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Finger weg Herr Doktor!

Finger weg Herr Doktor!

Titel: Finger weg Herr Doktor! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
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mehr getrübt hatte seit dem Tag, da er bei der chirurgischen Abschlußprüfung darauf gewartet hatte, bei Sir Lancelot Spratt dranzukommen.

18

    Am selben Abend, kurz vor sechs Uhr, hielten sich der Dean und Professor Bingham im Büro des Deans im St. Swithin auf. Bingham saß im weißen Mantel im Lehnstuhl des Deans, die Füße auf dem Schreibtisch, und schob seine Brille nachdenklich über den Nasenrücken auf und ab. Der Dean wanderte aufgeregt im Zimmer hin und her.
    »Es ist zuviel, Bingham! Alles mitsammen zuviel! Mehr, als Fleisch und Blut ertragen können! Ich werde Sommerferien machen. Vielleicht sogar auswandern. Ich sehe keinen Ausweg mehr.«
    »Aber gestern waren Sie noch so guten Mutes, weil er aufs Land gefahren war«, sagte Bingham erstaunt.
    »Ich weiß. Plötzlich, aus heiterem Himmel, sagte er, er wolle zu Freunden fahren. Für wenigstens vierzehn Tage, vielleicht sogar drei Wochen. Ich war überglücklich. Vielleicht habe ich es mir sogar anmerken lassen. Dann... heute früh... verdammter Mist, ist der Kerl wieder da.«
    »Könnten Sie nicht durchblicken lassen, daß er nicht willkommen ist?« - Der Dean lachte bitter. »Machen Sie eine Anspielung einem Elefanten gegenüber, der einen Fuß auf Ihrer Brust hat!«
    »Er ist nicht der angenehmste Gast, das gebe ich zu.«
    »Das ist noch nicht alles. Alle übrigen im Haus scheinen in ihn vernarrt zu sein. Miss MacNish, unsere Haushälterin. Dieses alberne skandinavische Au-pair-Mädchen. Sogar meine eigene liebe Frau scheint, so ungern ich das sage, ihm gewogen. Sogar meine Tochter Muriel, eine so empfindsame junge Person. Es geht über meinen Verstand. Frauen sind unbegreifliche Wesen. Vermutlich ist es eine Art Massenpsychose, wie sie in Klöstern und Mädchenpensionaten vorkommt.«
    »Das ist wohl recht mühsam.«
    »Nicht nur mühsam, sondern schandbar. Ich habe in meiner eigenen Familie keine Autorität mehr. O Gott, wäre ich ein Mann von weniger hohen Moralbegriffen, ich würde das bakteriologische Institut um eine Kultur unliebsamer Lebewesen ersuchen, sie in seinen Kaffee werfen und ihn endgültig los sein.« Er hielt inne und kratzte sich das Kinn. »Wenn ich die Totenschau hier abhielte«, fügte er nachdenklich hinzu, »könnte ich damit sogar durchkommen. Der Pathologieprofessor hat seine Besserwisserei immer schon gehaßt.«
    »Aber wenn er erst verheiratet ist -«
    »Wenn!« explodierte der Dean. »Das ist ja eben die Frage. Gestern früh beim Frühstück erzählte er mir, er würde die Hochzeit bis Weihnachten hinausschieben oder Weihnachten danach oder bis zur Jahrhundertwende, wenn ich recht verstanden habe. Und selbst dann wird er weiterhin unter Berufung auf den Stiftungsbrief im Spital herumtoben. Schreckliche Aussichten! Und ich würde ihm Zutrauen, daß er auch seine Braut mitbringt, um bei mir zu leben.«
    »Ach, dieser Unsinn mit dem Stiftungsbrief. Sie können doch sicher das Ministerium dazu bringen, etwas zu unternehmen?«
    »Unmöglich! Sie wissen, wie es in diesem Land zugeht. Die Rechtfertigung irgendeiner gedankenlosen Tat, die einer unserer Herrscher vor Jahrhunderten getan hat, beschäftigt jahrelang den gesamten Regierungsapparat. Wir werden das Gespött aller Londoner Spitäler sein, denken Sie an meine Worte. Das Gespött von ganz London! O Gott, hoffentlich erreicht das nicht die Ohren der Mitglieder des Blaydon Trusts. Sie wissen, wie eklig die sind. Sie haben anfangs sehr gezögert, uns das Geld zukommen zu lassen. Das könnte leicht unsere schönen neuen Pläne zunichte machen.« Er ballte die Fäuste in den Hosentaschen, blieb stehen und starrte düster auf das Gemälde von Luke Fildes. »Und das alles ist, verdammt noch mal, einzig und allein Ihre Schuld!« - »Meine?«
    »Ja! Ich hatte ihn schon soweit besänftigt, daß er auf eine Kreuzfahrt gehen wollte. Die Ärzte vom St. Swithin hätten die Reise mit Wonne bezahlt. Ich glaube sogar, ich hätte sie mit Wonne aus eigener Tasche bezahlt. Wenn er zurückgekommen wäre, hätte er uns vielleicht in Ruhe gelassen. Außerdem«, fügte er heiterer hinzu, »hätte er vielleicht wirklich diese asiatische Krankheit erwischen können.«
    »Aber was hat das alles mit mir zu tun?«
    »Sie wollen ihm nicht die fünfzigtausend Pfund zurückgeben, die er Ihrer Abteilung geschenkt hat. Sie werden schon sehen, wenn er erst anfängt, Ihnen über die Schulter zu schauen, um die Verwendung des Geldes zu kontrollieren.«
    »Das werde ich aushalten! Der Poltergeist hat mich nie

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