Finger weg Herr Doktor!
seine Hand auf ihre. Sie entriß sie ihm.
»Ich will nicht, daß du mich je wieder anrührst, Terry. Ich will nicht einmal, daß du mich anschaust, aber ich nehme an, das wird im Spital unvermeidlich sein.« Mit gedämpfter Stimme fügte sie hinzu: »Und du sagtest, du liebst mich.«
»Aber ja, ich liebte dich ja. Ich liebe dich. Diese Sache mit Stella war nur so nebenbei, eine Verirrung -«
»Es war doch schon schwer genug für mich, diese paar Monate deine feste Freundin zu sein.«
Er machte eine Pause. »Vielleicht ist es das. Dieses ewige Versteckspielen. Das macht mich nervös. Ich komm’ mir vor wie in einem Spionagefilm, wenn ich dich nur an Orten wie diesem treffen kann.«
»Du weißt sehr gut, daß wir einander nicht offen im Spital sehen können», wandte sie ungeduldig ein. »Wenn es meinem Vater zu Ohren käme!«
»Ich seh’ nicht ein, warum du soviel Aufhebens davon machst.« Die Sache begann ihn langsam zu langweilen. »Was sollte dein Vater gegen mich haben? Ich bin sauber, rauche kein Haschisch, hab’ keine schwarze Großmutter, spiele kein lautes Instrument und war noch kein einziges Mal eingesperrt.«
»Du weißt, wie mein Vater ist. Er findet, ich soll mich ganz auf das Studium konzentrieren, bis ich fertig bin.«
Terry rührte in seiner Teetasse. »Schau, Liebste«, sagte er schließlich, »diese Geschichte mit dem Röntgenmädchen ist aus und vergessen. Ich versprech’s dir. Ich versichere es dir. Es tut mir leid. Schrecklich leid. Darf ich dich nicht um Verzeihung bitten? Und dort von neuem beginnen, wo wir aufgehört haben? Ich hab’ meine eigenen Gefühle nicht gekannt. Ich hab’ das nur wegen... ja, zur Abwechslung getan, glaube ich. Wie alle Burschen. Sogar die Verlobten. Sogar ein paar Verheiratete.«
»Na schön. Jetzt weiß ich genau, wie du dich benehmen würdest, wenn wir miteinander verheiratet wären.«
»Nein, so habe ich es nicht gemeint!«
Sie stand auf. »Mein Bruder ist heute abend zu Ken Kerrberrys Party eingeladen. Ich werde ihn bitten, mich mitzunehmen.« Ihre Augen blitzten. »Ja, ich dachte, daß dich das treffen wird. Ken kennt ein paar recht routinierte Burschen, nicht wahr? Leute von außerhalb des Spitals, mit denen man sich ohne Schwierigkeiten verabreden kann. Jetzt muß ich aber weg. Ich hab’ heute schon eine Vorlesung deinetwegen versäumt, und eine zweite bist du bestimmt nicht wert.«
12
Muriel verließ das Café. Terry starrte düster in seinen Tee. Seine Gedanken waren so durcheinander, daß er nicht mehr wußte, was er eigentlich dachte und ob seine Gehirntätigkeit überhaupt noch funktionierte. Er beschloß, herzlos wie ein guter Arzt die unerfreuliche Wahrheit aus den Nebensächlichkeiten herauszuschälen. Zuallererst sah er ein, daß er bemerkenswert blöd gewesen war. Er war in Muriel verliebt gewesen, die er gern zur Frau gehabt hätte, und war für Stella entbrannt, die er gern im Bett gehabt hätte. Das war sein Problem. Nun hatte er auf beiden Seiten jede Chance verloren.
»Verdammter Mist«, murmelte er, warf ein paar Münzen auf die Theke und schlurfte, »Verdammte Weiber« brummend, auf die Straße hinaus.
Die Hände in den Hosentaschen, wanderte er langsam zum Spital zurück. Der erste, den er im Hof traf, war Ken Kerrberry. Terry erzählte ihm sofort die ganze Geschichte.
»Schade«, sagte Ken, »ich wollte dich gerade zu meiner Party heut abend einladen. Es ist das Cricket-Klubdinner, und da habe ich jetzt plötzlich zu wenig Herren.«
»Du wirst mich nie wieder bereit finden, mich freiwillig mit einer der beiden im selben Raum aufzuhalten«, sagte Terry sauer.
»Mach dir nichts draus«, meinte Ken freundlich, »nur für den Fall, daß du den Faden wieder auf nehmen möchtest, werde ich dafür sorgen, daß Muriel an einen widerlichen Blödian gerät, der sie bestimmt nicht in deiner Abwesenheit besudelt.«
»Das ist mir völlig egal. Weißt du, Ken, diese letzte Woche ist es mir so richtig zu Bewußtsein gekommen: Bin ich eigentlich nach St. Swithin gekommen, um Medizin zu studieren, oder um Täubchen zu jagen, die das dann sowieso nicht schätzen?«
»Ich bin entzückt, wenigstens einen von uns in der Ärzteschule zu wissen, der Prinzipien hat.«
»Von jetzt an heißt es Arbeit, mein Junge, Arbeit! Was hat Sir William Osler immer zu seinen Studenten gesagt: Legt eure Gefühle ins Kühllager! Der alte Knabe hatte recht.«
»Ja, laßt eure Hoden auf dem Eis, bis ihr den Doktor habt. Denkt daran, daß ihr nachher eine
Weitere Kostenlose Bücher