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Finnisches Inferno: Kriminalroman (Arto Ratamo ermittelt) (German Edition)

Finnisches Inferno: Kriminalroman (Arto Ratamo ermittelt) (German Edition)

Titel: Finnisches Inferno: Kriminalroman (Arto Ratamo ermittelt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taavi Soininvaara
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Swerdlowsk, mit dem sie ihre Beschatter abschüttelten. Sterligow hatte ihn ihr beigebracht.In vier Helsinkier Metro-Stationen konnte man zum Umsteigen nicht einfach nur quer über den Bahnsteig gehen. Auf den Bahnhöfen von Ruoholahti, Sörnäinen und Kaisaniemi musste man zum Zug in die andere Richtung die Rolltreppe benutzen, und in Itäkeskus gelangte man nur außen herum auf den anderen Bahnsteig. Auf diesen Stationen hatten die Männer von Swerdlowsk kontrolliert, dass niemand anders außer Ratamo umstieg. Über ihre Kehlkopfmikrofone hatten sie die Position der Züge ihrem Kollegen mitgeteilt, der mit Ratamo im selben Zug, aber in einem anderen Wagen fuhr. Der rief Ratamo an und gab ihm den Befehl umzusteigen, als er hörte, dass die Züge zur gleichen Zeit auf einem leicht zu überwachenden Bahnhof hielten.
    Irina brauchte Ratamo nicht nachzugehen. Sie war dem Mann gefolgt, der mit Ratamo zusammen im selben Zug fuhr, bis die Umsteigemanöver aufhörten. Auf den Bahnsteigen hatte sie die Männer von Swerdlowsk leicht erkannt. Sie war sich ziemlich sicher, dass man sie nicht bemerkt hatte, und absolut sicher, dass die Leute von der SUPO nicht imstande gewesen waren, Ratamo zu folgen. In den Metro-Wagen befanden sich keine Überwachungskameras, und auf den Bahnsteigen hatten die Männer von Swerdlowsk die Linsen der Überwachungskameras zugesprayt, kurz bevor Ratamo gefilmt werden konnte.
    Es war auch gefährlich gewesen, dem Mann, der Ratamo beschattete, auf den Fersen zu bleiben, denn der hatte in seiner Ausbildung gelernt, wie er Leute erkennen konnte, die ihm folgten. Doch am Samstagabend waren die Metro-Wagen zum Glück voller Menschen, die in Restaurants gehen wollten oder aus der Stadt zurückkehrten. Außerdem hatte Irina ihre Haare mit abwaschbarer Farbe blondiert, zu einem Pferdeschwanz gebunden und sich nicht geschminkt. Mit der Goretex-Jackeund dem Rucksack auf dem Rücken sah sie aus wie eine finnische Studentin.
    Als sie Ratamo erblickte, der mit seinem Filzhut in Hakaniemi auf die Metro wartete, wusste sie, was das bedeutete: Sterligows Männer waren nun sicher, dass ihm niemand mehr folgte.
    Jetzt konnte sie zuschlagen.
     
    Ratamo stieg in Kamppi aus und sah, wie zwei Männer einer Wachfirma die unterhalb der Decke angebrachte Überwachungskamera überprüften. Er lief in Richtung Sinebrychoff-Park. Die frische Luft und die vertraute Gegend stärkten seine Entschlossenheit.
    Auf der Kalevankatu, am Holzgebäude des Schulmuseums, hörte Ratamo hinter sich plötzlich eilige Schritte, die näher kamen, er drehte sich um und sah ein paar Meter vor sich eine blonde junge Frau mit einer Waffe in der Hand. Noch ehe Ratamo etwas tun konnte, hatte sie ihn schon am Hals gepackt und stieß ihm den Lauf der Waffe ins Genick. Der Filzhut und die Brille flogen zu Boden. Die Angreiferin drückte seinen Kopf so heftig nach hinten, dass er vor Schmerz aufschrie. Die Angst breitete sich in ihm aus wie Tinte im Wasserglas. Ratamo sah auf der anderen Straßenseite eine betagte Frau. Er überlegte einen Augenblick, ob er um Hilfe rufen sollte, begriff aber sofort, dass die Greisin ihm nicht helfen konnte.
    »Gib mir ganz ruhig die Unterlagen«, sagte die Angreiferin in schlechtem Finnisch. Ratamo dachte fieberhaft nach. Die Frau konnte keine Helferin Sterligows sein. Was für einen Sinn hätte es gehabt, die Beschatter mit soviel Aufwand abzuschütteln und ihn dann auf offener Straße zu überfallen. Er konnte das Risiko nicht eingehen, dass Sterligow die Unterlagen nicht bekäme. Dann würde es Tommila schlecht ergehen. Das Adrenalin spülte die Angst weg.
    »Wohin soll ich gehen?«, zischte Ratamo. Nur Sterligows Bote kannte die Antwort. Die Frau stieß den Lauf der Waffe noch einen Zentimeter tiefer in sein Genick, und er schrie auf. Eine Antwort kam nicht. Ratamo tat so, als würde er ihrem Befehl gehorchen, schob die linke Hand zur Innentasche des Mantels, zog sie rasch zurück und setzte die Bewegung mit aller Kraft bis nach hinten fort. Als sein Ellbogen mit voller Wucht das Kinn der Frau traf, bückte er sich, griff nach ihrer Hand, mit der sie die Waffe hielt, und drehte sie um. Die Pistole flog in einen Schneehaufen auf dem Fußweg, zwei Meter von der Frau und noch weiter von Ratamo entfernt. Eine Oma öffnete gerade die Haustür des nächstgelegenen Wohnhauses. Ratamo spürte, wie ihm die Magensäure in den Mund stieg. Er traf seine Entscheidung und stürmte durch den Schneematsch auf die Oma zu. Als er

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