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Fingermanns Rache

Fingermanns Rache

Titel: Fingermanns Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christof Weiglein
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gegen den Anschlag und federte zurück. Marion stürmte in Arndts Kammer und baute sich vor ihm auf.
    »Ist es ein Handy? Oder haben Sie alles per E-Mail übermittelt?« Marions Stimme überschlug sich beinahe, was sie ärgerte. Sie atmete tief durch und wartete auf eine Antwort. Arndt hob nicht einmal den Kopf. Er formte aus Draht eine weitere Figur, deren Gestalt noch nicht zu erkennen war.
    »Wissen Sie«, sagte er leise, »dass Bakker eine meiner Figuren zerstört hat?«
    »Hören Sie auf damit!« Marion war noch immer außer sich.
    »Womit?« Arndt hob langsam seinen Kopf, sein Armeemantel knarzte. »Mit meiner Kunst oder mit Bakker?«
    Marion setzte sich. Ungeduld war hier fehl am Platze.
    »Ein Kaffee?«, fragte Arndt und zeigte auf eine Thermoskanne. Ohne auf Marions Reaktion zu warten, schenkte er ihr und sich ein. »Ich nehme mit Schuss. Sie natürlich nicht.« Lächelnd füllte Arndt seine Tasse mit Kognak auf.
    Marion trank langsam. Der Kaffee war heiß. Er tat ihr gut. Arndt beschäftigte sich weiter mit seiner Figur. Draußen hörte Marion jemanden »Mahlzeit« sagen, es war jetzt 12 Uhr 30. Marion massierte sich die Stirn, sie fühlte sich gerädert. Gerne wäre sie jetzt weit weg gewesen, weit weg von diesem Fall, von Arndt, von Bakker, irgendwo am Meer.
    »Die Nachricht an die Zeitung habe ich von einem Ihrer Computer verschickt«, begann Arndt zu erzählen. »War kein Problem. Mein Wachhund hatte keine Bedenken, als ich mir in den Gängen des Gebäudes die Füße vertrat. Wo sollte ich denn auch hin, wo doch alle Ausgänge verschlossen waren. Seien Sie ihm nicht böse. Ein geeignetes Büro zu finden war leicht. Einer Ihrer Kollegen hat sein Passwort auf einen Zettel geschrieben und im Schreibtisch versteckt. Ist auch schwer zu merken, so ein Passwort.«
    »Ganz einfach also«, sagte Marion vor sich hin und ärgerte sich einmal mehr über die Nachlässigkeiten in diesem Fall. Oder waren es keine Nachlässigkeiten? Nutzte Arndt mit gerissenem Gespür alle Sicherheitslücken? Oder waren die Sicherheitslücken erst durch die besondere Konstellation in diesem Fall entstanden? Hatte man sich mit Arndt ein trojanisches Pferd eingehandelt? Er hatte sein Quartier dort, wo alle Informationen sich bündelten, er verschaffte sich Zugang zum Polizeirechner. Im Grunde war er Herr des Geschehens.
    Marion löste sich aus ihren Gedanken und sagte: »Es gibt ein Video von Bakkers Tod. Am Schluss erscheint eine Texteinblendung. Eine Anspielung auf gestern Abend, auf die versuchte Vergewaltigung. Nur Sie wissen davon. Erklären Sie mir, wie es dazu kommen konnte.«
    »Der Film. Ja, der Film.« Arndt blinzelte. »Sagen Sie, ist er gelungen? Ich habe ihn noch nicht gesehen.«
    Marion horchte auf. »Wollen Sie etwa gestehen?«
    »Ich gestehe alles, bei ihren schönen Augen.«
    »Herr Arndt, wissen Sie überhaupt, was da vorgefallen ist? Dieses Video, die Tat, das ist äußerst abstoßend. Es geht hier um Mord.«
    »Der Film ist nicht gut. Ich hab’s befürchtet.«
    Marion konnte mit seiner Reaktion nichts anfangen. War er wirklich verrückt? Tonlos sagte sie: »Alle ein-und ausgehenden E-Mails werden aufgezeichnet. Auch die Telefonate. Wenn Sie etwas Verfängliches gesagt oder geschrieben haben, erfahren wir es.«
    Arndt seufzte. »Ach, Frau Tesic. Für wie dumm halten Sie mich? Sie werden nichts finden.«
    »Sind Sie sicher? Sie konnten das Gebäude nicht verlassen. Sie wurden die ganze Zeit überwacht. Da bleiben nicht viele Möglichkeiten für den Kontakt mit Ihren Komplizen. War es ein Handy?«
    »Was soll das, Frau Kommissarin? Ich nehme Ihnen doch nicht die ganze Arbeit ab. Dafür werden Sie schließlich bezahlt.«
    Gereizt sagte Marion: »Das alles ist für Sie ein Spiel. Wie krank sind Sie eigentlich? Ein Mensch wird entführt, schon allein das ist ein verabscheuungswürdiges Verbrechen. Doch damit nicht genug. Jetzt musste sogar noch jemand sterben. Warum nur?«
    »Warum werden Menschen ermordet? Aus Habgier, aus Wut, aus Rache? Rache wäre doch ein gutes Motiv. Sie können das sicher gut nachvollziehen. Manche töten in ihren Gedanken. Andere gehen handfester vor und nehmen einem die Arbeit ab.«
    Marion wich zurück. »Sie meinen, Sie wollten mir einen Gefallen tun?«
    »So uneigennützig bin ich nicht. Bakker war ein schlechter Mensch, er hatte es verdient. Und auf eines will ich noch hinweisen: Wenn einer sich freiwillig die Luft abdreht, dann ist das kein Mord.«
    »Das wird sich noch herausstellen, Herr

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