Finn und der Kristall der Zeit (German Edition)
Symbolen geschmückt, sondern eher… ja, ich weiß nicht, vielleicht orientalisch? Da gab es eine Frau mit drei Augen, und das dritte Auge der Frau, das auf der Stirn, war ein violetter Kristall.“
„Das sah schon etwas gruselig aus“, bemerkte Inga.
„Ich glaube, wir haben eine Zeichnung davon gesehen“, sagte Finn nachdenklich. „Sie war bei den Unterlagen von den Schmidts dabei.“
„Die Schmidts?“, fragte Inga neugierig.
„Wir erzählen euch die Geschichte gleich“, winkte Finn ab. „Lasst uns zuerst einmal hören, was in dem unterirdischen Raum passiert ist.“
„An jenem Abend berichtete uns der Mann mit dem Spitzbart, dass er Graf Wolfgang Georg von Burgfelde sei und eigentlich aus dem Jahr 1590 käme“, berichtete Martin weiter. „Natürlich fanden wir den Gedanken absurd. Andererseits war diese ganze Geschichte absurd, dieser unterirdische Raum und das alles. Also hörten wir weiter zu. Er erzählte uns, wie sein junger Freund, der Alchimist Linhard Wendel, bei dem Versuch, den Stein der Weisen zu erschaffen, stattdessen den violetten Kristall erschaffen habe. Hübsch, aber wertlos, wie er annahm. Und dann, eines Tages, habe er mit dem Kristall in der Hand in seiner Kapelle gestanden und daran gedacht, wie gerne er doch einen Blick in die Zukunft tun wolle um zu sehen, wie sich die Welt weiter entwickelt. Das war immer sein Wunschtraum gewesen. Natürlich war das lächerlich, so etwas ging nun einmal nicht. Man kann zwar in die Zukunft reisen, aber eben immer nur Sekunde für Sekunde, Minute für Minute, Jahr für Jahr. Einfach einige Jahre überspringen, das war selbstverständlich nicht möglich. Tief in Gedanken versunken ging er aus der Kapelle…“
„…und bemerkte im selben Moment, dass sich etwas verändert hatte“, fiel Inga mit heller Stimme ein. „Die Bäume um die Burg herum waren größer geworden, und sein Lieblingsbaum war von einem Blitz zerborsten worden. Erst konnte er sich das nicht erklären – bis er dann schließlich darauf kam, dass er in der Zeit gereist sein musste!“
„Von diesem Zeitpunkt an begann er, mit dem Kristall herum zu experimentieren“, nahm Martin den Faden wieder auf. „Es stellte sich heraus, dass man immer nur in Sprüngen von achtzig Jahren reisen konnte, und dass der Kristall nur auf heiligem Boden funktionierte, also in einer Kirche oder Kapelle. Der Graf baute also unter seiner Kapelle die Statue, in welcher der Kristall sicher eingelassen war, und wenn man sie berührte, konnte man in der Zeit springen. Außerdem schien es für die Konzentration zu dem Ziel, zu dem man wollte, gut zu sein, wenn man ein Gedicht aufsagte, also erfanden er und Linhard eines – den Spruch, den ihr auch aufgesagt habt, um in der Zeit zu reisen.“
„Und was wollte der Graf nun von euch?“, fragte Tom neugierig.
„Weißt Du, Tom“, sagte Martin nachdenklich, und Finn wunderte sich einen Moment lang, woher der große Mann wohl wusste, wer von ihnen wer war, bis ihm einfiel, dass sie immer noch die unterschiedlichen Pullover trugen. Nur Jacob wäre auch ohne den bunten Pullover eindeutig zu erkennen gewesen, da eng an seine Adoptivmutter geschmiegt da saß. „Weißt Du, der Graf war alt geworden. Sein früher braunes Haar war inzwischen weiß. Er war nun schon über sechzig Jahre alt, und zur damaligen Zeit war das viel. Sein einziger Vertrauter in seiner Zeit war eben jener Linhard Wendel, sein Freund und Alchimist, und auch der war inzwischen schon fast vierzig Jahre alt. Kinder hatte der Graf keine, und so hatte er sich überlegt, den Stein in unsere Hände zu übergeben, damit wir weiter forschen könnten, wenn er dazu nicht mehr imstande wäre.
Nachdem wir erst einmal begonnen hatten, seine unglaubliche Geschichte zu glauben, waren wir Feuer und Flamme.“
„Lange Zeit“, erzählte Inga weiter, „trafen wir uns regelmäßig in dem Raum unter der Kapelle. Wir unternahmen erste Zeitreisen, zunächst mit Hilfe des Grafen, dann auch ohne ihn, und es war unglaublich spannend. Ich liebte Reisen in die Vergangenheit, während Martin die Zukunft bevorzugte, aber immer lernten wir etwas. Außer uns gab es noch ein weiteres junges Paar, das der Graf ebenfalls anlernte, Eva und Michael. Wir wurden gute Freunde. Als Martin und ich heirateten, waren sie unsere Trauzeugen.“
„Es hätte ewig so weiter gehen können“, sagte Martin, „aber dann geschah etwas Schlimmes. Eines Tages bemerkten wir, dass uns ein junger Mann verfolgte, ungefähr in
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