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Finnischer Tango - Roman

Finnischer Tango - Roman

Titel: Finnischer Tango - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taavi Soininvaara
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Eines ärgerte ihn allerdings sehr: Der Käfer stand nun in der Werkstatt. Der versäumte Reifenwechsel würde ihn jetzt teuer zu stehen kommen, wieder einmal wurde Faulheit bestraft. Er blätterte im Ermittlungsprotokoll der Kriminalpolizei und gähnte. Erst um zwei Uhr nachts hatte das Elchfleisch endlich in der Gefriertruhe gelegen, und die Wirkung der vom Arzt verschriebenen Schlaftabletten war einmal mehr gleich null gewesen. Sein Arbeitspensum an diesem Vormittag hatte er wie im Halbschlaf erledigt.
    Ratamo erschrak, als er las, mit was für einer Waffe Kirilow getötet worden war: mit einer Luger Parabellum P08. O verdammt – Eeva Hallamaa besaß eine Luger, er hatte sie selbst vor etwa einem Vierteljahr bei Eeva zu Hause in der Hand gehalten. Für einen Augenblick hätte er die Information am liebsten einfach an seine Kollegen weitergegeben,aber dann dachte er an Eeva. Wenn er das jetzt hier sagte, würden alle Eeva für eine Mörderin halten, und die Ermittlungen in andere Richtungen kämen ins Stocken. Das durfte nicht geschehen, doch dann fiel ihm ein, dass es ein Dienstvergehen war, wenn man Informationen, die mit den Ermittlungen zusammenhingen, verschwieg. Wie tief mochte wohl die Grube sein, die er sich diesmal aushob?
    Ulla Palosuo hatte inzwischen den Kaffeestand so weit gesenkt, dass sie nun schon wagte, die Tasse anzuheben. »Wollen wir denn nicht anfangen? Hat der Pathologe …«
    »Ja.« Ratamo legte das Obduktionsgutachten vor sich auf den Tisch. »Die Todesursache bei Kirilow ist laut Gerichtsmediziner eindeutig: Zwei aufgesetzte Schüsse in die Schläfe. Allerdings wäre der Russe auch an den inneren Verletzungen durch die Misshandlungen gestorben, wenn er die Zeit dazu gehabt hätte: eine gerissene Milz, zerquetschte Leber und Nieren … Am interessantesten ist jedoch, dass sich in Kirilows Organismus kein Heroin fand, dafür aber zwei andere Substanzen: ein Betäubungsmittel und dessen Gegenmittel, hier sind auch die Bezeichnungen …«
    »Es reicht, wenn du die Hauptpunkte wiedergibst. Fass den Bericht zusammen«, fuhr Wrede ihn an. Ulla Palosuos und Ratamos Gesichtzüge wirkten sogleich sehr angespannt.
    »Unter Zugrundelegung der Körpertemperatur und der Flecken starb Kirilow wahrscheinlich zwischen 14 und 16 Uhr. Aber für die Zeit übernimmt der Gerichtsmediziner keine Garantie, weil die Techniker nicht daran gedacht haben, in Hernesaari die Luftfeuchtigkeit und die Windstärke zu messen.«
    Riitta Kuurma sah nachdenklich aus. »Wenn Eeva Hallamaa um zwei zu dir gekommen ist, dann müssen wir sie mit auf der Rechnung haben. Wenn’s auch knapp ist.«
    »Dann ist hier der Bericht der Techniker vom Tatort in Hernesaari«, fuhr Ratamo fort. »Dort hat man alles Mögliche gefunden … Es bringt nichts, die ganze Liste vorzulesen. Wesentlich ist, dass derzeit nur eine Person mit dem Tatort in Verbindung gebracht werden kann – Eeva Hallamaa. Die Techniker haben dort ein paar Haare von Eeva gefunden.«
    »Die Frau war am Tatort, das reicht, um sie zu verhaften«, sagte Ulla Palosuo selbstsicher.
    Wrede schüttelte den Kopf. »Nicht unbedingt. Wenn es sich nur um ein paar Haare handelt, kann es sein, dass sie mit jemand anderem an den Tatort gelangt sind. Und das wiederum würde voraussetzen, dass entweder Kirilow oder sein Mörder bei der Hallamaa gewesen ist, wie sie es selbst behauptet. Vielleicht …«
    »Was gibt es sonst noch«, sagte Ulla Palosuo zu Ratamo. Ihr Gesicht hatte eine leichte Rotfärbung angenommen.
    »Auf die Ergebnisse der DNA-Tests warten wir noch, wo die Waffe und die Geschosse herstammen, wird ermittelt …«
    »Selbst ein Kind sieht doch, dass eine zierliche, eins sechzig große Frau dem Russen nicht diese blauen Flecken beigebracht haben kann.« Wrede unterbrach Ratamo und schwenkte ein Foto in der Hand. »Entweder hat die Hallamaa mit dem Schläger gemeinsame Sache gemacht, oder die Frau ist unschuldig. Vielleicht sagt sie ja die Wahrheit …«
    Ulla Palosuo klopfte mit den Knöcheln auf den Tisch. »Rede ruhig weiter, Arto.«
    »Wrede hat recht. Eeva hat Kirilow höchstwahrscheinlich nicht misshandelt, jedenfalls nicht allein. Angesichts der Anzahl und Größe der Hämatome müssen es zumindest zwei Personen gewesen sein, und es waren mutmaßlich Männer …«
    »Das habe ich doch gesagt«, warf der Schotte ein, und das Rot in Ulla Palosuos Gesicht wurde dunkler.
    »Ratamo ist dran«, zischte sie und starrte Wrede an wie etwas, das man auf den Komposthaufen

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