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Finish - Roman

Finish - Roman

Titel: Finish - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Zirkus durchgeschlagen, ehe er es 1850 Tausenden anderen politischen Flüchtlingen gleichtat und über den Atlantik in die Vereinigten Staaten auswanderte.
    Er ließ sich in Boston nieder und fing im Jahr 1851 als Turnlehrer an einer deutschen Privatschule an. Zwei Jahre später heiratete er Marita Mauermeyer, die an derselben Schule Latein unterrichtete, und im Januar 1854 kam Bern zur Welt.
    Noch ehe er laufen konnte, zeigte der kleine Bern außerordentliches turnerisches Geschick. Mit acht Jahren wurde er an Reck und Barren ausgebildet, mit neun konnte er mit Anlauf einen Salto vorwärts machen. Mit acht Jahren war man in Bostons deutscher Gemeinde alt genug, um an Turnwettbewerben teilzunehmen, und der kleine Müller gewann nicht nur seinen ersten Wettbewerb, sondern auch sämtliche Wettbewerbe der folgenden Jahre bis zu seinem vierzehnten Geburtstag 1868. In diesem Jahr nahm er zum ersten Mal an den Bostoner Kaledonischen Spielen teil.
    Noch nie zuvor hatte Bern Sportler in Aktion gesehen. Er war zutiefst fasziniert von den Kraftakten der Schotten und Iren beim Hammerwerfen, Kugelstoßen und Baumstammwerfen, denn nicht im Traum hatte er sich vorstellen können, dass ein Mensch so schwere Gewichte zu schleudernimstande wäre. Doch am allermeisten beeindruckten ihn das Springen und Laufen, insbesondere die Sprinter, deren Spikes sich in den weichen Rasen des Bostoner Sportfeldes krallten.
    Es war die Leistung als Ganzes, die ihn anzog – die perfekte, rückhaltlose Hingabe, eine kurze Strecke in rasender Geschwindigkeit zu bewältigen. Kaum hatte er zum ersten Mal einen Sprinter gesehen, wusste er, was er werden wollte.
    1869 trat er beim Junior-100-Meter-Sprint gegen mindestens zwei Jahre ältere Jungen an und wurde Dritter. 1870 gewann er das Junior-Rennen und wurde im Finale des 100-Meter-Sprints der Herren Letzter. Ein Jahr darauf, mit siebzehn, nahm Bern am 100-Meter- und am 200-Meter-Lauf der Herren teil und wurde beide Male Vierter.
    Inzwischen assistierte Bern seinem Vater beim Turnunterricht, und das jahrelange Training an der Schule hatte seinen Körper stahlhart gemacht. Statt gezielt aufs Sprinten zu trainieren, vertraute er auf seine körperliche Kondition, die er unter den Anleitungen seines Vaters entwickelt hatte.
    Für Berns Vater war Turnen die Grundvoraussetzung für jeglichen Sport, lieferte es doch das komplette Rüstzeug für jedwede Art von Bewegung. Auch war er der Überzeugung, dass sein Sohn möglichst viele Sportarten erlernen sollte; und so hatte sich der junge Bern nicht nur in lokalen Schwimmwettbewerben, sondern auch im Hufeisenwerfen und Gewehrschießen erfolgreich hervorgetan.
    1871 nahm er bereits regelmäßig an den Picknick-Turnieren teil, die in den Sommermonaten rund um Boston stattfanden, und sahnte in jeder Disziplin, vom 100-Meter-Lauf bis zum Hochsprung, ordentlich ab; bei den Bostoner Kaledonischen Spielen blieb ihm ein Sieg allerdings verwehrt. Die Läufe dort wurden von beinharten Kontrahenten aus New York oder St. Louis bestimmt, von Kerlen wie dem irischen Sprinter Reardon oder dem großen LangstreckenläuferMoriarty. Gegen Profis dieses Kalibers hatte ein kleiner Niemand wie er keine Chance.
    Dann, im Juli 1873 – er war beim Bostoner 100-Meter-Lauf hinter Manderson gerade als Dritter ins Ziel gegangen – lernte Bern William Cummings kennen.
    Der feiste, dunkelhäutige Cummings stellte sich ihm als Sponsor und Manager von Boxern und Läufern vor. Dem schwarzen Anzug, der glänzenden Melone und seinem Bauch nach zu urteilen, der sich unter den Knöpfen seiner karierten Weste spannte, schien Cummings von seiner Arbeit gut zu leben.
    Er war nach Boston gekommen, um dem Zweikampf zwischen dem jungen irischen Star Reardon und seinem Schützling Hutchings beizuwohnen, auf den er 200 Dollar gewettet hatte. Hutchings verlor um einen Meter und bescherte seinem Manager einen Wettverlust von zwei Riesen. Also hatte Cummings beschlossen, die Kaledonischen Spiele abzuwarten, in der Hoffnung, seine Schlappe wieder wettzumachen.
    Doch Hutchings verlor abermals in beiden Rennen, und es war der junge Müller, der Cummings’ Aufmerksamkeit auf sich lenkte. Dem Bostoner Jungen mangelte es an Schliff, doch er war sechs Zehntelsekunden über der Sollzeit gelaufen, und das auf buckeligem Rasen. Mit ein bisschen Übung, überlegte Cummings, ließen sich da noch vier Zehntelsekunden rausholen, und man könnte ihn meisterschaftstauglich machen – St.-Louis-tauglich.
    Nach dem Lauf hatte

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