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Finish - Roman

Finish - Roman

Titel: Finish - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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geheimem Trainingslager irgendwo in Norfolk, um sich intensiv auf die Amateurmeisterschaften vorzubereiten. Es hieß, Miller könnte auf 100 Meter die Sollzeit knacken, doch meine Informanten wussten zu berichten, dass der Amerikaner bei seiner Ankunft sechs Kilo schwerer und zehn Meter langsamer war als bei seiner Abreise und beim Training bisher keine rechte Begeisterung zeigt. Auch ist zu hören, dass der Sportsmann William Bunn aus Barnsley beim 100-Meter-Lauf der am 28. April in Stamford Bridge stattfindenden Amateurmeisterschaften eine beträchtliche Summe auf den schnellen jungen Schotten McDougall gesetzt hat. Alle Augen werden somit auf den Schotten und den Yankee gerichtet sein.
    Der Brief an Buck traf am Morgen des 17. März ein. Sie waren im Aufbruch zu Caseys Kampf gegen Jem Smith, und in der Aufregung stopfte Buck den Brief in seine Jackentasche und bestieg die Kutsche. Seit seiner Ankunft hatte er Seans Training hautnah verfolgt und war ganz versessen auf den Kampf, und Grimthorp hatte ihm erlaubt, mit dem Schwamm in Seans Ecke zu stehen.
    Die Reisegesellschaft bestand aus Casey, Grimthorp und dem Buchmacher John J. John sowie aus ein paar zerknautschten, plattnasigen Schlägern, die den Iren auf seinem Weg zum Ring beschützen sollten. Für alles galt höchste Geheimhaltung, denn seit Monaten war der Polizei zwar nicht der Austragungsort, doch immerhin das Datum der »Prügelei« bekannt, und sollte ihnen das Gesetz auf die Schliche kommen, wären sie übel dran.
    Am ersten Tag legten sie auf verschlungenen Wegen und mit zahlreichen Umwegen 40 Meilen zurück und kehrten am Abend im King’s Head in Downham Market ein. Sie waren nur noch wenige Meilen von der Grenze nach Lincolnshire entfernt. Was Buck anging, hätten sie genauso gut in Timbuktu sein können.
    Am Abend wurde Buck dazu verdonnert, mit Sean in einem Zimmer zu schlafen, um sicherzugehen, dass der Ire eine ruhige Nacht verbrachte. Selbst das winzigste Anzeichen von Unruhe hatte er Grimthorp umgehend zu melden, der drei Türen den schmalen Flur hinunter schlief. Es stand zu viel auf dem Spiel, als dass man selbst die kleinste Kleinigkeit außer Acht lassen konnte.
    Ungewöhnlich schweigsam saß die Gruppe mit Sean zum bescheidenen Abendessen zusammen. Es gab halbgare Lammkottelets, Brot und dunkles Bier. Sie wollten gerade auf ihre Zimmer gehen, da fiel Buck der Brief wieder ein. Während Sean sich hinter ihm auszog, saß Buck bei der flackernden Kerze und las. Der Brief bestand aus zwei winzigen parfümierten Seiten, auf denen immer wieder Wortfetzen oder ganze Sätze ausgestrichen worden waren.
    Palace Theatre,
    Leeds,
    Yorkshire
    10. März 1877
    Mein liebster Buck,
    wie kann ich Dir meine Verzweiflung, meine Reue, meine Scham seit unserer Trennung beschreiben? Aber zunächst möchte ich ehrlich mit Dir sein, und dann kannst Du entscheiden, welche Schritte Du für angemessen hältst.
    Vor seinem Tod im vergangenen Jahr stand mein Vater bei einem englischen Buchmacher namens William Bunn tief in der Kreide, weil er sich Geld für unsere Tournee durch Amerika geliehen hatte. Leider waren die Schulden bei seinem Tod noch nicht vollständig abbezahlt, und ich teilte Mr. Bunn mit, dass ich es für meine moralische Pflicht hielte, den ausstehenden Betrag zu begleichen.
    Wenige Tage, ehe ich New York Richtung England verließ, kam ein amerikanischer Freund von Mr. Bunn zu mir, ein gewisser Mr. Flynn. Er erzählte mir von Dir und dass Du zu den englischen Amateurmeisterschaften nach London unterwegs seist. Er und Mr. Bunn hatten bereits beträchtliche Summen zu hohen Quoten auf einen anderen Läufer namens McDougall gesetzt. Mr. Flynn gab mir zu verstehen, sollte es mir gelingen, Dich erfolgreich von Deinem täglichen Training auf der S.S. Harold abzulenken, würde er mir die ausstehenden Schulden erlassen und mir obendrein die Schiffsreise zahlen. Dumm, wie ich bin, willigte ich ein.
    Und nun, Liebster, flehe ich Dich an, mir zu glauben, dass das, was ich jetzt schreibe, die absolute Wahrheit ist. Alle Intimitäten, zu denen es während unseres Zusammenseins kam (und die ich aus Schamgefühl nicht zu Papier bringen möchte), entsprangen meinem tiefempfundenen Gefühl und nicht der Abmachung mit Mr. Bunn.
    Buck, mein Herz, Du bist das Letzte, was ich vor dem Einschlafen vor mir sehe, das Erste, an das ich beim Aufwachen denke. Und selbst wenn Du mich niemals wieder sehen möchtest, kann ich nicht anders, als all meine Scham zu überwinden und zu

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