Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fingermanns Rache

Fingermanns Rache

Titel: Fingermanns Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christof Weiglein
Vom Netzwerk:
Loki unsere Aufmerksamkeit lenkt. Eine Verbindung ist mehr als offensichtlich. Ich gehe davon aus, dass Loki selbst Insasse des Heims war. Wahrscheinlich hat er Arndt dort kennengelernt. Deshalb sollten wir Arndts damaliges Umfeld eingehend überprüfen.«
    »Das sehe ich auch so. Schauen Sie mal, was Sie von hier aus erreichen können. Eventuell müssen Sie noch mal nach Tromptow. Was sagt eigentlich die Spurensicherung über die Werkstatt?«
    »Der Bericht steht noch aus. Ich werde Sie auf dem Laufenden halten.«
    »Und wie sieht es mit Arndts Artikeln für den STRASSENRAND aus, die Sie durchforsten wollten?«
    »Ich habe nichts Auffälliges gefunden.«
    »Alles in allem sind wir also nicht viel weiter. Wir haben zwar eine Verbindung von Arndt zu dem Entführer entdeckt, aber was sagt das schon aus? Es kann ja durchaus sein, dass Arndt Loki gar nicht kennt, selbst wenn die beiden im gleichen Heim waren. Vielleicht wurde er nur zufällig von Loki ausgewählt. Außerdem müssen wir Arndts Verhalten berücksichtigen; er legt es ja geradezu darauf an, verdächtig zu sein. Womöglich gefällt ihm einfach die Rolle des Hauptverdächtigen, und wir ermitteln in eine ganz falsche Richtung. Wer weiß?«
    »Das mag schon sein. Dennoch ist er unsere einzige Spur. Bei ihm laufen alle Fäden zusammen.«
    Schorten nickte. »Bleiben Sie an Arndt dran.«
    *
    Der für Arndts Überwachung zuständige Beamte rief Marion am frühen Nachmittag an und teilte ihr mit, dass Arndt im Begriff war aufzubrechen. Marion übernahm die Bewachung und folgte Arndt, der entweder schon wieder oder immer noch betrunken war. Unerträglich langsam schleppte er sich zur U-Bahn-Station, wo er beinahe die Treppe hinunterfiel. Im Zug schlief er ein, bis ein Kontrolleur seine Fahrkarte verlangte. Danach schloss er abermals die Augen. Kurz vor der Endstation weckte Marion ihn. Seine trüben Augen schienen sie gar nicht wahrzunehmen, als sie fragte: »Herr Arndt, wo wollen Sie denn hin?«
    Arndt flüsterte: »Der Weg ist das Ziel«, und ergänzte dann etwas lauter: »Wenn ich das verrate, ist die ganze Überwachung fürn Arsch.« Daraufhin drehte er sich weg und schlief abermals ein. Genervt setzte sich Marion ans andere Ende des Zugabteils.
    An der Endstation stieg Arndt erst aus, als ihn das Reinigungspersonal hinauswarf. Er quälte sich zum gegenüberliegenden Bahnsteig, wo er seltsam anmutende gymnastische Übungen durchführte. Auf zittrige Kniebeugen folgte Armkreisen und eine Art Schattenboxen. Dann hüpfte er von einem auf das andere Bein, und zum krönenden Abschluss rannte er auf der Stelle, was er aber nur ein paar Sekunden durchhielt.
    Als die nächste U-Bahn eintraf, stieg er ein und fuhr zurück bis zum Bahnhof Zoo. Dort trieb er sich eine Weile herum und bettelte Touristen an. Irgendwann entdeckte er einen Straßenmusiker, den er auf seiner Flöte begleitete, bis dieser ihn vertrieb. Aus sicherer Entfernung schrie Arndt noch Dinge wie »Zensur und Diktatur«, dann rannte er um die Ecke.
    »Auch das noch«, stöhnte Marion und folgte ihm. Sie sah gerade noch, wie er den Bahnhof verließ. Als sie draußen angekommen war, hatte sie ihn aus den Augen verloren.
    Marion entschied sich, Richtung Ku’damm zu gehen, weil er sich dort in der Menge am besten verstecken konnte. Nach zehn Minuten erfolglosen Suchens setzte sie sich auf eine Bank und wartete. Es kam so, wie sie es sich gedacht hatte. Arndt tauchte wieder auf. Er hatte eine Plastiktüte mit dem Aufdruck eines lachenden Schweinekopfs in der Hand und kam auf sie zu. Im Vorbeigehen gab er ihr wortlos einen Zettel.
    Schicksalsergeben stand Marion auf und folgte Arndt. Im Gehen las sie: »Bereiten Sie sich auf Regen vor.« Marion blickte zum Himmel. Es war keine Wolke zu sehen.
    Diesmal schien Arndt keine Zeit zu verlieren. Ohne Umschweife nahm er die S7 und stieg beim Hackeschen Markt aus. Auf dem Vorplatz stand wie üblich Max Dreiklang und verkaufte den STRASSENRAND . Seine Begrüßung Arndt gegenüber fiel sehr verhalten aus. Erst als er Marion sah, lächelte er. Arndt hatte von Max inzwischen eine alte Obstkiste erhalten, mit der er hinunter zur Spree strebte. Marion deutete dem Zeitungsverkäufer an, dass sie Arndt folgen müsse, woraufhin dieser seine Habseligkeiten zusammenpackte und sich ihr anschloss.
    »Ist eh gerade Flaute, das Geschäft zieht erst am Abend wieder an«, erklärte Max. »Und heute sieht Wilbur entschlossen aus; wird bestimmt ein guter Auftritt.«
    Am Spreeufer, dort, wo

Weitere Kostenlose Bücher