Finish - Roman
abgesehen, doch ich glaube, diese wurden hinreichend respektiert. Ich möchte beiden Teilnehmern Glück wünschen und hier in aller Öffentlichkeit betonen, dass ich für ein faires und unparteiisches Rennen bin.«
Damit stieg er von der Bühne und stapfte die Straße hinunter Richtung Ziel davon.
Pater McCarthy rief die Läufer an die Startlinie. Die beiden verließen die Bühne, und McCarthy warf einen Silberdollar, um die Bahnen zuzuteilen. Billy Joe verlor, die beiden Männer schüttelten sich die Hände, und Buck wählte die Bahn auf der Seite des Last Chance, wo die meisten seiner Fans standen.
Pater McCarthy musste nicht erst um Ruhe bitten. Das Zischen, das die 130 Meter lange Strecke durch die Menge ging, war schneller als jeder Schnelle Mann.
»Auf die Plätze …«
Buck und Billy Joe standen mit gebeugten Knien an der Startlinie, den glasigen Blick auf den Boden zu ihren Füßen gerichtet, dort, wo der erste Schritt landen würde.
»Fertig …«
Sie streckten die Arme, den einen nach hinten, den anderen nach vorn, wie zwei Figuren auf einem antiken Fries.
Der Pistolenschuss gab sie frei und entfesselte den Jubel der Menschenmenge. Billy Joe und Buck starteten perfekt, und ihre ersten Schritte waren synchron wie die zweier Tänzer. Auf den ersten 20 Metern waren sie vollkommen im Gleichschritt. Dann drängte Billy Joe nach vorn, und nach 50 Metern zeichnete sich ein klarer Abstand ab. Doch Boone und Medina, die bei Mulligan’s auf dem Balkon standen und schon des Öfteren gesehen hatten, wie Buck einen Meter und mehr zurückgefallen war und dann wie ein Gott gesiegt hatte, blieben gelassen.
Über zehn Meter blieb der Abstand unverändert, und trotz der tosenden Menge schienen sich die beiden Läufer in einer ganz eigenen, lautlosen Welt zu bewegen. Dann vergrößerte Billy Joe mit seinem hochfedernden, geschmeidigen Schritt den Abstand auf einen Meter, und bei Macys Mietstall, 50 Meter vor dem Ziel, waren daraus anderthalb geworden.
»Na los, Buck, zieh endlich an!«, zischte Medina. Nach 90 Metern hatte Billy Joe seine Führung auf zwei Meter ausgebaut und zog davon.
Dann kam Bucks Rush, der spektakuläre Endspurt, der den Bürgern von Canyon City so viele Dollars beschert hatte. In zehn Metern hatte er 30 Zentimeter aufgeholt, auf weiteren zehn abermals 30, und dasselbe noch einmal.
Doch Buck hatte sich verkalkuliert. Mit drängenden, schnellenden Schritten rannte Billy Joe durchs Ziel und gewannmit einem klaren Meter Vorsprung. Richter Halseys Rufe »13,05! 13,05!« gingen im Jubel unter, und Buck, der vornüber gebeugt mit auf die Knie gestützten Händen dastand, wurde von der Menschenmenge, die von den Gehsteigen zu Canyon Citys neuem Schnellen Mann drängte, fast umgerissen.
Fassungslos starrten Medina und Boone auf das Gewimmel hinunter. Boone sah auf seine Uhr.
»Buck ist 13,15 gelaufen«, sagte er. »Das Schnellste, was er hier je abgeliefert hat.«
»Leider nicht schnell genug.« Moriarty war hinter ihnen auf den Balkon getreten und gab sich alle Mühe, sich seine Freude nicht anmerken zu lassen.
Noch vor Einbruch der Dunkelheit hatte Buck, von allen unbemerkt, die Stadt verlassen. Zuvor jedoch hatte er in der Bar des Last Chance öffentlich seine Schulden bei Moriarty beglichen – dreieinhalbtausend Dollar, jeden Cent, den er in diesem süßen, kurzen Sommer in Canyon City verdient hatte. Den Menschen tat es leid, ihn gehen zu sehen, er war nun einmal ein netter Kerl. Aber er war ein Verlierer, und für Verlierer war ihnen die Zeit zu schade, zumal, wenn ihr sauer verdientes Geld mit ihm ging.
Moriarty hatte sich ausgesprochen großzügig gezeigt. Mit 10 000 Dollar von Halsey, 5000 von Medina und 5000 von Boone konnte er sich das leisten. Bei Mulligan’s gab es freie Drinks für alle, und zwar nicht den üblichen Fusel, sondern echten französischen Champagner, eine Kiste nach der anderen zu 50 Dollar das Stück.
Die beiden gegnerischen Parteien waren kein bisschen nachtragend. Moriarty, Halsey, Medina und Boone lehnten trinkend zusammen am Tresen, derweil Billy Joe die Qualen der Englischen Methode längst vergessen hatte und mit dem halben Stadtviertel auf den Putz haute.
Mit grimmigem Pfannkuchengesicht stand Mulligan hinter der Bar. Er hatte 200 Dollar verloren.
»Sie sollten sich ’nen anderen Job suchen, Medina«, sagte er und schob dem Spieler eine neue Flasche Champagner hin. »Das ist nicht Ihr Ding.«
Stirnrunzelnd goss sich Medina nach. »Ich hab keinen
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