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Finish - Roman

Finish - Roman

Titel: Finish - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Wettläufe, Boxen, Hahnen- und Hundekämpfe drehte. Sämtliche Zocker, Taschendiebe und Nutten des Westens fühlten sich von den Wettspielen magisch angezogen und buhlten vier volle Tage um die Gunst der Göttin Glück.
    Billy Joe Speed war zwei Tage vor Buck eingetroffen und hatte fast sein gesamtes letztes Geld bei der Wette auf einen Traber namens Pretty Sally verloren. Sofort hatte er an einem Handicaplauf über 150 Meter teilgenommen. Als unbeschriebenes Blatt fiel Billy Joes Handicap mit drei Metern nicht gerade großzügig aus, überdies gab es Vorgaben bis zu zehn Metern und dazu »Cracks« wie den Iren Reardon und den Indianer an der Startlinie. Trotzdem hatte Billy Joe das Feld nach 100 Metern aufgerollt und lag noch immer einen knappen Meter vor dem rasch aufschließenden Indianer, als er das Zielband berührte. Die 100 Dollar Prämie plus die 100 Dollar aus den Zusatzwetten in seiner linken Hosentasche erfüllten ihn mit neuem Selbstvertrauen, doch er beschloss, es auf kein zweites Handicap-Rennen gegen Reardon und den Indianer ankommen zu lassen. Jetzt, da die Handicapper ihn in Aktion gesehen hatten, würden sie seine Vorgabe zweifellos auf ein realistischeres Maß zurückstutzen.
    Also hatte sich Billy Joe ein bisschen Entspannung gegönnt und sich zwei Tage lang mit billigem Whiskey den Verstand weggesoffen, ehe er am letzten Wettkampftag zu den Rennen zurückkehrte.
    Währenddessen hatte sich Moriarty auf andere Weise hervorgetan und sowohl den Handicaplauf über 800 Meter als auch den über eine Meile vom Start weg gewonnen. Allerdings war das kürzere Rennen eine verdammt knappe Sache gewesen, denn Moriarty und ein junger Südstaatler namens La Salle hatten nach exakt 2:04 Minuten das Zielband gleichzeitig berührt, die schnellste Zeit, die jemals inSt. Louis gestoppt wurde. Moriarty überlegte, dass seine Beine mit 36 Jahren ein wenig an Saft eingebüßt hatten, was sich auf den kürzeren Strecken bemerkbar machte. Doch während des Meilenrennens hatte er dem 13 Mann starken Feld, von denen einige fast halb so alt waren wie er, ganz klar die Hacken gezeigt und mit einer Fünftelsekunde unter 4:40 Minuten lässig gewonnen.
    Von der Tribüne aus beobachtete Eleanor ihn mit einer Mischung aus Freude und Unbehagen, denn solange Moriarty es noch immer mit den besten Läufern Amerikas aufnehmen konnte, würde er weiter in der Gegend herumtingeln und den Plan eines festen Theaters in San Francisco bis auf Weiteres verschieben. Dennoch konnte sie sich nicht beklagen, schlummerten doch bereits 30   000 Dollar im Tresor des San Franciscoer Bankers A.P. Wagstaffe. Noch 50   000 mehr, und das »Theater des Westens« könnte Wirklichkeit werden. Die 1000 Dollar von heute würden die Brieftasche noch praller machen.
    Die Reise nach St. Louis war eher sportlicher als schöngeistiger Natur gewesen. Daran hatte sich seit ihrem ersten Besuch im Jahr 1866 nichts geändert. Statt Stücke in voller Länge oder auch nur Auszüge zu geben, hatten sie sich auf zwei Rezitationen am Barn Theatre und einen Gastauftritt in Colonel Blincoe’s Hall of Fantasies beschränkt. Dafür hatte der Stadtaufenthalt Eleanor die Gelegenheit gegeben, Kostüme auszubessern und neue Pferde für die letzte Etappe der Saison zu kaufen, die in Dodge starten sollte. St. Louis war ein Vergnügen; es bot Moriarty die Gelegenheit, wieder jung zu sein und dabei Geld zu verdienen, und gönnte Eleanor eine kurze Verschnaufpause, ehe es mit dem Reisen wieder losging.
    Gleich nach seinem ersten Sieg hatte Moriarty ein Auge auf Billy Joe und Buck geworfen, denn schon lange suchte er nach einem oder besser zwei Partnern für eine Geschäftsidee, die, so erzählte er Eleanor, »das Beste aus Sport und Theater vereinen sollte«. Doch Speed war sofortnach seinem Sieg verschwunden, und Buck hatte unter der strengen Bewachung von Cummings’ Schlägern gestanden. Dann, am letzten Wettkampftag, hatte Billy Joe plötzlich im Gedränge des Erfrischungszeltes mit käsigem Gesicht neben ihm gestanden und ein Bier gekippt. Moriarty stellte sich dem jungen Texaner vor, der von den Triumphen seines älteren Gegenübers offenbar noch nie etwas gehört hatte, und lud ihn in seine Loge ein. Billy Joe nahm die Einladung an, und am Morgen des 11. September 1874 beobachtete er neben Moriarty und Eleanor sitzend die Vorläufe, derweil Moriarty ihm seine Geschäftsidee darlegte.
    Mit schnellen Zeiten im Kurzstreckenlauf war es auf der Rennbahn nicht weit her, denn

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