Finish - Roman

meisten der Zuschauer hatten sich links und rechts durch die Hecken geschlagen und wurden von den Polizisten gefasst, die ihnen dahinter aufgelauert hatten. 30 Meter weiter vorn waren ein mehrere Meter breiter Wassergraben und dahinter ein hüfthohes Holzgatter. Im Zickzack sprintete Buck durch die Menge darauf zu. Er übersprang den Graben und verfehlte nur um Haaresbreite den Kopf eines Fliehenden, der unter ihm verzweifelt durch das schlammige Wasser paddelte. Buck schwang sich über den Zaun, landete bäuchlings im Matsch, sprang auf und pflügte durch einen lehmigen Acker. Seit dem Pfeillauf war er nicht mehr so schnell gelaufen, und selbst der zähe Schlamm des Feldes konnte ihn nicht aus dem Rhythmus bringen. Buck flog darüber hinweg und hatte das Pfeifen und Brüllen bald weit hinter sich gelassen.
    Erst als die Trillerpfeifen der Polizei nicht mehr zu hören waren, wurde ihm klar, dass er mindestens zwei Meilen gerannt war. Er blickte um sich, doch außer dem Wind und dem Schrei eines Vogels war nichts zu hören.
    Überrascht stellte er fest, dass er trotz seiner rasenden Geschwindigkeit kaum außer Atem war. Er war zwei Meilen durch diese gottverdammte Gegend gerannt und fühlte sich gut. Genauso wie beim Pfeillauf. Er hatte nicht nur Pace, er hatte auch Ausdauer und die seltene Gabe, die Geschwindigkeit zu halten. Buck lächelte in sich hinein, während er dampfend und mit schmatzenden Schritten durch den nachlassenden Regen die schlammige Straße entlangstapfte.
    Mehr als eine Stunde wanderte er durch die blasse Wintersonne, weit und breit weder Mensch noch Haus, nur endlose, von brackigen Gräben durchzogene Felder. Dann setzte der Regen wieder ein. In Strömen prasselte das Wasser auf Buck nieder, lief ihm übers Gesicht und vermengte sich mit Schlamm und Sand. Es durchnässte sein Hemd und lief ihm über Brust und Rücken. Frierend blickte erüber die durchweichten Felder und musste sich eingestehen, dass er nicht die leiseste Ahnung hatte, wo er war. Er hatte keinen blassen Schimmer, wie er zurück zu Grimthorp und dem Fen Inn gelangen sollte. Wo lag Norfolk überhaupt – nördlich oder südlich? Buck überlegte. Dann stapfte er an einer Hecke entlang und entdeckte einen von tiefen, grauen Reifenfurchen durchzogenen Feldweg. Mit schmatzenden Schuhen ging er darauf zu, zwängte sich durch die Hecke und zerkratzte sich dabei die Beine.
    Nach rund 800 Metern auf dem Feldweg verebbte der Regen, die Wolken rissen auf und die blasse Märzsonne kam wieder zum Vorschein. In der Ferne stieg eine dünne Rauchsäule auf. Er wanderte den grasbewachsenen Mittelstreifen entlang darauf zu und spürte die Gänsehaut unter seinen klammen Kleidern. 200 Meter vor einem Bauernhaus aus grauem Feldstein stand eine große Holzscheune, und mit steifen, verspannten Beinen trabte Buck darauf zu.
    Die Scheunentür war nur angelehnt. Buck schlüpfte hindurch, zog sie sacht wieder zu und schlich vorsichtig ins muffige Dunkel. Er war durchgefroren und erschöpft. Blinzelnd sah er sich in der dämmrigen Scheune um, als ein Sonnenstrahl durch einen Riss in der Wand sickerte und auf ein dunkles Bündel fiel, das in der Ecke im Heu lag. Das Bündel regte sich. Buck machte einen Schritt darauf zu. Das Bündel schnarchte. Buck beugte sich hinunter. Grinsend schüttelte er den Kopf. Vor ihm im Heu lagen, Arm in Arm und selig schlafend, Sean Casey und Jem Smith.

13
WELTMEISTER
    Moriartys gelassene Reaktion auf Grimthorps vernichtendes Telegramm hatte Billy Joe verblüfft. Kein Toben und Schreien, obwohl sonnenklar war, dass Buck sie alle im Stich gelassen hatte. Billy Joe wusste, dass nur eine Frau der Grund dafür sein konnte, denn schließlich war das das Einzige, was seinen Freund wirklich ablenken konnte. Er hoffte, dass sie es wenigstens wert gewesen war – dass die Dame es ihm ordentlich gezeigt hatte: Das geschähe ihm recht für all seine tollen Ratschläge zu Mandy, mit denen er ihn belämmert hatte. Nein, Moriarty hatte die Sache gut weggesteckt, doch Billy Joe wusste genau, dass es mit der Englischen Methode nicht getan wäre, um Buck bis April wieder einigermaßen in Form zu kriegen; zumal wenn eine Frau mit im Spiel war: Dann war nicht die Kondition das Problem, sondern der Wille.
    Doch so wenig besorgt sich Moriarty über Bucks Formtief zeigte, so wichtig nahm er das Treffen mit dem Amateursportverband, das nach ihrer Ankunft in England stattfinden sollte, um die Herrschaften von Bucks Amateurstatus zu überzeugen. Billy