »Ja, ja natürlich. Ich sehe Sie fast täglich. Nächstens werde ich noch meinen eigenen Namen vergessen. Nun, Mr. Summerbee, womit sollen wir beginnen?« Der Dean rieb sich die Hände bei dem Gedanken an die köstlichen Fälle, die er auf Lager hatte. »Gehen Sie einmal hinüber zu dem Guckkasten in der Ecke, und sagen Sie mir, was Sie aus diesem Röntgenbild ersehen.«
    Terry stellte sich vor die erleuchtete Leinwand. Er sah, daß es sich um die Röntgenaufnahme eines Brustkastens handelte. Er untersuchte sie lange und nachdenklich.
    »Nun, Mr. Summerbee?«
    Terry kratzte sich das Kinn. Das war wieder typisch für diesen miesen Kerl, fand er. Glücklicherweise hatte er in der Ärzteschule gehört, daß dieser garstige Trick Jahr für Jahr auf die Studenten losgelassen wurde.
    »Sie wünschen meine Diagnose, Sir?«
    »Das wäre in etwa der Sinn«, sagte der Dean.
    »Also bitte, Sir. Normal, Sir.«
    Der Dean legte die Fingerspitzen aneinander. »Aber, aber! Sicher können Sie mehr als das?«
    Terry lächelte leicht und zuversichtlich. »Sie erwarten, daß ich ein ausgefallenes Krankheitsbild an der Röntgenaufnahme entdecke, Sir?«
    »Das kommt der Sache schon etwas näher.«
    »Es tut mir leid, Sir. Ich kann Ihnen nicht folgen. Ich finde, es handelt sich um ein normales Röntgenbild, und ich stehe zu meiner Meinung.«
    Der Dean seufzte kurz. »Danke, Mr. Summerbee, das ist alles.«
    »Aber, Sir -!« Terry war verblüfft. »Was ist mit dem Rest der Prüfung?« Eine Idee zuckte durch seinen Kopf. »Oder war ich so gut, daß das genügt?«
    »Sie sind durchgefallen, Summerbee.«
    »Durchgefallen? «
    »Wenn Sie beim jetzigen Stand Ihrer Ausbildung unfähig sind zu erkennen, daß dieses Bruströntgen krasse abnorme Züge aufweist, verbringen Sie am besten die nächsten drei Monate im Röntgenmuseum.«
    »Aber es ist normal, Sir.«
    »Auf Wiedersehen, Mr. Summerbee. Bitte, nehmen Sie meine Zeit nicht länger in Anspruch.«
    »Es ist aber so, wie ich sage. Ich bestehe darauf, daß Sie es sich ansehen, Sir.«
    Der Dean erhob sich verärgert. »Na gut. Wenn Sie eine klinische Diskussion mit mir anfangen möchten, junger Mann, wird es mir ein Vergnügen sein, Sie in die Schranken zu weisen. In Zukunft reden Sie gefälligst Mitglieder des Fachärztekollegiums nicht in dieser rechthaberischen Weise an. Ich muß Sie bitten, in dieser Angelegenheit um zwei Uhr in mein Büro zu kommen. Jeder, der nicht völlig blind ist, sogar ein Photograph, der Schnappschüsse am Meeresstrand macht, könnte Ihnen sagen, daß dieses Röntgen ganz bestimmt nicht -«
    Der Dean hielt inne. Er schaute schärfer hin. Er beugte sich vor.
    »Wie seltsam.« Er kratzte sich am Kinn. »Wissen Sie, Mr. Summerbee, daß Sie zufällig völlig recht haben? Erstaunlich. Dieses Röntgenbild zeigt einen normalen Brustkorb. Völlig normal. Schauen Sie nur -Herz, Lungen, Zwerchfell in Ordnung. Nach der Knochenstruktur: ein Mann in vorgerücktem mittlerem Alter. Ziemlich starker Fleischschatten. Der Mann war abstoßend übergewichtig. Ja, das wär’s. Ja, mein Junge, hervorragend! Wirklich ein Test. Ich vergesse ja bei den Prüfungen nie, das Röntgenbild eines Gesunden zur Diagnose zu stellen, wenn etwas Schweres oder sogar Ungewöhnliches erwartet wird. Und doch...« Er blickte verschreckt um sich. »Ich erinnere mich genau, daß ich beschloß,

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