Finn und der Kristall der Zeit (German Edition)
groß, dass er Hohenstadt im Jahre 2005 in Schutt und Asche legt – wenn ich auch immer noch nicht begreife, wie es ihm ohne Kristall gelungen ist, dahin zu kommen.“
„Ach, er sagte, er würde nur einen Straf… Strafzettel, glaube ich, sagte er, wegen falschen Parkens bekommen. Und das auch erst morgen.“
„Wie beruhigend.“ Eine Weile sagte Martin nichts, dann fuhr er plötzlich auf. „Er bekommt den Zettel morgen, hat er gesagt?“, rief er erstaunt. „Aber um das zu wissen muss es ihm ja gelungen sein, in die Zukunft zu reisen. Doch den Kristall haben ja wir!“
„Ehrlich gesagt verstehe ich das mit dem Zeitreisen immer noch nicht so ganz“, ließ sich Herr von Anbach vernehmen.
„Es ist auch schwierig“, lächelte Martin verständnisvoll. „Es ist so, dass der Stein anscheinend mit einem reist. Nur solange er in der Statue unter der Kapelle des Grafen steckte, blieb er dort, und so konnten verschiedene Zeitreisen gleichzeitig unternommen werden. Nachdem dieser Olsen den Stein dann entfernt hatte, war er nicht mehr aufzufinden. Deshalb nahmen wir an, dass er ohne die Statue nur in eurer Zeit war – und auch wirklich nur dort. In unserer Zeit ließ sich keine Spur von ihm finden. Allerdings war er natürlich zerbrochen, vielleicht hat das auch etwas verändert.
Ach“, setzte er hinzu, „ich hoffe, wir können bald mit dem Grafen sprechen und alles aufklären!“
Finn hatte während des Gesprächs kaum auf die Umgebung geachtet. Tom dagegen hatte Herrn von Anbach kurze Hinweise gegeben, wie er zu fahren hatte, und jetzt stellte Finn fest, dass sie schon beinahe beim Haus waren. Jacob sah sich aufgeregt um.
„Hier habt ihr also gewohnt?“, fragte er.
„Nur Tom“, korrigierte Finn ihn. „Ich habe doch bis vor wenigen Tagen in Burgfeld gelebt.“ Langsam hielt das Auto in einer Nebenstraße vor dem verwahrlosten Grundstück. Finn begann unruhig auf seinem Sitz hin und her zu rutschen. Gleich würde er die Freunde wieder sehen, den kleinen Mark, den dicken Justus, den klugen Rudolf und natürlich Lucy! Kaum war das Auto endgültig zum Stehen gekommen, riss er die Wagentür auf, sprang aus dem Auto und rannte neben Tom her durch die nächste Straße und zum hinteren Eingang. Tom riss die Tür auf und beide liefen ins Haus.
Nur – da war niemand.
„Sieht ziemlich verlassen aus!“, tönte Herrn von Anbachs Stimme durch das leere Haus. Finn sah sich verwirrt um, während Tom von einem Raum zum anderen lief. Nirgendwo war eine Spur der Kinder zu sehen. Die Deckenlager waren verschwunden, Rudolfs Bücher und der Essenskorb waren fort und sogar der alte, verrostete Feuerkorb war nicht mehr aufzufinden. Das Haus sah aus, als sei es nie bewohnt gewesen.
„Wirklich“, stotterte Tom, „wir haben hier gewohnt, ich kann es schwören!“
„Das glauben wir dir auch“, sagte Martin beruhigend. „Nur müssen wir jetzt herausfinden, was genau passiert ist.“
Herr von Anbach kratzte sich nachdenklich am Kinn. „Kann es sein“, fragte er, „dass durch irgend etwas, was ihr in der Zukunft getan habt, die Vergangenheit geändert worden ist?“ Martin schüttelte den Kopf.
„Man kann aus der Zukunft die Vergangenheit nicht ändern“, erklärte er. „Umgekehrt ist das durchaus möglich. Wenn man irgendeine Kleinigkeit verändert, dann wirkt sich das natürlich auf die Zukunft aus. Wir haben Experimente gemacht, um herauszufinden, wie das genau funktioniert.“
„Und wie funktioniert es?“, fragte Herr von Anbach sehr interessiert.
„Nun, wir haben es zuerst so gemacht, dass einer von uns in der Zeit reiste, während der andere hier blieb. So stellte sich beispielweise Inga vor einem Haus im Jahre 1994 auf und achtete auf die Uhrzeit sowie auf einen ganz bestimmten Stein. Zur verabredeten Uhrzeit kratzte ich im Jahre 1914 meine Initialen in den Stein – und tatsächlich konnte Inga feststellen, dass der glatte Stein sich veränderte – jemand hatte ganz offensichtlich achtzig Jahre zuvor etwas hinein gekratzt.“
Herr von Anbach sah ihn mit großen Augen an.
„Das ist ja unglaublich“, sagte er. Martin lachte.
„Das ist es wirklich“, nickte er. „Aber noch unglaublicher wurde es bei einem zweiten Versuch. Wir baten unseren Freund Michael – ich habe gestern von ihm und seiner Frau Eva erzählt – mit Inga vor dem Haus zu warten. Ihm aber sagten wir nicht, was wir vorhatten. Als die Initialen ein zweites Mal erschienen, behauptete Michael steif und fest, sie seien vorher
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