Finn und der Kristall der Zeit (German Edition)
trotteten sie hinter dem Polizisten hinterher. Die Wache lag keine zwei Straßen entfernt. Ein großes Polizeiauto stand daneben. Der Polizist öffnete die Wagentüren und ließ die Jungen auf dem Rücksitz Platz nehmen.
„Ich muss kurz auf die Wache, um Bescheid zu sagen, wo ich hinfahre“, sagte er. „Solltet ihr versuchen, wegzulaufen, habt ihr innerhalb von 3 Minuten den größten Teil von Hohenstadts Polizei auf den Fersen!“
Mit diesen Worten warf er die Autotür zu und verschwand in dem Gebäude. Einen Moment überlegte Finn, ob sie nicht doch versuchen sollten, fortzulaufen.
„Das hilft uns nicht“, flüsterte Tom, der dasselbe gedacht zu haben schien. „Wir sollten lieber überlegen, was wir tun, wenn wir in Burgfeld angekommen sind.“
Aber noch bevor sie sich austauschen konnten, kam der Polizist zurück. Dass die Jungen brav im Auto gewartet hatten, schien ihn zu besänftigen.
„Also los, ihr Racker“, sagte er.
Kurz danach waren sie auf dem Weg nach Burgfeld.
Es mochte einige Zeit nach Mitternacht sein, als das große Polizeiauto vor dem Waisenhaus stoppte. Finn hatte sich den Kopf zerbrochen, wie sie es anstellen sollten, dem Polizisten zu entkommen, bevor er sie zu Fräulein Winter brachte, aber ihm war nichts eingefallen. Schließlich musste er sich unbehaglich eingestehen, dass ihnen wohl nichts anderes übrig bleiben würde, als tatsächlich ins Waisenhaus zu gehen. Er wusste, dass Fräulein Winter ihm helfen würde, wo sie es konnte, vermutete aber doch, dass sie von ihren Abenteuern alles andere als begeistert sein würde. Und wie um Himmels Willen sollte er erklären, dass sie zu dritt waren?
Der Polizist war aus dem Wagen ausgestiegen und hielt ihnen die Tür auf.
„Ausgestiegen, die Herrschaften“, sagte er gutmütig. Als Jacob und Tom Finn zweifelnde Blicke zuwarfen, lachte er. „Nun los, sie wird euch schon nicht den Kopf abreißen!“
Langsam stiegen die Jungen aus dem Wagen und gingen hinter dem Polizisten her. Der Mann ging zügig auf die hölzerne Eingangstür zu und klopfte dagegen. Eine Weile geschah nichts, dann ging das Licht hinter einem der Fenster an. Finn wusste, dass es das Fenster von Fräulein Winter war. Unwillkürlich rückte er näher zu seinen Brüdern und fasste sie an den Händen. Nach einer Zeit, die ihnen ungeheuer lang vorkam, öffnete sich die Tür. Fräulein Winter!
„Guten Tag, gnädige Frau“, sagte der Polizist. „Ich bringe Ihnen…“ – aber bevor er zu Ende reden konnte, hatte sich Finn an ihm vorbei gedrückt und in ihre Arme geworfen.
„Fräulein Winter, es tut uns so leid, dass wir drei fortgelaufen sind“, rief er und sah sie flehentlich an. Fräulein Winter sah von einem der Jungen zum anderen, betrachtete ihre Gesichter, die vornehme Kleidung, wieder ihre Gesichter.
„Nun, meine Kinder“, sagte sie dann langsam, „es war dumm von euch, fortzulaufen. Wie gut, dass ich euch alle drei wieder habe!“
„Ich nehme an, wir haben nicht allzu viel Zeit, um das Ganze zu klären“, sagte Fräulein Winter, als sie sich in ihre warme Stube gesetzt hatten, jeder ein paar Kekse und ein Glas warme Milch vor sich, das ihnen Fräulein Winter höchstpersönlich gebracht hatte.
„Der Polizist wird bald herausbekommen, dass hier bei mir eigentlich nur ein Junge verschwunden ist. Und dann wird er wieder kommen.“
„Aber woher wussten Sie denn, dass die Geschichte mit den Schmidts schief gelaufen ist?“, fragte Finn neugierig.
Fräulein Winter sah ihn forschend an, dann blickte sie in die Gesichter seiner Brüder und schüttelte den Kopf.
„Ich war mir nicht sicher“, sagte sie. „Aber vor einigen Wochen bekam ich einen Brief von Rosie. Du weißt ja, dass…“ Sie stockte. „Du bist doch Finn, oder?“, fragte sie. Finn grinste. „Ja, ich bin Finn“, bestätigte er. „Tom ist er“ – er zeigte auf Tom – „und das da ist Jacob.“
„Es ist wirklich ziemlich schwierig, euch auseinander zu halten“, lächelte Fräulein Winter. „Jedenfalls schrieb Rosie mir einen Brief, in dem sie fragte, ob mit dir alles in Ordnung sei. Und sie erklärte mir auch, warum sie das wissen wollte – im Hinterhof des Bäckers, bei dem sie als Hausmädchen angestellt ist, tauchte immer mal wieder ein kleiner Junge auf, der ihrem Finn unglaublich ähnlich sah, und bediente sich an den harten Brötchen, die dort für die Schweine gesammelt wurden.“
Tom rutschte in seinem Stuhl ganz nach unten und versuchte, sich unsichtbar zu
Weitere Kostenlose Bücher