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Finn und der Kristall der Zeit (German Edition)

Finn und der Kristall der Zeit (German Edition)

Titel: Finn und der Kristall der Zeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Konrad
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Sophienkirche mitgenommen hatten, wobei er sich ganz offensichtlich bemühte, keinen Kommentar zu der ungewöhnlichen Kleidung seiner Gäste abzugeben, dann bot er jedem einen Platz an und läutete eine kleine Glocke. Nur Sekunden später erschien ein junges Dienstmädchen mit einem höflichen Lächeln im Gesicht, welches jedoch einer erschrockenen Miene wich, als sie zuerst den vermissten Sohn des Hauses und dann seine beiden Spiegelbilder sah.
    „Luise, bring bitte etwas zu Essen und zu Trinken für meinen Sohn und seine Freunde“, bestellte Herr von Anbach und gab sich redliche Mühe, so zu tun, als sei ihm die ganze Situation keineswegs unerklärlich.
    Kaum war Luise verschwunden, warf Frau von Anbach Inga und Martin einen misstrauischen Blick zu.
    „Sind Sie gekommen, um uns unseren Sohn weg zu nehmen?“, fragte sie und schob das Kinn vor. „Er wurde von uns rechtmäßig adoptiert!“
    „Liebe Frau von Anbach“, beruhigte Inga sie, „wir werden keines der Kinder gegen seinen Willen von dort fortnehmen, wo es sich wohlfühlt, und ich sehe ja, dass Jacob hier bei ihnen eine Heimat gefunden hat und geliebt wird. Sehen Sie, die Situation ist für uns selbst noch ganz neu, und wir hatten noch keine Zeit, darüber nachzudenken, was wir jetzt tun sollen.“
    Etwas beruhigter begann sich Jacobs Mutter zu entspannen, und Jacob rieb sich die schmerzende Schulter.
    Es klopfte, und das Dienstmädchen kam herein und brachte ein Tablett, auf dem allerlei Essen und Trinken war. Sie musste das Ganze in ihrer Eile ziemlich hastig durcheinander geworfen haben, denn zwischen hartgekochten Eiern, Wurst und Broten entdeckte Finn auch Kuchen und Honig. Sofort begann sein Magen laut zu knurren, was ihm ein wenig peinlich war.
    „Bedient euch“, sagte Herr von Anbach grinsend, der sich inzwischen mit der Situation einigermaßen abgefunden zu haben schien. Begeistert stürzten sich die Jungen auf das Essen.
    Inga und Martin lächelten über die Jungen und begnügten sich mit einer Tasse Kaffee.
    „Und nun, würde ich sagen, erzählt jeder, was er zu erzählen hat“, befahl Herr von Anbach. „Würden Sie so gut sein und beginnen?“ Er nickte zu Martin und Inga hinüber.
     
    „Als wir Kinder waren“, begann Martin zu berichten, „so ungefähr in den  siebziger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts…“
    „Wie bitte?“, unterbrach ihn Frau von Anbach. „Das kann ja wohl nicht stimmen!“
    „Doch, Mutter“, sagte Jacob gelassen, „das stimmt. Wir, Tom, Finn und ich,  stammen nämlich auch aus dieser Zeit.“
    „Aber…“ Frau von Anbach blickte verwirrt von einem zum anderen.
    „Ich würde vorschlagen“, ließ sich Herrn von Anbachs tiefe Stimme vernehmen, „wir hören uns zuerst einmal die ganze Geschichte an. Danach können wir immer noch Fragen stellen.“
    „Als Kinder also“, begann Martin noch einmal von vorne, „lebten Inga und ich in Burgfeld. Wir waren Nachbarn und spielten auch oft zusammen. Besonders gerne in der alten Burgruine. Manchmal trafen wir da einen Mann, mit braunem Haar und einem Spitzbart. Wir dachten nie großartig über ihn nach, wir nahmen einfach an, er gehörte zur Burgruine. Vielleicht war er ein Verwalter dort oder so.“
„War das der Graf?“, fragte Finn neugierig.
    „Was… ihr habt den Graf kennengelernt?“, rief Inga aus. „Aber das ist doch gar nicht möglich!“
    „Es war tatsächlich der Graf“, berichtete Martin weiter und warf Inga einen kurzen Blick zu. „Aber das wussten wir damals noch nicht. Er schien immer sehr an allem interessiert zu sein, was wir so zu erzählen hatten. Als wir dann älter wurden, war er für uns längst ein guter Bekannter, dem wir vertrauten und dem wir alles erzählten, von schlechten Noten bis hin zu Liebeskummer.“ Martin warf seiner Frau einen weiteren Blick zu und sie errötete.
    „Dann, eines Tages, als wir so um die zwanzig Jahre alt waren, lud er uns ein, abends zur Burgruine zu kommen. Er sagte, er wolle uns seine Geschichte erzählen und uns um Hilfe bitten. Wir kannten ihn gut genug und vertrauten ihm, sonst wären wir wohl nicht hingegangen. In der Burgruine wartete er schon auf uns. Er führte uns zur alten, verfallenen Kapelle, und dort zeigte er uns…“
    „…den geheimen unterirdischen Raum!“, entfuhr es Finn, der gespannt zuhörte. Martin lächelte. „Ihr seid gut, Kinder“, sagte er. „Ja, unter der Kapelle gab es tatsächlich einen geheimen Raum, ebenfalls eine Art Kapelle, aber nicht mit christlichen

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