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Finger weg Herr Doktor!

Finger weg Herr Doktor!

Titel: Finger weg Herr Doktor! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
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Lancelot. Sie waren zum Tode verurteilt. Jetzt sind Sie begnadigt. Zweifellos werden Sie ein sehr hohes Alter erreichen. Das erfüllt Ihr Herz doch bestimmt mit Freude? Jetzt brauchen Sie sich um nichts mehr in der Welt Sorgen zu machen.«
    Sir Lancelot blieb stehen. Er strich sich den Bart.
    »Das ist gar nicht so sicher.«
    »Aber wie soll ich das verstehen? Sie sind völlig gesund. So fit wie das gesamte Rugbyteam von St. Swithin.«
    »Wissen Sie, wo ich die vergangene Woche verbracht habe?«
    »Bei Ihren Rechtsanwälten.«
    »Nein, mit der Oberschwester in Le Touquet.«
    Sir Lancelot setzte sich wieder.
    »Ach nein«, sagte der Dean.
    »Schauen Sie«, fuhr Sir Lancelot ernst fort, »Sie und ich, wir sind lebenslange Freunde. Zwischen uns gibt es keine Geheimnisse, oder nur wenige, ganz kostbare. Ich kann offen reden. Die Oberschwester und ich, wir lebten in einem kleinen Hotel wie Mann und Frau miteinander. Wir sind erst heute früh mit der Autoluftfähre in Lydd angekommen.«
    »Da haben Sie aus dem Durcheinander wenigstens allerhand herausgeholt«, sagte der Dean aufgeräumt. »Ich meine«, fügte er schnell hinzu, »das war unter diesen Umständen durchaus entschuldbar.«
    »Sie verstehen nicht -«
    »Oh, das erinnert mich an etwas«, unterbrach ihn der Dean. Er machte sich eine Notiz in seinem Kalender: Nicht vergessen, heute abend mit Josephine!
    »Was tun Sie, Mann? Meine Aussage zu Protokoll nehmen?«
    »Nein, nein, nur ein kleines häusliches Detail.«
    »Dean, Ihnen kann ich’s ja sagen: Ich hab’ so etwas wie eine Affaire de coeur mit Tottie Sinclair. Ich flehe Sie an, behalten Sie das für sich, an einem Ort wie St. Swithin, wo jeder immer gleich einen Skandal wittert. Aber Tottie war nur einverstanden, mit mir zu fahren, weil ich - weil ich ihr sagte, ich würde sie heiraten, wenn ich nicht so bald sterben müßte.«
    »Ich finde, das sollte Ihnen kein Kopfzerbrechen machen«, meinte der Dean leichtfertig. »Die Zeiten sind lang vorbei, da sich ein Gentleman aus Ehrgefühl verpflichtet fühlte, eine Dame zu heiraten, nur weil er, weil er... ich meine, die Leute tun das jetzt doch immer und überall.«
    »Es ist sehr nett von Ihnen, daß Sie mich mit solchen Prinzipien infiltrieren. Aber es ist noch mehr an der Sache. Ich bat sie gestern abend in Le Touquet tatsächlich, meine Frau zu werden, ungeachtet meines Gesundheitszustandes. Sie sagte >ja<.«
    »Warum um alles in der Welt haben Sie das getan?«
    »Erstens, weil mir meine Vermögensberater zur Heirat rieten. Zweitens...« Sir Lancelot nahm eine neue Prise. »Sie ist verdammt gute Klasse, wenn sie nur will.«
    »Warum heiraten Sie die Oberschwester dann wirklich nicht?« schlug der Dean vor. »Schließlich sieht sie gar nicht übel aus.«
    »Mein lieber Freund, seien Sie nicht so dumm«, erwiderte Sir Lancelot kurz. »Ein Mann, der in meinem Alter eine um so vieles jüngere Frau heiratet, wäre wirklich in sechs Monaten tot. Diese Woche in Le Touquet war so ungefähr alles, was ich mit größter Anstrengung aus mir herausholen konnte. Wir haben doch diese Situation in der Praxis immer wieder erlebt. Selbst der Laie kennt das schon zur Genüge - Geschäftsleute, die ihre Frauen hintergehen, ihre Sekretärinnen heiraten und in den Flitterwochen einen Herzinfarkt bekommen.« Er machte eine Pause. »Nebenbei bemerkt, ich glaube nicht, daß ich sie gar so gerne hab’«, fügte er nachdenklich hinzu, »sie ist nicht ganz mein Fall. Ich war nur davon angetan, wie sie mit dem Hinterteil wackelt.«
    »Vielleicht könnten Sie ihr beibringen, daß Sie es nicht ernst gemeint haben?«
    »Dean, ich habe noch eine Spur von Anstand in mir. Außerdem könnte es in die Zeitungen kommen.«
    »Ich weiß etwas«, rief der Dean begeistert aus. »Sie könnten sich nach Wales zurückziehen und vorgeben, Sie seien wirklich gestorben.«
    »Was geschieht, wenn ich nächsten Sommer zum Lord’s Test Match zurückkomme?«
    »Dann weiß ich, meiner Seel, nicht mehr, was da zu machen wäre!«
    »Nichts ist zu machen. Es hilft alles nichts. Ich werde Tottie heiraten. Das ist alles. Ich hoffe, Sie werden mein Trauzeuge sein. Das Standesamt wird wohl genügen, denke ich. Irgendwann am frühen Morgen, bevor die Massen unterwegs sind.«
    Es klopfte. »Herein!«
    Terry Summerbee steckte den Kopf herein. Der Dean schaute auf die Uhr. »Mein lieber Mr. Summerbee, jetzt besteht keine Ursache mehr für Sie, wegen Insubordination vor mir zu erscheinen, wie ich anordnete. Die Lage hat

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