Finger weg Herr Doktor!
erschreckt, nicht einmal als Student.«
»Aber, Bingham - warum geben Sie ihm nicht wirklich einfach das Geld zurück?«
»Nein!«
»Aber warum denn nicht? Solange man uns nicht verdächtigt, das Obstgeld der Patienten für unsere Taschen zu behalten, werden wir doch sowieso immer wieder ein dickes Bündel Banknoten vom Blaydon Trust bekommen.«
»Hier geht es um ein Prinzip.«
»Prinzipien sind gut für euch verdammte Professoren, die ihr nie mit der Praxis zu tun habt! Ich kann sie mir nicht leisten.«
»Die Tatsache, daß Sir Lancelot jetzt nicht bald sterben muß, macht für mich keinen Unterschied. Ich bilde mir eben ein, er hat das Geld für den Zweck gestiftet, dem ich es zuführen werde, und nicht, weil es ihm gerade in den Kram paßte.«
»Bingham, es wäre mir lieb, wenn Sie aufhörten, mit Ihrer Brille zu spielen, das irritiert uns alle im St. Swithin schon seit Jahren. Bingham, es gibt drei Möglichkeiten: Erstens, Sie geben Sir Lancelot das Geld zurück, und wir haben ihn zum letztenmal gesehen. Zweitens, ich verlasse das Spital und arbeite für eine Wohltätigkeitsorganisation in Zentralafrika. Oder drittens, Sie werden so freundlich sein, einen anderen Weg zu finden, den verdammten Kerl loszuwerden. Herein, herein«, antwortete er auf ein Klopfen an der Tür. »Was zum Teufel wollen Sie?« fragte er, als Grimsdykes Kopf auftauchte.
»Kann ich Sie einen Augenblick sprechen, Sir?«
»Hinaus!«
»Wirklich nur einen Augenblick.«
»Hinaus!«
»Es ist wegen des Mädchens vom Röntgenlabor, das die Aufnahmen des armen Sir Lancelot vertauschte -«
Der Dean ergriff einen Briefbeschwerer mit der Aufschrift St. Swithin und warf ihn nach Grimsdyke.
»Muß Sorgen haben«, murmelte Grimsdyke und entfernte sich durch den Korridor.
Er schaute auf seine Uhr. Die Bar im Studentenraum mußte schon geöffnet sein. Er entschloß sich, schnell ein Bier zu nehmen.
Zu seiner Überraschung fand er die Bar voll lärmender Studenten, obwohl es noch früh am Abend war. Während er im Eingang stand, sagte eine Stimme neben ihm: »Ich glaube, ich schulde Ihnen einen Drink.«
»Ah, Klein Summerbee! Gern, wenn Sie sich durch diese Meute kämpfen wollen!«
»Nämlich wegen dieser Geschichte mit Stella.«
»Welcher Stella?«
»Sie wissen doch, das Mädchen vom Röntgen.«
»Hieß die Stella? Wie schnell man so etwas vergißt! Wie geht’s ihr?«
»Das weiß ich nicht. Sie hat eine neue Stelle. Ich nehme an, sie ist aus freien Stücken gegangen, dies aber dank Ihnen.«
»Ein amüsanter kleiner Zwischenfall!«
»Es tut mir leid, daß wir diesen Auftritt hatten. Mit unseren Wagen; oder besser gesagt, mit Ihrem und Sir Lancelots Wagen.«
»Vergessen wir das! Sie waren ein wenig halsstarrig, sagen wir. Aber ich an Ihrer Stelle würde mich immer noch vom Röntgen fernhalten«, fügte er weise hinzu, »für den Fall, daß sie zurückkommen sollte.«
»Ich will sie nie mehr Wiedersehen«, sagte Terry schnell. »Ihretwegen hatte ich Streit mit meinem Mädchen.«
»Wirklich? Sie sind ja ein kleiner Casanova!«
»Das bin ich.« Terry nickte traurig. »Aber um ehrlich zu sein, ich wäre mit meinem Mädchen nicht weit gekommen. Ihr alter Herr war mit mir nicht einverstanden.«
»Ach Gott, darum hat sich doch seit Romeo und Julia niemand mehr gekümmert.«
»Es ist komplizierter als bei Romeo und Julia!«
»Wissen Sie, was Sie tun? Gehen Sie zu ihrem Vater und sagen Sie ihm, daß Sie mit seiner Tochter auf und davon gehen und sie möglicherweise heiraten. Und wenn ihm das nicht recht ist, ziehen Sie beide zu ihm und leben auf seine Kosten.«
»Glauben Sie, daß das funktioniert?« fragte Terry zweifelnd.
»Ganz bestimmt. Er könnte nicht einmal Steuerermäßigung beantragen.«
»Ich werde darüber nachdenken. Was möchten Sie?«
»Harry Pinkers, denk’ ich. Ein großes.«
»Dr. Grimsdyke! Genau der richtige Mann -« Ken Kerrberry löste sich aus dem Rudel. »Das Komitee tritt gerade zusammen. Wegen der Radauwoche.«
»Ich bin ein bißchen zu alt, um mich als Krankenschwester zu verkleiden und Leute mit Mehltüten zu bewerfen.«
»Aber Sie stecken doch sicher voll Ideen? Nach all Ihrer Erfahrung mit Studentenulk!?«
Die anderen umringten ihn erwartungsvoll.
»Was für Ideen? Ein Taubenschwarm im Zimmer der Oberschwester? Der Wagen des Deans auf dem Dach? Solche Sachen?«
»Eine große Idee«, sagte Ken eindringlich, »etwas, wodurch man in die Zeitung kommt. Um wieder einmal auf St. Swithin aufmerksam zu
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