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Fingermanns Rache

Fingermanns Rache

Titel: Fingermanns Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christof Weiglein
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zu befassen. Auch hierin war Lokis Geschick zu erkennen. Er gab den Takt vor und unterdrückte somit jede Eigeninitiative, jedes Abweichen von seinem Plan. Dem musste sie entgegenwirken. Tromptow, dem Archiv von Miriam Eisen, galt jetzt ihr Hauptinteresse. Morgen früh schon würde sie fahren.
    Der Eingang einer E-Mail änderte alles. Loki hatte sich wieder gemeldet. Marion lächelte. So einfach würde sie es ihm diesmal nicht machen. Auch wenn Tromptow abermals verschoben war, hatte sie eine Handhabe gegen den Meister der Intrige, eine viel bessere sogar.
    *
    »Das Wochenende kannst du vergessen«, sagte sie zu Kai Mendel, als er sich an den Schreibtisch setzte. Marion legte die neueste Nachricht des Entführers auf den Tisch. »Die Angaben sind recht exakt. Loki will, dass wir ihn finden.«
    Mendel studierte die Stichworte. »52° 30‘ – 52° 31‘ N, 13° 29‘ – 13° 30‘ O. Das sind Koordinaten«, stellte er fest.
    »Ja«, bestätigte Marion, »damit lässt sich ein Gebiet um Treptow-Köpenick eingrenzen.«
    »Was haben wir denn noch?«, sagte er und las laut weiter. »Schornsteine, Geiselübergabe, Dienstag, Müller, die Wahrheit und nichts als die Wahrheit, Showdown, es trifft den Richtigen, hütet euch vor Kabeln.« Mendel legte den Ausdruck kopfschütteln beiseite. »Unser Entführer liebt Rätsel.«
    Marion nickte. »Und er liebt es zu spielen. Der ganze Fall ist für ihn ein Spiel, und wir sind seine Figuren. Er will, dass wir seiner Regie folgen, dass wir sein Spiel spielen. Allein deswegen die Entführung und der Mord.«
    Mendel schaute verwundert. »Du meinst, sein Motiv ist die Manipulation von Menschen? Das Ausüben von Macht – so was wie Gott spielen?«
    »Ja. Wenn du nur mal die letzten Tage Revue passieren lässt, wirst du zu einem ähnlichen Schluss kommen.«
    »Und was ist mit dem Kinderheim? Die Missstände sind es doch, auf die Loki aufmerksam machen will.«
    »Das ist nur ein Teil des Ganzen. Lokis eigentliches Motiv ist, uns in seinem Sinne zu manipulieren. Wir sind Figuren auf seinem Schachbrett.«
    »Das halte ich für weit hergeholt, Marion.«
    »Schau dir doch mal Arndts Artikel genau an. Sie nehmen unsere Handlungen vorweg. Erst wird unsere Ermittlungsarbeit beeinflusst und dann unser Privatleben.«
    »Wir müssen Arndts Artikel und die Informationen des Entführers getrennt betrachten. Du vermengst hier beides. Was die Ermittlungen betrifft, mussten wir den Hinweisen Lokis nachgehen – das ist eine ganz normale Handlungsweise, von Manipulation also keine Spur. Für den privaten Bereich, der sich auch nur auf Schorten bezieht, zeigt sich Arndt verantwortlich. Die Informationen hierzu hat er bekanntlich aus dem Internet. Sie stammen nicht vom Entführer. Wenn also jemand manipuliert, dann ist es Arndt, und der hat nach dem momentanen Stand der Ermittlungen nichts mit dem Verbrechen zu tun.«
    »Da irrst du dich. Arndt hat vorhin gestanden.«
    Mendels Gestalt straffte sich. »Was? Und wieso sagst du mir das erst jetzt?«
    »Weil es von dem Geständnis keine Aufzeichnung gibt, wir haben weiterhin nichts gegen ihn in der Hand. Im Übrigen bist du der Erste, der davon erfährt.«
    »Na, da fühle ich mich aber geehrt. Hat Arndt wenigstens konkrete Angaben gemacht?«
    »Nein, er verliert sich weiterhin im Ungewissen. Außerdem war seine Aussage kein Geständnis im eigentlichen Sinn.«
    »Was soll das schon wieder heißen?«
    »Nun, er weiß von dem Video, das Bakkers Tod zeigt, obwohl das bisher nur einem kleinen Personenkreis bekannt ist. Als ich ihn darauf ansprach, rühmte er sich seiner Beteiligung an der Erstellung des Videos.«
    »Und sagte er, warum Bakker ermordet wurde?«
    »Arndt spricht nicht von Mord, eher von Selbstjustiz. Bakker hat sich in seinen Augen selbst gerichtet. Dennoch bleibt es ein Verbrechen. Begründet hat er Bakkers Tod damit, dass Bakker ein schlechter Mensch sei und es verdient habe zu sterben.«
    »Für mich klingt das nicht besonders überzeugend. Wusste er denn, was gezeigt wurde? Hat er gesagt, wie er das Ganze organisiert hat?«
    »Nur, wie er die letzte Folge des Fortsetzungsromans an die Zeitung verschickt hat. Den Rest sollen wir gefälligst selbst herausfinden. Du kennst ja seine Art.«
    »Die kenne ich zur Genüge. Er ist ein Aufschneider. Er macht sich gerne wichtiger, als er ist. Kann es nicht sein, dass er dich reingelegt hat? Vielleicht hast du ihm unbewusst einen Tipp gegeben, den er dankbar aufgenommen hat.«
    »Kai«, sagte Marion

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