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Finger weg Herr Doktor!

Finger weg Herr Doktor!

Titel: Finger weg Herr Doktor! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
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Lancelot, daß es zu den wenigen mir noch gebliebenen Vergnügen meines geschäftigen und gehetzten Daseins gehört, mir beim Frühstück den Kopf über das Kreuzworträtsel zu zerbrechen. Ich bekomme meine Zeitungen überhaupt nur zu Gesicht, weil ich kurz nach Ihrer Ankunft Miss MacNish ausdrücklich gebeten habe, sie nicht gleich mit dem Morgentee in Ihr Zimmer zu schicken.«
    Sir Lancelot schnaubte. »Ich glaube, ich habe ärgere Sorgen.« Er schenkte sich Kaffee ein. »Schwänzen heut die Schule, wie ich sehe? Um die Zeit sind Sie gewöhnlich im Spital.«
    »Ich schwänze nicht. Ich habe auf Sie gewartet.«
    »Nett von Ihnen, aber eigentlich nehme ich diese Mahlzeit lieber allein ein.«
    »Ich habe Ihnen etwas zu sagen, was Ihnen, fürchte ich, einiges Unbehagen bereiten wird.«
    »Es ist doch nicht schon wieder wegen dieser verdammten Heizdecke?«
    »Lancelot, wenn Sie dieses Haus morgen verlassen, um aufs Standesamt zu gehen, verlassen Sie es für immer. Darüber sind wir uns, glaube ich, einig. Aber Sie werden auch St. Swithin für immer verlassen.«
    Sir Lancelot starrte ihn an. »Was soll das? Kommandieren Sie mit mir herum Sie kleiner Möchtegern-Napoleon?« - »Ich hatte vor, Ihnen eine unerfreuliche Angelegenheit schonend beizubringen. Wenn Sie weiterhin solche Ausdrücke gebrauchen, werde ich weniger Feingefühl anwenden.«
    »Halten Sie jetzt den Mund, Dean, und läuten Sie um meine Eier mit Speck.«
    »Ich glaube, es wäre vorteilhaft für Sie, wenn wir keine Zuhörer hätten. Lancelot, wollen Sie sich bitte an Donnerstag, den 25. Juni 1953, zurückerinnern? Das war das Krönungsjahr.«
    Sir Lancelot überlegte. »Das war der erste Tag der Kricketentscheidungskämpfe gegen die Australier unter Hassett, die Saison, in der wir die Trophäe zurückbekamen, weil wir das Endspiel gewannen -«
    »Ich will jetzt nichts von Trivialitäten hören«, schnauzte ihn der Dean an. »Ich dachte, daß sich dieses Datum Ihrem Gedächtnis unauslöschlich eingeprägt hat. An diesem Tag trat der Disziplinarhauptausschuß im Spital zusammen«-»Hm«,sagte Lancelot.
    Der Dean nahm ein Buttermesser und klopfte auf den Teller, um seine Rede zu unterstreichen.
    »An diesem Junitag waren Sie noch Mr. Spratt, ein junger Facharzt im Stab von St. Swithin. Aber vielleicht waren Sie sich nicht im klaren darüber, daß Sie an der Schwelle Ihrer größten Zeit als Chirurg standen, was, wie ich offen und freudig zugebe, der Menschheit großen Segen und dem Spital beachtliche Anerkennung gebracht hat.«
    »Hm«, wiederholte Sir Lancelot.
    »Sie erschienen unter ziemlich eigenartigen Umständen vor dem Ausschuß.« Der Dean trommelte lauter. »Erstens waren nur drei Mitglieder zusammengekommen. Höchst regelwidrig. Die Zusammenkunft fand zu ungewöhnlicher Zeit statt, um neun Uhr abends, so daß sich nur wenige konsultierende Ärzte im Spital aufhalten konnten. Und von diesen drei Mitgliedern, die leider alle tot sind, waren zwei Internisten mit Ihrer Familie verschwägert. Vorsitzender war der Chefchirurg, Ihr Onkel, der im Begriff war, in Pension zu gehen. Sonderbar.«
    »Es wäre mir sehr lieb, wenn Sie aufhörten, auf diesem verdammten Butterteller >God save the Queen< zu trommeln.«
    Der Dean ließ das Messer fallen. »Weiters, Lancelot, wurden die betreffenden Seiten des Protokollbuches mysteriöserweise zusammengeklebt.«
    »Daran ist nichts Mysteriöses. Ich klebte sie zusammen.«
    »Mit Hilfe eines Skalpells wurde die Geschichte dieser Konferenz nun enthüllt. Das Verfahren scheint lächerlich kurz und lächerlich milde gewesen zu sein. Ein Verweis, erinnere ich mich, war die einzige Bestrafung. Alles wurde mit Diskretion, ja Zartgefühl erledigt. Die Dame, um die es ging, wurde durchwegs schlicht als >Mrs. X< bezeichnet. Ich werde nicht in Sie dringen, wer die Unselige war -«
    »Das möchte ich Ihnen auch geraten haben, und sie war nicht unselig.«
    »Nichtsdestoweniger, Lancelot, Sie verletzten den Anstand, indem Sie mit ihr auf ein Wochenende nach Frankreich fuhren. Nach Le Touquet. Ich muß schon sagen, es scheint Ihnen Vergnügen zu machen, sich zu wiederholen.« - »Na und? Was war schon groß dabei? Selbst wenn ich es zweimal im Leben tat.«
    »Mit einem Unterschied: Im zweiten Fall wird die Dame, die Sie begleitete, morgen Ihre Frau. Selbst der engstirnigste Moralist würde Abstand nehmen, dagegen Einwände zu haben. Bei dem früheren Unternehmen hatte die Dame bereits einen Gatten.«
    »Sie waren nur formell

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