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Finnischer Tango - Roman

Finnischer Tango - Roman

Titel: Finnischer Tango - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taavi Soininvaara
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rollte die Boeing am Terminalgebäude vorbei bis zum entlegensten Winkel der Landebahn und blieb schließlich schwankend vor dem VIP-Terminal stehen. Der Pilot hatte in Helsinki stundenlang auf die Starterlaubnis warten müssen, und auch die Landeerlaubnis war erst nach einer halben Stunde gegeben worden, weil über dem ganzen Finnischen Meerbusen so ein dichtes Schneetreiben herrschte, dass die Luft weiß aussah.
    Die Kabinentür öffnete sich, und Arbamow spürte den kalten Luftzug, der hereindrang. Er packte die Unterlagen in seine Tasche, nahm seinen Mantel, den Renata ihm hinhielt, trat hinaus und ging die Gangway hinunter. Sechs von Renata engagierte Sicherheitsleute erwarteten ihn auf der Landebahn.
    Arbamow zog den Kopf ein, als ihm eine Böe Schnee ins Gesicht wehte. Umgeben von den Sicherheitsleuten, stapfte er zum VIP-Terminal, auf seinen Haaren und Schultern bildete sich schnell eine dünne Schneeschicht. Noch ein halbes Jahr oder ein ganzes: Wenn er Umars Heroin so lange verkaufen könnte, wäre er imstande, Sankt Petersburg für immer hinter sich zu lassen. Danach würde er seine Geschäfte abwechselnd von London und einem warmen Urlaubsort aus erledigen. Einem sehr warmen. Nur dann nicht, wenn die Tottenham Hotspurs spielten. Nach dem Umzug in die britische Hauptstadt könnte er sich endlich richtig auf die Spiele der Hotspurs konzentrieren, er würde bei jedem Match auf den besten Plätzen sitzen, bei den Heimspielen und auch auswärts, in der Premier League und im FA Cup, in der Champions League und im UEFA Cup. Bei dem Gedanken bekam er sofort bessere Laune.
    Die äußere Eingangstür des flachen VIP-Terminals öffnete sich, Arbamow trat hinein und schüttelte sich imWindfang den Schnee aus den Haaren und von seinem Mantel. Er öffnete die innere Tür, machte ein paar schnelle Schritte und blieb mitten im Foyer auf dem glänzenden Mosaikparkett wie erstarrt stehen. Stampfende Schritte waren zu hören und wurden immer lauter …
    »Ein Hinterhalt!«, brüllte Renata, und Metall klirrte, als die Sicherheitsleute ihre Waffen entsicherten. Jemand zerrte Arbamow auf den Boden und schützte ihn mit seinem Körper, zwei Männer stellten sich vor ihn.
    »Bleibt nicht hier. Bringt ihn außen herum zum Auto«, rief Renata, während gleichzeitig durch jede Tür des Foyers Männer in schwarzen Overalls mit Helmen und Maschinenpistolen hereinstürmten.
    Einer von Renatas Männern schoss, und sofort verwandelte sich der Raum in ein Feuermeer.
    Der Lärm war ohrenbetäubend, Arbamow fühlte, wie einer der Sicherheitsleute auf ihn fiel, überall war Blut. Irgendetwas musste er versuchen, sonst würde er hier sterben. Rasch kroch er hinter die Stühle und dann am Fenster entlang zur Tür. Wenn es ihm gelänge hinauszukommen, könnte er vielleicht fliehen. Kugeln schlugen in die Glastür ein, gerade als Arbamow sie erreicht hatte, Glassplitter rieselten auf ihn herab wie Schnee von einem Baum. Er erhob sich auf die Knie, stürzte hinaus, weg von der Tür, hinter die Ziegelwand. Er würde rennen und sich in Sicherheit bringen …
    Arbamow konnte nur ein paar Schritte machen, dann leuchteten Scheinwerfer auf und blendeten ihn. Die Polizei kam ihm zu Hilfe. Er würde sich also doch retten können.
    Im selben Augenblick wurden einige der Scheinwerfer ausgeschaltet und die verbleibenden so gerichtet, dass er ein paar dunkle Gestalten erkennen konnte, die auf ihn zukamen. Die Tasche mit Zanas Beweisen fiel Arbamow aus der Hand in den Schnee, als er die Buchstaben auf den kugelsicherenWesten der Männer erkannte: SOBR, das bedeutete ein Sondereinsatzkommando. Die Anti-Mafia-Miliz von Sankt Petersburg war gekommen, um ihn zu holen …
    Ins Kresty.
    Renata spürte den säuerlichen Geschmack ihres eigenen Blutes im Mund, sie saß im Keller des Flughafens Pulkowo und winselte mit durchdringender Stimme. Die Männer der Anti-Mafia-Miliz hatten wahrlich keine Zeit verloren. Vom VIP-Terminal hatte man sie direkt in die Milizwache des Flughafens geschleppt und sofort mit dem Verhör begonnen. Und mit dem Prügeln.
    Der Milizionär in schmutziger Uniform und mit Schirmmütze stand auf und trat vor Renata hin. »Sie sollten besser reden, wir kennen schon den größten Teil von Wassili Arbamows Drogenprojekt. Das reicht, um Sie beide bis ans Lebensende hinter Gitter zu bringen. In der Tasche des in Helsinki gestorbenen Kurden befanden sich gleich ein paar Kilo Beweise.«
    Renatas Kopf flog von der Wucht des Schlages nach hinten, sie

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