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Finn und der Kristall der Zeit (German Edition)

Finn und der Kristall der Zeit (German Edition)

Titel: Finn und der Kristall der Zeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Konrad
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Schmidts haben heute Mittag ihre Zimmer verlassen. Vielleicht vor einer Stunde, sagte der Wirt. Sie müssen also wirklich den Stein gewollt haben und mehr nicht. Vielleicht sind sie schon auf dem Weg nach Hause, und wir sehen sie nie wieder. Wo, hast du gesagt, wohnten sie?“
    „Ich weiß es nicht“, antwortete Finn verwirrt. „Ich erinnere mich nur, dass es irgendwo im Norden gewesen sein soll.“
    „Die finden wir nicht mehr“, prophezeite Tom. „Irgendwo im Norden und dann ein Name wie ‚Schmidt’ – wir können nur hoffen, dass wir wenigstens den zweiten Stein bekommen, und dass der genauso wirkt wie der erste – was auch immer dieser erste bewirken mag.“
„Glaubst du, es ist der Stein der Weisen?“, fragte Finn.
    „Rudolf glaubt es nicht. Und Rudolf ist der intelligenteste Mensch, den ich kenne. Also nein“, antwortete Tom. „Und wertvoll scheint dieser Stein ja auch nicht zu sein. Weder Lucys Mutter noch der Polizist haben ihn verkaufen können. Hoffentlich finden wir heraus, wozu dieser Stein eigentlich gut sein soll.“
    Finn blieb plötzlich stehen.
    „Wir sind doch auch blöd“, schimpfte er. „Wir hätten doch den Polizisten von Burgfeld fragen können, was auf dem Zettel stand, der bei dem Stein dabei gewesen ist. Also nicht der Zettel mit unserem Namen, sondern der andere mit dem Zeit-und-Raum-Gedicht, von dem der alte Wilhelm gesprochen hat. Der Polizist immerhin wird ja wohl lesen können.“
    „Stimmt“, antwortete sein Bruder. „Aber vielleicht haben wir ja Glück und Lucy findet den zweiten Stein und den Zettel.“
    „Hoffentlich steht auf dem Zettel das gleiche drauf wie auf dem anderen!“
    „Also ehrlich!“ Ton stemmte die Hände in die Hüften und schüttelte den Kopf. „Wenn unsere Eltern schon auf den Zetteln mit unserem Namen das Gleiche schreiben, dann werden so doch wohl auf die Zeit-und-Raum-Zettel nicht etwas Unterschiedliches schreiben. Wenn sie wirklich so dämlich sind, dann frage ich mich allmählich, ob wir sie tatsächlich weiter suchen sollen.“
Finn kicherte. Langsam fühlte er sich etwas besser.
     
    Die Jungen entschieden sich, zuerst einmal zu ihrem Haus zurück zu kehren. Wenn sie Glück hatten, war Lucy schon dort, vielleicht sogar mitsamt dem geheimnisvollen Stein. Wenn nicht, nun, dann würde man weiter sehen. Die Schmidts zu suchen, erschien ihnen jedenfalls zurzeit ziemlich aussichtslos.
    Finn bemerkte, dass er sich inzwischen immer besser in den Straßen der Stadt auskannte. Viele der Läden erkannte er wieder, und er konnte seinem Bruder sogar die Geschäfte zeigen, in denen die Schmidts ihm seine neue Kleidung und die Schuhe gekauft hatten.
    Je länger er gemeinsam mit Tom durch Hohenstadt wanderte, umso mehr hatte er das Gefühl, hier zu Hause zu sein, dazu zu gehören – weit mehr, als er es am Morgen in Burgfeld gefühlt hatte. Burgfeld, das war seine Vergangenheit, die Kinder dort, die noch bis vor wenigen Tagen seine Schulkameraden, seine Freunde gewesen waren, erschienen ihm weit weg und fremd zu sein. Er, Finn, hatte sich verändert. Er war ein anderer geworden, nicht mehr nur der kleine, unauffällige Waisenjunge aus Fräulein Winters Waisenhaus. Er war ein Junge geworden, der Abenteuer bestanden hatte, und vielleicht auch noch weitere Abenteuer bestehen würde.
    Tief in Gedanken versunken hatte Finn kaum bemerkt, wie die Unterhaltung mit seinem Bruder langsam eingeschlafen war. Erst als sie beinahe bei ihrem Haus angekommen waren, fiel Finn plötzlich auf, dass keiner von ihnen seit langer Zeit etwas gesagt hatte. Er warf einen verwirrten Blick auf Tom. Auch Tom schien über irgendetwas nachzudenken. Mit beinahe verbissenem Gesichtsausdruck setzte sein Bruder einen Fuß vor den anderen und starrte dabei unbehaglich vor sich hin.
    „Tom?“, fragte Finn leise. Sein Bruder fuhr erschrocken zusammen.
    „Entschuldige“, sagte er. „Ich habe nur gerade darüber nachgedacht… was tun wir, wenn wir nichts finden? Wenn die beiden Steine für immer verschwunden sind, oder wenn wir sie finden, aber nicht herausbekommen, was es mit ihnen auf sich hat?“
    Sie waren stehen geblieben und starrten sich an, zwei Augenpaare, die einander so verblüffend ähnelten.
    „Du hast ein Zuhause“, sagte Tom leise. „Du hast es gut gehabt bei deinem Fräulein Winter. Du wirst dorthin zurück müssen.“
    Finn schüttelte energisch den Kopf.
    „Ohne dich werde ich nirgendwo hin gehen!“, sagte er entschieden. „Wir sind eine Familie, wir beide,

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