Finn und der Kristall der Zeit (German Edition)
unser Geld in die richtigen Dinge und waren bald schon sehr reich. Nur nach Hause fanden wir dadurch nicht. Und dann, vor etwa einem Monat, bekamen wir ganz eigenartige Post. Sie wurden uns durch einen Postboten zugestellt, und der Mann sagte, der Brief hätte seit vielen Jahren im Postamt vom Burgfeld gelegen, mit der Auflage, sie uns genau an diesem Tag zu übergeben. Als wir den Brief öffneten, fanden wir darin einige Zettel – ein gemaltes Bild von der Statue mitsamt dem Kristall, dann eine Geschichte des Grafen von Burgfeld, geschrieben auf sehr altem Papier, und zum Schluss ein Gedicht, welches wiederum aussah, als sei es von Kindern geschrieben worden – auf einem Zettel, den man aus einem Schulheft heraus gerissen hatte.“
Die Jungen sahen sich sprachlos an. Eben diese Zettel waren es gewesen, die sie den Schmidts – nein, Michael und Eva – gestohlen hatten.
Michael lächelte schief.
„Das Gedicht jedenfalls schien uns ein Schlüssel zu dem Kristall zu sein. ‚Der Wächter Sohn’ – der Graf nannte uns immer seine ‚Wächter’, weil wir für den Kristall verantwortlich waren, und es gab nur einen Sohn – Finn. Die Idee, die uns daraufhin kam, war merkwürdig, aber alles, was uns logisch erschien, hatten wir in all den Jahren davor schon ausprobiert. Also begannen wir, den Jungen zu suchen. Und tatsächlich hörten wir, dass ungefähr zu der Zeit, als der Kristall verschwunden sein musste, ein Kind namens Finn auf den Stufen der Kirche von Burgfeld gefunden worden war. Nun ist ‚Finn’ in dieser Zeit ja wirklich ein absolut ungewöhnlicher Name, und eben das war der Name des Sohnes unserer besten Freunde. Also beschlossen wir, uns den Jungen einmal anzusehen. Wir fanden ihn im Waisenhaus von Burgfeld. Und er hatte tatsächlich Ingas Haare und ihre Sommersprossen und dazu die blauen Augen von Martin.“ Michael lächelte bei der Erinnerung. „Es war der erste Hinweis darauf, was damals passiert sein konnte. Offenbar war der Junge – warum auch immer – alleine in die Zeit zurück geschickt worden. Also musste der Kristall wohl bei dem Kind gewesen sein.“
„Und dann habt ihr so getan, als wolltet ihr mich adoptieren“, sagte Finn wütend. Inga legte ihm den Arm um die Schulter und drückte ihn beruhigend, während sie Michael nachdenklich betrachtete.
„Ach Finn“, seufzte der große Mann, „das tut mir wirklich, wirklich leid. Ich habe damals mit Eva darüber diskutiert, und wir kamen zu dem Entschluss, dass wir Dich vorerst in dieser Zeit hier lassen wollten. Schließlich ist dieses die Zeit, in der Du aufgewachsen bist, wo Du deine Freunde hast. Von Deinen Brüdern wussten wir ja nichts. Zurück in unserer eigenen Zeit hätten wir selbstverständlich sofort Inga und Martin informiert, und da wir den Kristall dann ja gehabt hätten, hätten die beiden dann zurück reisen und dich holen können.“
Herr von Anbach sah den großen Mann, der immer noch auf dem Boden saß, missmutig an. „Und warum mussten sie unsere Kinder mit einer Waffe bedrohen?“, fragte er wütend.
„Ach, auch das tut mir leid. Aber Sie können sich nicht vorstellen, wie gewitzt diese Jungs sind. Mehrere Male glaubten wir, den Kristall zu haben, oder zumindest einzelne Teile davon. Und immer wieder entwischten uns die Jungen. Und wir wollten doch nur eins – nach Hause, zurück in unsere Zeit. Ich gebe zu, ich habe da etwas die Nerven verloren. Ich glaube, Eva wird ziemlich sauer sein, wenn sie das erfährt.
Weißt du“, er blickte zu Finn, „seit sie dich kennen gelernt hat, war sie gar nicht mehr begeistert davon, dich alleine in dieser Zeit zu lassen. Sie mochte dich und sie sagte, wir könnten dir schließlich auch alles erklären.“
„Das wäre vielleicht wirklich besser gewesen“, sagte Finn, schon halb versöhnt.
„Sicher.“ Noch einmal seufzte der große Mann. „Nur klingt diese Geschichte doch ziemlich unwahrscheinlich, oder? Und ich wollte doch nur nach Hause. Ich schwöre dir, mein Junge, ich hätte das dann schon in Ordnung gebracht.“
„Wo ist Eva denn jetzt?“, fragte Inga leise.
„Wir haben eine Wohnung in Hohenstadt“, gab Michael zu. „Dort ist sie jetzt auch. Wir wollten nicht zu weit weg von Burgfeld sein, weil wir immer dachten, der Kristall könne doch noch auftauchen. Als wir Finn fanden, hatten wir allerdings Bedenken, jemand könne unsere Wohnung finden und herausfinden, dass wir spurlos verschwunden waren. Uns kam das wie ein zu großer Eingriff in die Zeit
Weitere Kostenlose Bücher