Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Finnischer Tango - Roman

Finnischer Tango - Roman

Titel: Finnischer Tango - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taavi Soininvaara
Vom Netzwerk:
viele Polizisten, ehemalige und noch aktive, die den Mann kannten.«
    »Wieso kannten? Saari ist doch verschollen, nicht tot«, sagte Ratamo verwundert.
    »Ich meine damit, dass er nach seiner Pensionierung mit niemandem Kontakt gehalten hat. Aber vorigen Monat ist etwas passiert. Saari besitzt eine Büchersammlung, und die hat er seinem ehemaligen Arbeitskollegen Pertti Hämäläinen geschenkt, er hat ein Testament anfertigen lassen und …«, Ketonen machte eine kurze Pause und fuhr mittriumphierender Miene fort, »sein eigenes Begräbnis bezahlt.«
    Ratamo war sichtlich erstaunt. »Wer erbt Saaris Geld? Und wo hast du all das ausgegraben?«
    »Es wird versucht, den Begünstigten des Testaments herauszufinden.« Ketonen spielte den Bescheidenen, aber nicht sonderlich gut. »Fünf Jahre bei der KRP und zweiunddreißig Jahre bei der SUPO. In so einer Zeit lernt ja selbst der Dümmste etwas. Wie geht es übrigens bei den Ermittlungen voran?«
    »Einigermaßen.« Ratamo überlegte kurz, ob er Ketonen erzählen sollte, wie schlecht es ihm ergangen war, aber er beschloss, erst später zu sagen, dass er auf der Strafbank saß. Vermutlich schämte er sich: Ketonen war schließlich in gewissem Sinne sein Lehrmeister. Was würde er denken, wenn Ratamo seine Stelle verlor? »Wir haben erfahren, dass die PKK das Heroin für Arbamow nach Sankt Petersburg geschmuggelt hat. Und dass sich drei an der Operation beteiligte Kurden in Finnland versteckt halten. Sie werden gesucht.«
    Ketonen wirkte nachdenklich.
    »In gewisser Weise versteht man die Bestrebungen der Kurden schon«, sagte Ratamo. »Dieses Volk hat ziemlich viel Schweres durchgemacht.«
    »Durchgemacht und selbst getan. Laut türkischer Regierung war die PKK vor der Inhaftierung ihres Führers Öcalan die schlimmste Terrororganisation der Welt. Sie hat ganze Dörfer in Südost-Anatolien vernichtet, Schulen und Polikliniken zerstört, Bombenanschläge in Touristenzentren begangen und Ausländer entführt«, erwiderte Ketonen erregt. »Ich erinnere mich noch gut an diese Zeit. Die PKK hat in den achtziger und neunziger Jahren Hunderte Menschen ermordet: Prominente und gewöhnliche Zivilisten, Lehrer und Ärzte.«
    »Die Behauptungen des türkischen Staates dürften nicht ganz unparteiisch sein«, sagte Ratamo, er hatte sich für eine Seite entschieden.
    »Vermutungen, mein Junge, bringen einen ziemlich weit, aber nicht ans Ziel«, entgegnete Ketonen verärgert.
    Ratamo konnte es nicht vertragen, wenn Ketonen »mein Junge« zu ihm sagte, er verschwand aus der Küche und beschloss, Nellis Ärztin anzurufen, obwohl sie versprochen hatte, sich zu melden, sobald sie die Ergebnisse der Laboruntersuchungen erfahren würde. Er ließ sich der Länge nach auf das Sofa im Wohnzimmer fallen.
    Die Ärztin meldete sich sofort, und Ratamo stellte seine Frage in schrofferem Ton als beabsichtigt.
    »Wenn du also willst, dass ich halbfertige Ergebnisse kommentiere, dann muss ich dir sagen, dass es so aussieht, als wäre die Anzahl der weißen Blutkörperchen bei Nelli besorgniserregend hoch«, sagte die Ärztin und hörte sich gestresst an. »Wie du selbst weißt, kann es dafür alle möglichen Ursachen geben, die wahrscheinlichste sind jene Entzündungen, die auch zu Nellis Fieber geführt haben.«
    Ratamo bereute schon, dass er angerufen hatte, als das Gespräch noch gar nicht zu Ende war. Das fehlte gerade noch, jetzt musste er auch noch ernsthaft um Nelli Angst haben, bis die Ärztin wieder anrief.
39
    »Hundert Jahre alte Steyr-Maschinenpistolen, antike Tula-Tokarew-Pistolen und eine einzige Kalaschnikow, und das ist die älteste, die ich je gesehen habe!«, schrie Renata dem Lieferanten Wadim ins Gesicht und trat so heftig an den Kotflügel des alten Diesel-Mercedes, das der Rost auf den Asphalt des riesigen und völlig leeren Parkplatzes der Trabrennbahnvon Vermo rieselte. Renata wusste, dass Wadim, der sich offensichtlich schämte, nur ein Zuhälter war, aber sie hatte gedacht, mit Geld könne jeder Waffen beschaffen, egal wo.
    »Alle funktionieren, es sind genug, und auch die Munition reicht. Und alle haben einen Schalldämpfer«, erwiderte Wadim und zuckte die Achseln. »Helsinki ist eine kleine Stadt, gute Sachen muss man rechtzeitig bestellen. Hier kann man nicht irgendeinen Waffenkiosk aufmachen …« Einer von Renatas vier Männern hob seine behandschuhte Faust und brachte den Zuhälter zum Schweigen.
    »Du bekommst die Hälfte des vereinbarten Geldes. Und wenn irgendetwas

Weitere Kostenlose Bücher