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Finger weg Herr Doktor!

Finger weg Herr Doktor!

Titel: Finger weg Herr Doktor! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
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Liebes, möchtest du nicht in England bleiben?«
    »Nein.«
    »Nicht um zu arbeiten, sondern - nun, verheiratet?«
    »Nein, die Häuser sind zu kalt und alles ist so schmutzig.«
    »Ich bin dir nicht sexy genug?« fragte er unglücklich.
    »Du bist wirklich leidenschaftlich, was ich auf den ersten Blick nicht angenommen hätte.«
    »Immerhin etwas.«
    »Du bist auch zärtlich. Und du bist nett. Und du bist auch recht intelligent, weißt du.«
    »Bist du sicher, daß nicht doch noch Zeit für einen ist?«
    Sie warf die Bettdecke zurück. »Nein, ich muß dem Weihnachtsmann um sieben seinen Tee bringen.«
    »Glaubst du, Sir Lancelot weiß von uns?«
    »Ich glaube, Sir Lancelot weiß alles.«
    Im Stockwerk darunter war Muriel schon auf und angekleidet. Sie stand oft zeitig auf, um vor dem Frühstück einige Stunden zu lernen. Sie saß inmitten von Lehrbüchern und Stößen von Skripten an ihrem Schreibtisch, aber anstatt zu arbeiten, schrieb sie einen Brief.

    Liebster, liebster Albert, hatte sie begonnen.
    Wie kann ich den Gedanken ertragen, noch fast eine ganze Woche warten zu müssen, bevor ich Dein liebes, süßes Gesicht wiedersehe? Doch ich verstehe. Du hast auswärts zu tun, und es wäre mir nicht recht, wenn Deine Boutique darunter litte, daß ich Dich selbstsüchtig in meinen Armen halten will. Nebenbei finde ich selbst Gelegenheit, mit meiner Arbeit voranzukommen. Ich bin gerade bei den Verdauungsbeschwerden - sehr interessant.
    Es kommt mir direkt lächerlich vor, daß wir uns erst vor knapp einer Woche - sechs Tagen - kennengelernt haben! Wie dankbar bin ich Ken Kerrberry, daß er uns vergangenen Freitag auf seiner Party zusammengebracht hat. Er muß gesehen haben, daß wir füreinander geschaffen sind.
    Muriel hielt inne und biß an ihrem Kugelschreiber herum, dann fügte sie hinzu:
    Liebling, Albert, Du hast mir den Glauben an die Menschheit wiedergegeben.
    Alles Liebe und heiße Küsse!
    Muriel

    Sie steckte den Brief in einen Umschlag und vertiefte sich seufzend wieder in Baileys und Loves »Praktische Chirurgie«.
    Nebenan saß der Dean kerzengerade in seinem Bett. »Es ist höchst erstaunlich. Und vielleicht sogar erschreckend. Ich weiß nicht, wie oft ich ihn jetzt gehabt habe - eigenartig, wie solche Sachen dem Gedächtnis entgleiten -, aber sicher ist das einer von jenen immer wiederkehrenden, unter denen man hin und wieder zu leiden hat. Da stehe ich also am Ende des langen Ganges - es ist immer derselbe: Gemälde an den Wänden, schimmernde Kerzenleuchter, langer roter Teppich in der Mitte. Sehr einprägsam. Langsam schreite ich in Gehrock und gestreifter Hose auf eine flaggengeschmückte Estrade zu, Union Jack, Wimpel, Sternenbanner, wie auf einer Messe. Oben steht Ihre Majestät mit einem Schwert. Ich knie zu ihren Füßen nieder, in Erwartung des Ritterschlages, statt dessen schlägt sie mir den Kopf ab. Dann wache ich auf!«
    Seine Gattin in der anderen Betthälfte hatte die Augen geschlossen.
    »Ich hatte wieder meinen Traum, Liebling«, sagte er laut.
    »Was, Liebling?«
    »Meinen Traum, Liebling. Daß mir die Königin den Kopf abschlägt.«
    »Ja, Liebling.«
    »Meinst du, soll ich zum Psychiater gehen?«
    »Ich denke schon, Liebling.«
    Der Dean kniff die Lippen zusammen. »Ich frage mich, warum meine Träume immer so viel interessanter sind als die anderer Leute?«
    Im Hintertrakt des Hauses war Miss MacNish in ihrem rosafarbenen, gesteppten Schlafrock bereits auf. Wie viele Menschen, die nur einen Raum im Heim anderer bewohnen, war sie gezwungen, manche ihrer Schätze in einem Koffer unter dem Bett zu verwahren. Diesen hatte sie geöffnet und die Hälfte seines Inhalts über den Fußboden verstreut. Sie wühlte herum und suchte, nach ihrem Gesichtsausdruck zu schließen, verzweifelt nach einem Gegenstand von großer Wichtigkeit.
    Sir Lancelot schlief in seinem Gästezimmer so geruhsam wie immer.
    Der Traum von der königlichen Enthauptung trübte den Tagesbeginn des Deans. Beim Frühstück saß er ungewöhnlich schweigsam da. Nicht, daß sehr viel Gelegenheit zum Plaudern gewesen wäre, da Sir Lancelot offensichtlich strahlender Laune war und die anderen mit einem freundlichen Monolog über verschiedene chirurgische Katastrophen traktierte. Josephine, die Gattin des Deans, eilte zum Friseur. Muriel und George erklärten beide, daß ihre erste Vorlesung abgesetzt worden sei, und gingen in ihre Zimmer, um zu lernen. Der Dean und Sir Lancelot blieben allein.
    »Und womit werden Sie sich

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