Finger weg Herr Doktor!
wunderbare Neuigkeit.«
»Hast du es schon gehört? Ist es nicht herrlich?«
»Dann hast also du schon davon gehört? Und du bist einverstanden?«
»Natürlich. Seit Wochen arbeite ich darauf hin.«
»Das hast du wirklich getan? Das ist fein. Ich dachte eher, du würdest diese Idee mißbilligen.«
»Wie um alles in der Welt kommst du darauf? Wir werden endlich ein bißchen Ruhe haben, wenn er unseren Familienkreis verlassen haben wird.«
»Er ist schon manchmal etwas laut. Aber er wird uns natürlich gräßlich fehlen.«
»Fehlen? O ja! Wie der Mist, wenn ihn die Müllabfuhr am Montagmorgen ausleert.«
»Lionel! Wie - b i 11 e iß nichts mehr davon - wie sprichst du von deinem eigenen Sohn?«
»Ich habe an meinen Sohn nicht einmal gedacht«, entgegnete er gereizt. »Ich meine Lancelot.«
»Du bist ja ganz besessen von Lancelot. Hör mir bitte einen Augenblick zu. Sie wollen heiraten.«
»Ja, freilich. Wozu, glaubst du, ist dieses Bankett sonst gut?«
»Ich meine, George möchte Inga heiraten.«
»Wirklich? Darüber werden wir noch reden. Wovon will der Narr denn leben? Von mir kriegt er keinen Penny. Und von dem Gefasel, das er fürs Fernsehen schreibt, wird er nicht sehr fett werden. Wahrscheinlich will er Busfahrer werden. Ich nehme an, darauf wird nicht einmal Inga großen Wert legen.«
»Warum gehst du immer so schrecklich auf die kleine Inga los?«
»Nun, sie kann keine großen Ansprüche stellen. Sie erzählte mir, daß ihr Vater in Stockholm Streichhölzer, verkauft. Also eine Art Bettler, vermute ich.«
»Du ziehst wohl nicht die mangelhaften Englischkenntnisse des armen Mädchens in Betracht. Er verkauft seine schwedischen Streichhölzer nach Hundertmillionen. Täglich.« - »Oh, wirklich?«
»Und noch etwas. Inga schaut ihn nicht an, bevor er sein Medizinstudium nicht beendet hat. Sie hat Hausverstand, weißt du! Sie möchte, daß er einen ordentlichen Beruf hat.« Josephine lachte. »Sie wird eine herrliche Arztgattin abgeben. Sie sieht ja direkt antiseptisch aus, findest du nicht?«
Das frisch verlobte Paar, das an der Tür gehorcht hatte, fand den Augenblick gekommen, Hand in Hand mit unschuldiger Miene einzutreten.
»Dann bin ich entzückt«, entschied der Dean. In der Stimmung, in der er sich an diesem Morgen befand, wäre er auch entzückt gewesen, wenn ihm sein Sohn angekündigt hätte, er würde ein Revuegirl heiraten. »Ja, du hast meinen Segen, wie man zu sagen pflegte, als Kinder ihre Eltern in solchen Dingen noch ins Vertrauen zogen. Gut, gut! Du heiratest also, George! Ich habe dir nie eine solche Initiative zugetraut. Wenn du jetzt eine Frau nimmst, mußt du ausgeglichener werden, eine ernste und nüchterne Lebensauffassung annehmen. An der Ehe ist nichts Frivoles oder Unterhaltsames, weißt du?«
»Ja, Papa, du sagst es.«
»Ich muß gestehen, ich habe mir oft gewünscht, daß du etwas von dem Hausverstand und dem sozialen Verantwortungsgefühl, das deine Schwester Muriel an den Tag legt.« - Miss MacNish erschien. »Herr Doktor, soeben sind drei Polizisten gekommen.«
»Polizisten? Ich habe nicht nach ihnen geschickt. Wohl um den Verkehr draußen zu regeln. Muß Lancelots Werk sein. Wilde Extravaganz. Wenn man nichts zahlt, wird man sie nicht los. Sagen Sie ihnen, sie sollen gehen.«
»Das habe ich bereits getan, Herr Doktor. Aber sie wollen nicht.«
»So eine Frechheit. Sagen Sie, wir brauchen ihre Dienste nicht. Es war ein Mißverständnis. Ich werde an Scotland Yard schreiben.«
»Sie haben einen Haussuchungsbefehl, Herr Doktor.«
Der Dean erstarrte. »Haussuchungsbefehl? Aber da muß ein Irrtum vorliegen...«
»Du solltest sie lieber hereinlassen und das aufklären, bevor Lancelot herunterkommt«, sagte Josephine.
»Ja, ja, führen Sie sie herein«, sagte der Dean, griff nervös nach einem dreieckigen Schwarzbrot mit Lachs und verschlang es.
Zwei der Polizisten waren in Uniform. Höflich nahmen sie die Helme ab. Der dritte war ein untersetzter junger Mann in Zivil.
»Fürchte, wir stören die Feier, Sir«, sagte er freundlich und schwenkte seinen Ausweis hin und her.
»Aber das... das ist eine grobe Verletzung der persönlichen Freiheit.«
»Ich weiß, wie Ihnen zumute ist, Sir. Wir werden Sie nicht lange aufhalten. Ich hätte gern ein paar
Worte mit der hier wohnhaften Miss Muriel Lychfield gesprochen.«
»Mit meiner Tochter? Aber warum?«
»Ich habe einen Haftbefehl gegen sie, Sir.«
»Oh!« schrie Josephine.
»Was geht hier vor?« wandte sich Inga
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