Finnisches Inferno: Kriminalroman (Arto Ratamo ermittelt) (German Edition)
GEFUNDEN. TREFFEN WIR UNS?«
Der »Hund« würde mit einer Nachricht unter einem Decknamen in verschiedenen Chatgroups reagieren – falls er antwortete. Niemand war imstande, alle Chats im Internet zu überwachen, und seine Nachricht und die des »Hundes« konnten nicht miteinander in Verbindung gebracht werden. Die Kommunikation funktionierte auch, wenn sie kontrolliert wurde, es war fast ausgeschlossen, erwischt zu werden. Der »Hund« hatte geschrieben, dass er die Websites abends mehrmals durchsuchte, in dieser heißen Phase der Operation würde er die Nachricht also möglicherweise schon sehr bald lesen.Sterligow ärgerte es, dass er wertvolle Zeit opfern musste, um die Bedrohung zu eliminieren, die der »Hund« darstellte. Wie könnte er ihn herauslocken? Darüber hatte er sich lange den Kopf zerbrochen und dann beschlossen zu behaupten, er habe das Passwort in seinen Besitz gebracht. Wenn der »Hund« selbst in die National Bank einbrechen wollte, wäre sein Plan nun in Gefahr.
Er glaubte nicht, dass sich der »Hund« auf ein Treffen einlassen würde. Nach Protaschenkos Tod hatte er weder auf seine Nachrichten noch auf die von Guoanbu geantwortet. Wenn er sich verriet, bedeutete das für ihn unmittelbare Lebensgefahr. Sterligow musste jedoch alles versuchen. Einen Misserfolg würde Orel mit Fentanyl belohnen. Es gab noch eine andere Methode, sein Ziel zu erreichen. Wenn er den »Hund« nicht herauslocken konnte, würde er alle drei Inferno-Verantwortlichen töten. Doch das könnte er erst wagen, wenn er das Passwort besaß. Falls bei der Übergabe der SUPO-Unterlagen etwas schiefging, würde er den »Hund« möglicherweise noch brauchen.
Sterligow fuhr an der Brücke über den zugefrorenen Hiidenvesi und an der Hiidenpirtti vorbei und war allmählich schon sicher, dass er seine Zeit vergeudete, da klingelte das Telefon.
Der »Hund« hatte auf die Nachricht in der Chatbox geantwortet: »TREFFEN OK. WARUM? WO? WANN?« Sterligow schmunzelte. Jetzt war zumindest sicher, dass Tommila nicht der »Hund« sein konnte. Der Verräter war entweder Pauliina Laitakari oder Timo Aalto. Er wunderte sich, dass der »Hund« geantwortet hatte. Täuschte er die Bereitschaft zu einem Treffen nur vor, um Zeit zu gewinnen, oder wollte er überprüfen, ob man ihn belog?
Im Zentrum von Saukkola wendete Sterligow den Passat, erfuhr zurück in Richtung Helsinki und kratzte sich am Kopf. Die schwarze Haarfarbe reizte die Kopfhaut. Er rief seinen Kollegen an und sagte ihm, er solle dem »Hund« eine E-Mail mit folgendem Text schreiben: »DU BEKOMMST DEIN HONORAR. AUF DER EISBAHN DES SPORTPLATZES VON BRAHE. JETZT SOFORT.« Dann schickte er zwei seiner nicht sehr sanft zupackenden Männer nach Kallio. Sterligow vermutete, dass sie auf dem Sportplatz von Brahe nichts anderes als Eis sehen würden. Irgendetwas war hier faul, das roch er, und der Geruch kam nicht von ihm.
48
Durch den starken Wind wirkte die Kälte noch durchdringender. Ratamo überquerte die Pohjoinen Rautatiekatu, betrat das Foyer des Hotels »Helkka« und nannte seinen Namen.
Der Angestellte an der Rezeption sagte, es sei schon alles bezahlt, und beschrieb ihm dann den Weg zum Wellnessbereich in der obersten Etage. »Viel Spaß. Platz haben Sie jedenfalls genug«, rief der Mann ihm freundlich hinterher.
Die Bemerkung überraschte Ratamo, er hatte angenommen, dass die Saunen, die man für mehrere Stunden reservieren konnte, am Samstagabend proppenvoll wären. Im Umkleideraum zog er sich langsam aus und schaute sich unauffällig um, bemerkte aber nichts Außergewöhnliches. Es war 21.49 Uhr. Die Duschräume und die Whirlpools waren leer. Er schien der einzige Besucher zu sein, und offenbar beobachtete ihn niemand. Plötzlich begriff er, was der Mann an der Rezeption gemeint hatte: Die ganze Saunaabteilung war einzig und allein für ihn reserviert worden. Wie kontrollierte Swerdlowsk, dass er sich an die erteilten Anweisungen hielt? Überwachte man ihn mit Kameras?Ein Gefühl der Unsicherheit beschlich ihn, aber er wollte weitermachen. Die erste große Aufgabe bei der SUPO war die wichtigste. An ein Versagen würde man sich immer erinnern. Beim nächsten Mal wäre es noch schwieriger, erfolgreich zu sein.
Seine Anweisungen hatte er über das gelieferte Handy von einem Mann mit tiefer Stimme und starkem Akzent erhalten. Die Verbindung war dreimal unterbrochen worden, und der Russe hatte wütend gebrüllt, dass Tommila sofort umgebracht würde, wenn die SUPO
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