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Finnisches Inferno: Kriminalroman (Arto Ratamo ermittelt) (German Edition)

Finnisches Inferno: Kriminalroman (Arto Ratamo ermittelt) (German Edition)

Titel: Finnisches Inferno: Kriminalroman (Arto Ratamo ermittelt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taavi Soininvaara
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verfolgte. Ein paar Minuten? Er würde es auf keinen Fall schaffen, sich rechtzeitig in Sicherheit zu bringen. Das nächste Haus war viel zu weit entfernt. Auf einer offenen Schneefläche oder im Wald würde er schnell eine Hypothermie erleiden.
    Er kehrte um und lief zurück zur Hütte. Den Rückwegmusste er schneller hinter sich bringen. Er trat in seine alten Fußspuren und biss die Zähne zusammen, als sich die pulsierenden Schmerzwellen verstärkten. Würde der Geier im Dunkeln bemerken, dass noch eine Fußspur mehr von der Hütte weg führte? Mehrmals hätte er vor Schmerzen beinahe geschrien, bis er endlich die Tür erreichte.
    Jemand stieg aus, und Tommila hörte, wie etwas auf den Wagen gezogen oder geworfen wurde. Wenn er doch ein Auto ohne Zündschlüssel genauso geschickt starten könnte wie junge Kriminelle. Er hörte Schritte.
    Sterligow entschloss sich, seine Ausrüstung zu überprüfen, bevor Ratamo kam. Er entsicherte seine Sig Pro-Pistole und vergewisserte sich, dass der Lademechanismus funktionierte. Dann schaute er durch das Nachtsichtgerät der Marke Night Falcon. Es war an einem Plastikring befestigt, der auf dem Kopf saß wie ein Hut. Die Hütte war deutlich vor dem grünen Hintergrund zu erkennen. Das Nachtsichtgerät nutzte Infrarotlicht und die Wärme des Objekts. Anders als ein Dämmerungsfernglas, das nur das vorhandene Restlicht verstärkte, funktionierte das Nachtsichtgerät auch im Stockfinsteren und konnte eine dunkle Gestalt vor einem dunklen Hintergrund erkennen.
    Tommila wischte sich den Schnee von den Füßen, schloss die Tür, humpelte in den Keller und sank auf die Folterbank. Das orangefarbene Licht umzingelte ihn wie in einem Alptraum. Er zog die Riemen um die Fußgelenke fest, denn er wagte es nicht, alle Riemen offen zu lassen, möglicherweise würde sich der Geier wundern, wenn er keine einzige Schnalle sah. Als der Gürtel um die Hüften befestigt war, legte er den Riemen, den er durchgebissen hatte, um sein linkes Handgelenk und versteckte die Schnalle darunter. Oben ging die Tür. Er versuchte den Riemen auf der Stirn an dieselbe Stelle zuschieben wie vorher. Doch der Riemen saß so straff, dass er ihn nicht über den Kopf ziehen konnte. Der Geier polterte schon im Obergeschoss herum, als er den Gürtel und die Riemen der Fußgelenke hastig öffnete, um den Stuhl herum ging, die Schnalle des Stirnriemens öffnete und ihn um ein Loch weiter machte.
    Tommilas Puls hämmerte wie ein Technobeat. Ihm fiel ein, dass bei einem Igel das Herz dreihundert Mal in der Minute schlug, und er wünschte sich, so eine Stachelkugel zu sein, die sich im Schutz ihres Nestes zusammenrollte. Rasch befestigte er den Gürtel um die Hüften und die Riemen um die Fußgelenke, zog den Riemen an seiner linken Hand straff und legte den Stirnriemen um. Auf der Treppe waren schon Geräusche zu hören. Er drehte den Kopf hin und her, damit der Riemen bis in die Mitte der Stirn rutschte, doch der saß immer noch zu straff, und der Geier war kaum mehr ein paar Meter entfernt. Er stieß den Kopf mit aller Kraft gegen den Riemen, so dass der noch ein Stück weiter glitt.
    »Wie geht es dem Gefangenen? Ich habe gute Nachrichten. In Kürze bekomme ich das Passwort von der Sicherheitspolizei. Ich brauche Sie nicht mehr zu foltern. Sie dürfen gemeinsam mit einem SUPO-Mitarbeiter sterben, auch wenn Sie nicht der ›Hund‹ sind.«
    Tommila öffnete die Augen einen Spalt. Der Geier schaute ihn an, reagierte aber nicht auf die Position des Stirnriemens. Als er ihm den Rücken zukehrte, drehte er seine rechte Hand so, dass er die Schnalle unter dem Handgelenk verstecken konnte. Für einen Augenblick fühlte er sich erleichtert, der Geier schien nicht bemerkt zu haben, dass er sich gesäubert hatte. Ein paar Haare waren unter dem Stirnriemen geblieben, aber er wagte nicht mehr, den Kopf zu drehen. Er saß still auf der Folterbank wie eine Laus im Schorf, tat so, als schliefe erund versuchte zu verstehen, was der Geier gerade gesagt hatte. Er würde sterben. Zusammen mit einem SUPO-Mitarbeiter. Aber er durfte nicht sterben. Nicht jetzt, wo alles Erforderliche schon getan war. Er konnte sich nicht beherrschen, als wäre ein Damm gesprengt worden, brachen die Tränen und ein Wolfsgeheul aus ihm hervor.
    Russische Flüche hallten von den nackten Betonwänden des Kellers wieder, Sterligow schlug Tommila ins Gesicht, dass es klatschte, und befahl, der Jammerlappen solle aufhören zu heulen, sonst werde er seine Zunge

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