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Finnisches Inferno: Kriminalroman (Arto Ratamo ermittelt) (German Edition)

Finnisches Inferno: Kriminalroman (Arto Ratamo ermittelt) (German Edition)

Titel: Finnisches Inferno: Kriminalroman (Arto Ratamo ermittelt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taavi Soininvaara
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überbrachte er nur eine Nachricht. Es sei denn, der Mann gab ihm die Schuld an seinem Rauswurf beim SVR. Sterligow musste aber doch einsehen, dass er seinen Misserfolg dem estnischen Killer und Jussi Ketonen zu verdanken hatte. Und wenn nicht?
    Plötzlich wurde Ratamo klar, dass er sein Leben für einen wildfremden Millionär aufs Spiel setzte, den seine Kollegen als eigenwilliges, wichtigtuerisches und vorlautes Muttersöhnchen beschrieben? Warum ging er, ohne mit der Wimper zu zucken, bereitwillig das Risiko ein, dass Nelli zur Vollwaise würde? Wäre Marketta imstande, sich um Nelli zu kümmern? Warum hatte er nicht einen Augenblick gezögert, als Ketonen ihm den Auftrag anbot? Versuchte er sich selbst etwas zu beweisen? Seine Angst wuchs, zugleich war er aber stolz auf das, was er vorhatte. Kam dieses erhabene Gefühl daher, dass er sich für einen anderen Menschen in Gefahr begab? Er hatte das Gefühl, so intensiv zu leben wie lange nicht.
    Die »Internationale« erklang, und Ketonen meldete sich an seinem Handy. Die estnische Polizei hatte bestätigt, dass der Mann, der bei der versuchten Entführung Tommilas umgekommen war, und der Fahrer des Unfallautos in Diensten der Chinesen standen. Seine Vermutung war also richtig gewesen. Guoanbu hatte den Wettstreit um Tommila gegen Swerdlowsk 5:0 verloren, in Helsinki war das für Sterligow immer noch ein Heimspiel. Er holte die Nortti-Schachtel aus der Hosentasche und schaute seine Mitarbeiter mit hochgezogenen Augenbrauen an. Eigentlich hatte er ja aufgehört zu rauchen, aber zu dem Thema wollte er jetzt keinen einzigen Witz hören.
    Ratamo fühlte sich nicht völlig schutzlos, obwohl er Sterligowallein treffen würde. Die SUPO-Mitarbeiter hatten fieberhaft nachgedacht, wie sie ihm folgen könnten. Sie wollten versuchen, das von Sterligow gelieferte Telefon abzuhören, obwohl der behauptet hatte, er würde es bemerken. Dann sollte er beweisen, dass es stimmte. Eine andere Vorsichtsmaßnahme waren die drei hauchdünnen Chips von der Größe einer Pastille, die in seiner Bekleidung versteckt waren und ein Hochfrequenzsignal aussandten. Außerdem würde Loponen versuchen, ihm auf dem Weg zu dem Treffen zu folgen. Wenn überhaupt ein Treffen stattfand. Tommila war es auf unerklärliche Weise gelungen, der SUPO eine kurze E-Mail zu schicken. Der junge Mann wusste nicht, wo er sich befand, aber Piirala und seine Kollegen bemühten sich mit allen Kräften, den Computer zu lokalisieren, den er benutzt hatte. Wenn man Tommila fand, würde Ratamos Einsatz sofort abgebrochen. Es sei denn, Loponen verlor ihn aus den Augen: Dann gäbe es keine Möglichkeit mehr, Kontakt zu ihm aufzunehmen. Die Nortti erlosch zischend im Ketchup. Jussi Ketonen wirkte nach außen ruhig, aber in ihm kochte es. Er schickte einen Anfänger, seinen unerfahrensten Mitarbeiter, den Vater eines kleinen Mädchens, zu einem Treffen mit einem eingefleischten Killer. Und was geschah, wenn Ratamo keinen Erfolg hatte? Er schaute ihm in die Augen und sah einen ehrlichen, aufrichtigen Mann. Der Neuling, der ins Feuer geschickt wurde, schien sich weniger Sorgen zu machen als er. War es an der Zeit, dass er die Aufgaben eines Chefs an Jüngere abtrat?
    »Der Arzt hat gesagt, du sollst die mit viel Wasser nehmen.« Ketonen reichte Ratamo einen Plastikbecher, in dem sich ein Dutzend Pillen befand. »Schluck die jetzt.«
    Er antwortete stockend auf Ratamos unausgesprochene Frage. »Die sind … für den Fall, dass du dich verletzt. Sie beschleunigen die Blutgerinnung und so weiter.«
    Ratamo knöpfte seinen Wintermantel zu. Die beiden Männer schauten sich mit ernster Miene an und drückten sich fest die Hand.
    »So, mein Junge. Vergiss nicht, wo du herkommst«, sagte Ketonen und marschierte hinaus auf den Flur. Riitta Kuurma nahm Ratamos Hand und legte ihren Rosario hinein.

47
     
    Sterligow gab seinen Männern zum Abschied nicht die Hand. Er herrschte durch Angst. Jetzt war alles bereit; bald würde er Arto Ratamo gegenüberstehen.
    Der Passat verließ den Parkplatz von IKEA und beschleunigte. In Höhe von Lommila bog Sterligow vom Ring Drei auf die Turunväylä ab, weil sein letztes Telefongespräch lange dauern würde. In Verkkosaari rief er den Leiter der IT-Gruppe an, der sich sofort meldete. Sterligow hatte an seinem Telefon Kopfhörer mit einem Mikrofon befestigt. Er beauftragte seinen Kollegen, dem »Hund« eine E-Mail in den Chatroom II des About-Portals zu schicken. »ICH HABE DAS FEHLENDE STÜCK

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