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Finnischer Tango - Roman

Finnischer Tango - Roman

Titel: Finnischer Tango - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taavi Soininvaara
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spuckte Blut. »Wenn ich nicht angeklagt werde, sage ich alles«, erklärte sie zum x-ten Male.
    »Du redest auch so«, brüllte der Milizionär, aber jetzt klang es nicht mehr so selbstsicher wie noch vor einer halben Stunde.
    Renata war überzeugt, dass die Männer von der Miliz binnen kurzem auf ihre Bedingungen eingehen würden. Schon bald würde der Leiter des Verhörs einsehen müssen, dass sie nicht so war wie die anderen Frauen. Sie fürchtete Schmerzen und Schläge nicht. Denn sie hatte in ihrem Leben schon viel Schlimmeres durchgemacht. Und eines war dem Mann, der sie verhörte, schon klar: Sie war der einzige Mensch, der alles über Wassili Arbamows Geschäfte wusste.
    Die Tür ging auf, und ein großer, dicker Mann in Ziviltrat herein. Darauf hatte Renata gewartet, die Männer der Führungsebene, die das Verhör hinter dem Spiegelglas verfolgten, hatten ihre Entscheidung getroffen.
    »Wenn Sie alles sagen, können wir vielleicht den Verzicht auf eine Anklage in Erwägung ziehen. Der wird aber nur dann wirksam, wenn sich alles, was Sie aussagen, als richtig erweist.«
    »Man wird also keine Anklage gegen mich erheben?«, fragte Renata und versuchte trotz ihrer geschwollenen Augenlider den Gesichtsausdruck des Mannes zu erkennen.
    Der Dicke nickte, und Renata spürte eine Welle der Erleichterung. Sie hatte Glück gehabt, möglicherweise bekäme sie Zugriff auf Arbamows Geld, wenn sie nur einen Teil der Geschäfte des Mannes verraten würde. Lange hatte sie Wassili durch das Spiel mit seinen Trieben und Wünschen steuern können, aber endlos wäre das nicht so weitergegangen. Womit sollte sie ihre Aussage beginnen: Mit dem Treffen von Arbamow und Umar Hussain, mit der Schmuggelroute der PKK von Afghanistan durch Russland bis nach Petersburg oder mit dem Erpressungsplan des Finnen und Turan Zanas …
49
    Das Büro in Roihupelto sah aus, als hätte hier ein Dutzend Graffitisprayer den Verstand verloren: An die Wände war wahllos die ganze Farbskala eines Malergeschäfts gespritzt worden. Ratamo dachte daran, was Eeva erzählt hatte, aber unter den Farbflecken an den Wänden konnte man beim besten Willen keine gezeichneten Gefängniszellen oder Gitter erkennen. Ein Computer war ebensowenig zu sehen wie ein Multimediaprojektor, von Pappkameraden ganz zu schweigen. Nur die Ratte, die in der Ecke mit Speiseabfällenherumraschelte, stützte Eevas Geschichte von dem Gefängnis, das Adil al-Moteiri inszeniert hatte. Es stank fürchterlich nach Farbe. Irgendetwas war hier tatsächlich passiert, aber was und warum? Ratamo stocherte mit einem Stück Holz in einem dicken roten Klumpen herum, der auf dem Fußboden lag und glänzte, er war noch nicht einmal richtig trocken.
    Sollte er die Kriminaltechniker alarmieren, damit sie Fingerabdrücke von al-Moteiri oder Beweise dafür suchten, dass Eeva hier gewesen war? Was brächte das für einen Nutzen? Ratamo beschloss, Wrede zu fragen, und holte sein Telefon aus der Tasche, dabei fiel sein Blick auf eine Erdnussschale mitten im Abfall auf dem Fußboden. Al-Moteiri hatte sich im »Kämp« Erdnüsse in die Tasche gesteckt. Na und, selbst wenn al-Moteiri hier gewesen wäre, was würde das schon beweisen? Für ihn bedeutete es jedenfalls, dass Eeva die Wahrheit gesagt hatte. Sie war mit al-Moteiri hier gewesen. Diese Erkenntnis verschaffte ihm Erleichterung, es war also doch vernünftig, dass er sich auf seinen Instinkt und auf Eeva verlassen hatte.
    Ratamo rief Wrede an, der sich für die Idee, in Roihupelto noch weitere Nachforschungen anzustellen, nicht erwärmen konnte, aber Ratamo sicherheitshalber doch beauftragte, mit der KRP die Absperrung des Ortes zu vereinbaren. Er könnte dann später untersucht werden, wenn es sich als erforderlich erweisen sollte. Am Schluss übermittelte Wrede ihm die letzten Neuigkeiten aus Sankt Petersburg: Arbamow war verhaftet und Veikko Saari umgebracht worden. Angeblich würden sie schon bald aus Russland neue Informationen in Hülle und Fülle erhalten.
    Er telefonierte auch noch mit Riitta Kuurma, erzählte ihr von seinen Beobachtungen und erfuhr, dass al-Moteiri nach London geflogen war. Genau wie er es in der Bar des »Kämp« gesagt hatte. Ratamo war erleichtert, dass sich einerseiner unerfreulichsten Arbeitstage dem Ende zuneigte. Wenn man ihn wegen der Verheimlichung von Informationen feuerte, dann würde er sich sein ganzes Leben lang an diesen 6. Dezember erinnern.
    Kurz danach fuhr der gelbe Kabriokäfer im Schneetreiben erst den

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