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Finger weg Herr Doktor!

Finger weg Herr Doktor!

Titel: Finger weg Herr Doktor! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
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er. Er blickte auf und sah, daß die Mädchen von Sir Lancelot in Tweedknickerbockern verfolgt wurden.
    »Grimsdyke!« grüßte ihn Sir Lancelot jovial, »dieser Ort hält genau das, was Sie mir versprochen haben.«
    »Anscheinend tut Ihnen der Aufenthalt hier bereits recht gut, Sir!«
    »Ich bitte Sie, vergessen Sie diese Weibchen hier! Das ist nur ein kleines Spiel, das Cavendish zum Zeitvertreib erfunden hat. Aber ich muß gestehen, ich fühle mich bereits als anderer Mensch. Dieses ZX 646 Q ist ein bemerkenswertes Medikament.«
    Grimsdyke schien verwirrt. »Das was, Sir?«
    »Die Droge, die de Hoot intramuskulär spritzt.«
    »Ach, Sie meinen das sterile... das heißt die sterile Injektion, Sir?! Verflucht starkes Zeug, könnte eine Büffelherde in Glut versetzen.«
    »Und einen Ehekandidaten in freudige Bereitschaft, könnte ich mir vorstellen. Ich finde, er sollte über seine Fälle in der Lancet schreiben oder zumindest die chemische Formel veröffentlichen. So etwas geheimzuhalten ist ein Verbrechen an der Menschheit. Nicht anders, als würde man die Erzeugung von Penicillin aus geschäftlichen Gründen einstellen.«
    »Glauben Sie nicht vielleicht, Sir... ich meine, natürlich ist es ein starkes Zeug, aber könnte da nicht auch eine winzige Spur psychologischer Suggestion mitspielen?«
    Sir Lancelot musterte ihn ernst. »Glauben Sie etwa, daß ich mit meiner klinischen Erfahrung suggestiven Faktoren unterliegen könnte, ganz gleich, bei welcher Behandlungsart?« - »Natürlich nicht, Sir.«
    «Obwohl ich hinsichtlich der spezifischen Wirkung... ich meine, des Grundes, der mich hierhergeführt hat - Sie verstehen -, keine Gelegenheit habe, den Beweis anzutreten.«
    »Ich verstehe, was Sie meinen, Sir! Das ist nicht so, wie wenn man sich ein Bein gebrochen hat, und jede Schwester dann froh ist, wenn man wieder ohne Krücken gehen kann.«
    »Ich fühle mich so jung - genau wie es de Hoot vorausgesagt hat. Und so unternehmungslustig. Ich möchte immerzu laufen und Schmetterlinge fangen.«
    »Wieviel hatten Sie, Sir?« fragte Grimsdyke besorgt.
    »Ich mache einen Schnellsiederkurs. Alle zwei Stunden eine doppelte Dosis, die ganze Nacht hindurch. Vielleicht nehmen Sie selbst ein wenig ZX 646 Q, Grimsdyke? Jetzt gehe ich in den Garten, etwas frische Luft schnappen.«
    Sir Lancelot schritt munter den Gang hinunter. Grimsdyke kratzte sich nachdenklich am Kinn. »Vielleicht ist an diesem Wasser doch was dran.« Er zog die Augenbrauen hoch. »Könnte sich eines Abends auszahlen, wenn ich mir selbst eine Injektion machte.«
    Er klopfte an die Tür.
    »Morgen, Eric. Wie geht’s euch zwei Hengsten im selben Stall?«
    »Ausgezeichnet. Sir Lancelot ist eine Wucht. Brachte mich die ganze Nacht zum Lachen mit Geschichten von seinen Operationen. Wissen Sie, Doktor, ich glaubte immer, in der Chirurgie herrsche Spannung und Stille, die nur vom schweren Atmen des Patienten und knappen Kommandos: »Skalpell, Schwester, schnell, sonst spielt er nie wieder Violine!< unterbrochen wird, und vielleicht noch vom Rieseln von Blut und Schweiß, der von des Doktors Stirn tropft.«
    »Auch ich habe mich schon oft über Sir Lancelots großzügige Inzisionen krank gelacht«, pflichtete ihm Grimsdyke bei. »Er ist der Typ des Chirurgen aus dem neunzehnten Jahrhundert. Können Sie sich ihn nicht im Gehrock mit eingefädelten Nadeln in den Rockaufschlägen vorstellen? Mit dem Amputiermesser in der Hand über Sägespäne schreitend, als wollte er mit dem Patienten ein Duell austragen und nicht dessen Leben retten? Wie viele Leute mit einem bestimmten Image versucht er, diesem entsprechend zu leben, wenn es auch für den Alten ziemlich anstrengend sein dürfte.« Gedankenvoll fügte er hinzu: »Das tun wir, bis zu einem gewissen Grad, eigentlich alle. Es wäre furchtbar langweilig auf der Welt, wenn sich jeder natürlich benähme.«
    »Das finde ich auch. Ich möchte nicht wissen, was man fände, wenn man Dr. de Hoots Schichten bloßlegte. Er kann sehr beeindruckend sein - und auch sehr streng. Ich wollte einen Tag früher weg, aber er wollte nichts davon wissen.«
    »Das ist eine strenge Vorschrift! Ich glaube, er wünscht, daß sich die Patienten aufsparen, bis die Behandlung ganz zu Ende ist.«
    »Ich habe nicht an d a s gedacht, wirklich nicht, Doktor. Obwohl es mit dem Püppchen zu tun hat, das damals bei mir war, als ich mich überanstrengte. Zum Teufel, ich heiße zwar Eric, bleibe aber nicht auf meinen vier Buchstaben sitzen. Ich habe dem

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