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Finger weg Herr Doktor!

Finger weg Herr Doktor!

Titel: Finger weg Herr Doktor! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
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keine Silberschale geschenkt, ich will das verdammte Geld zurück.«
    »Ausgeschlossen, Sir Lancelot, es tut mir furchtbar leid.«
    »Was?! Nehmen Sie doch Vernunft an, Mann! Sie wissen genau, unter welchen Umständen die Schenkung zustande kam. Ich war der Meinung, ich werde abkratzen. Nun, da ich dem Leben zurückgegeben bin, brauche ich auch die Mittel, es zu bestreiten.«
    »Völlig ausgeschlossen!«
    »Sie... Sie Betrüger! Ich bin sicher, daß es eine Handhabe gegen Vorspiegelung falscher Tatsachen gibt.«
    Bingham lehnte sich in seinen Sessel zurück. »Oh, das ist alles unter Dach und Fach. Schließlich haben Sie ein rechtsverbindliches Dokument unterschrieben. So steht die Sache. Der Betrag kommt uns sehr gelegen, wir können den Blaydon Trust nicht bei jeder Gelegenheit melken.«
    »Na gut«, erklärte Sir Lancelot verärgert. »Bleiben Sie nur bei Ihrer Auffassung. Nicht nur, daß Sie versuchten, sich meines Körpers zu bemächtigen, wollen Sie mir auch das Geld aus der Tasche ziehen. Aber das eine lassen Sie sich gesagt sein: Ich war fest entschlossen, euch alle in Ruhe zu lassen, sobald ich diese verdammte Hochzeit hinter mir haben würde. Aber jetzt nicht. Ich werde durch Ihre Krankensäle geistern, Bingham. Ich werde beim Operieren hinter Ihnen stehen. Ich werde in Ihrem Laboratorium hocken. Ich werde St. Swithin nicht eher verlassen, als bis die ganzen fünfzigtausend Pfund ausgegeben sind, und ich werde die Verwendung jedes einzelnen Penny mit einer Hartnäckigkeit und Genauigkeit überwachen, gegen die sich ein Steuereintreiber wie eine einäugige Fledermaus ausnehmen wird.«

15

    »Der Sexualtrieb im Menschen ist eine hochinteressante Sache«, erklärte Dr. de Hoot, lehnte sich in seinem Drehstuhl zurück und legte die klobigen Hände auf seine feisten Schenkel. »Außerordentlich interessant. Wir sehen natürlich nur die Spitze des sexuellen Eisberges. Von dem, was unter dem schlammigen Wasser liegt, können wir nur wenig erkennen. Woraus setzt sich dieser Eisberg in erster Linie zusammen? Jedenfalls nicht aus homogenem Material wie Eis. Bei weitem nicht. Er setzt sich aus komplizierten chemischen Substanzen zusammen, den Hormonen unserer endokrinen Drüsen, die von der heutigen Wissenschaft erforscht und analysiert wurden. Er setzt sich zusammen aus den eigentlichen Sexualzellen: dem spermatozoen und dem spermatogenen Gewebe sowie den Eierstöcken und Eizellen beim weiblichen Geschlecht. Überdies enthält der Eisberg physiologische Elemente, die mit dem System der Fortpflanzung überhaupt nichts zu tun haben. Ja, eigentlich trägt jedes System im menschlichen Körper, das Atmungssystem, das Knochensystem, das Nervensystem und das Herzgefäßsystem, in irgendeiner Weise - und, wenn ich so sagen darf, in manchen Fällen sogar in ganz entscheidender Weise -zum einwandfreien und erfolgreichen Funktionieren der Sexualvorgänge beim Menschen bei.« Er hob seinen wulstigen Zeigefinger: »Mann und Frau sind in ihrer Gesamtheit am Sexualakt, an der Sexuallust beteiligt. Der Sexualtrieb ist etwas, was zum Beispiel - sozusagen - vom Nahrungstrieb nicht zu trennen ist. Er ist ein Teil des Menschen in toto. Wenn wir uns also fragen, was den Sexualtrieb beherrscht, so müssen wir uns sagen: das, was die ganze Person beherrscht. Die Psyche! Sie zu studieren ist sehr kompliziert. Die menschliche Psyche, die Seele, wenn Sie wollen, ist als solche Ausdruck vieler Komplexe, Phobien, Frustrationen, Besessenheiten und so weiter. Und die Psyche, und nur die Psyche, muß ständig Gegenstand unserer Aufmerksamkeit in der Therapie sexueller Schwäche sein. Sobald wir die Psyche stimulieren, stimulieren wir auch den Sexualtrieb, denn die Psyche kontrolliert le milieu intérieur sexuel, das innere sexuelle Milieu des Menschen.«
    »Sie meinen, es liegt alles im geistigen Bereich, Doktor«, warf Grimsdyke ein.
    »So ist es ungefähr«, stimmte Dr. de Hoot zu und zündete sich eine Zigarette an.
    Dr. de Hoot war ein kleiner, rundlicher Mann mit leicht olivfarbenem Teint, ovalen metallgefaßten Brillengläsern, die auf der Spitze seiner fleischigen Nase saßen, und langem schwarzen Haar, das sein kahles Haupt umrahmte und dann unmerklich in einen ungepflegten Bart überging. Er hatte einen frischen weißen Ärztekittel an, der um den Hals zugeknöpft war. Sein Büro war ein großes Zimmer mit hohen Fenstern und einem Tudorkamin. Niemand wußte genau, woher er eigentlich stammte, er selbst behauptete, Schweizer zu sein,

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