Fingermanns Rache
Geruch, nur um vieles intensiver. Wie die Tesic. Bakker schluckte. Eine Tür ging auf, dahinter ein dunkler Gang. Die Frau verschwand, Bakker zögerte. Gefahr, meldete sich sein Instinkt. Eine weitere Tür öffnete sich. Blaues Licht fiel in den Gang, zeichnete die Umrisse der Frau deutlich nach. Sie drehte sich halb. Bakker sah ihr Profil. Sie hob die Hand. Bakker vergaß die Warnung.
Feuchte, warme Luft schlug ihm entgegen. Der Raum war groß. Eine Bar, eine Bühne, unbesetzte Tische. Die Frau war verschwunden. Hinter ihm schloss sich die Tür. Bakker drehte sich. Eine weitere Frau. Schlank, schwarze kurze Haare. Das Make-up um die Augen verschmiert, ihr Blick herausfordernd, das Lächeln nicht zu deuten.
»Sie sehen durstig aus.« Die Frau zeigte zur Bar. Bakker nahm Platz.
»Nicht viel los hier«, sagte er.
»An manchen Tagen reicht ein Gast«, entgegnete sie. Bakker starrte in ihren Ausschnitt, während sie ein Getränk mixte.
»Was ist das?«, fragte er.
»Ein Glücklichmacher.«
»Seh ich aus, als ob ich das bräuchte?«
»Wer braucht kein Glück?«
Bakker grinste und trank. Scharf und etwas süßlich rann das Getränk seine Kehle hinunter.
»Schmeckt verdammt gut.«
»Glück trifft jeden Geschmack«, sagte sie und stellte ein zweites Getränk auf die Theke.
»Wie heißt du?«
»Angrboda.«
»Was ist denn das für ein Name?«
»Kommt aus dem Nordischen und hat irgendwas mit Göttern zu tun. Passt ganz gut zum Clubnamen.«
»Und die andere?«
»Hel.«
»Auch was Nordisches?«
»Genau.«
»Kommt sie wieder?«
»Sie hat gleich ihren Auftritt.«
Bakker drehte sich zur Bühne, die in Schwarzlicht getaucht war. Ein breites Stahlbett nahm die Mitte ein. Gitter und Ketten hingen von der Decke und begrenzten die Bühne. Das Bild verschwamm etwas vor seinen Augen. In das Schwarzblau des Lichts mischte sich ein Rot. Bakker wischte sich übers Gesicht, das Bild wurde nicht schärfer. Er spürte deutlich die Auswirkungen des Getränks. Sein Puls ging schneller, er nahm seine Umwelt anders wahr und fühlte sich seltsam erregt. Bakker trank das zweite Glas aus. Sphärische Musik setzte ein, füllte den Raum, kroch in seine Glieder und ließ ihn aufstehen.
Angrboda nahm seinen Arm, legte ihn um ihre Schulter. Seine Beine waren wie aus Wachs, seine Hand lag auf ihrem Busen. Er lachte.
Hel trat auf die Bühne. Ihr Mantel war offen. Die Korsage glänzte feucht. Bakker wankte die Treppe zur Bühne hinauf. Angrboda ließ ihn los, und er landete vor Hels Füßen. Sein Blick wanderte die endlosen Beine hinauf. Zwei Hände packten ihn und zogen ihn aufs Bett. Er roch wieder das Parfüm und leckte sich die Lippen. Eine Kamera ging an. Hels Mund kam an sein Ohr.
»Zieh dich aus.«
Bakker lachte erneut. Das Hemd zerriss er, bei Hose und Schuhen bekam er Hilfe. Die Kamera kreiste ums Bett; Angrboda filmte.
»Nimm das Halsband.«
Bakker legte ein Halsband an, in das ein Stahlseil eingenäht war.
»Hak es ein.«
Am rückwärtigen Bettgestell war eine Kette befestigt, die er mittels Karabinerhaken mit dem Stahlseil verband. Hel kniete sich über seine ausgestreckten Beine, ihre Brüste vor seinen Augen.
»Jetzt die Fesseln.«
Bakker griff nach Hel.
»Erst die Fesseln!«
Am Bettgestell waren Handschellen angeschweißt. Bakker legte seine rechte Hand in die eine. Sie schloss automatisch.
»Die andere Hand auch.« Hel fuhr mit ihrem Handschuh über Bakkers Brust, der zweite Mechanismus klickte. Bakker war gefesselt. Hel lehnte sich zurück. Bakker wollte sich aufrichten, dabei bemerkte er, dass sich das Stahlseil um seinen Hals zuzog. Auch als er sich flach hinlegte, ließ die Spannung nicht nach. Hel fuhr mit ihrer Zunge über Bakkers Gesicht. Wieder roch er das Parfüm. Hels Gesicht entfernte sich, Bakker suchte ihre Lippen, das Halsband wurde enger.
»Das ist der Preis«, hauchte Hel und öffnete die Korsage. Bakker zerrte an seinen Fesseln, er begann zu röcheln. Hel umfasste ihre Brüste. Bakker stöhnte und hob seinen Kopf ein weiteres Stück. Er musste sie besitzen, sie war wie die Tesic. Der Mangel an Luft spornte ihn zusätzlich an, er genoss die Atemnot. Hels Oberkörper näherte sich seinem Gesicht. Ihre Brustwarze streifte seinen Mund. Bakker folgte dem harten Fleisch, das Stahlseil schnitt in seine Kehle. Hel ließ sich nach hinten fallen, sie lachte, Bakker lachte ebenfalls und riss seinen Kopf mit aller Macht nach vorn.
Tod eines Ermittlers
Selbst der Meister der Intrige kommt nicht gegen
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