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Finnisches Inferno: Kriminalroman (Arto Ratamo ermittelt) (German Edition)

Finnisches Inferno: Kriminalroman (Arto Ratamo ermittelt) (German Edition)

Titel: Finnisches Inferno: Kriminalroman (Arto Ratamo ermittelt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taavi Soininvaara
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dass der Psychopath das alles mit Hilfe von Methadon durchstand. In Finnland hatte Sterligow jedoch glänzende Arbeit geleistet, bis wegen der Ebola-Helsinki-Katastrophe alles vorbei war.
    Igor zu linken wäre nicht einfach. Zum Glück hatte sie Sterligow die erforderlichen Kontendaten und Kundennummern geliefert und ihm von dem »Hund« erzählt und verraten, wie man zu ihm Kontakt aufnehmen konnte. Sterligow würde sie nie verdächtigen, dass sie das Passwort selbst haben wollte. Doch Igor Sterligow war als Gegner ein anderes Kaliber als Tang. Irina kannte ihren ehemaligen Vorgesetzten besser als vielleicht jeder andere: Vier Jahre lang war sie auch seine Geliebte gewesen. Sterligow sprach nie über seine Geheimnisse, aber er hatte sie viele Dinge hören und sehen lassen, die seine Arbeitsweise und Züge seiner Persönlichkeit verrieten. Irina bebte vor Erregung, als sie an Sterligow im Bett dachte. Der Mann war so ausdauernd wie ein Pferd.
    Ihr musste etwas einfallen, wie sie an das Passwort kam. Sonst würde sie Tang umbringen. Oder sich selbst.

34
     
    Jussi Ketonen schüttelte, bewegte das Becken nach hinten, schloss den Hosenstall und hörte verblüfft, wie jemand an der Toilettentür klopfte. Er drückte auf die Spülung und öffnete die Tür. Vor ihm stand Mikko Piirala. Ketonen wusste nicht, was er sagen sollte: Im WC hatte ihn noch niemand sprechen wollen.
    »Es tut mir leid, dass ich an einem Ort stören muss, der so einen privaten Charakter hat, aber wir haben endlich etwas gefunden«, sagte Piirala in seiner höflichen Art.
    Ketonens Schuhsohlen quietschten, als er eilig zum Waschbecken lief. Er konnte sein Lachen nicht unterdrücken, zum Glück wurde es aber vom Plätschern des Wassers übertönt. Piirala war ein kompetenter Mann, aber mit seinem Benehmen fiel er unter den großschnäuzigen Polizisten mit ihrer unverblümten Ausdrucksweise auf wie ein Rennpferd in einer Elefantenherde. Der Mann benahm sich ja wie ein Aristokrat aus einem alten finnischen Film.
    Die Handtuchrolle knirschte, als Ketonen eine saubere Stelle hervorzog. Er trocknete sich die Hände ab, steckte einen Nikotinkaugummi in den Mund und wandte sich Piirala zu.
    »Na, sag schon.«
    »Der Deckname des Verräters ist ›Hund‹«, verkündete Piirala feierlich, als hätte er herausgefunden, worin der Sinn des Lebens bestand.
    »Wo hast du das in Erfahrung gebracht?«, fragte Ketonen ganz begeistert.
    »Jemand hat mir eine E-Mail geschickt.« Piirala hob ein Blatt Papier hoch. »Protaschenko benutzte für die Person, die ihm die Daten von DataNorth verkaufte, den Decknamen ›Sobaka‹«, las er vor und erklärte, dass Sobaka auf Finnisch Hundbedeutete. »Protaschenkos Kalendernotiz bedeutet also vielleicht gar nicht, dass er kurz vor seinem Tod eine Frau traf. Das Wort ›Hund‹ ist im Russischen femininen Geschlechts. Möglicherweise bezog sich Protaschenko auf den Decknamen ›Hund‹.«
    Ketonen war wie elektrisiert. Sein Instinkt sagte ihm, dass sie jetzt etwas gefunden hatten, das Gold wert war. Piirala könnte recht haben. Guoanbu gab seinen Helfern nur dann einen Decknamen, wenn die Person so wichtig war, dass ihre Identität unter keinen Umständen verraten werden durfte. Erhielt eine Person einen Decknamen, dann wurde ihr richtiger Name niemals verwendet.
    »Das heißt, der Verräter kann auch ein Mann sein. Und der Absender der Nachricht?«, fragte Ketonen gespannt.
    Piiralas Eifer schien verflogen zu sein. »Elektronische Spuren lassen sich im Internet leicht verwischen. Wir versuchen immer noch, herauszufinden, wo die Nachricht herkommt, aber ich glaube nicht, dass es gelingen wird.«
    Mustis innere Uhr schien unüberhörbar zu läuten, als Ketonen sein Zimmer betrat. Die Hündin strich mit wedelndem Schwanz um ihn herum und gab Töne von sich, die zur Hälfte ein Bellen und zur Hälfte ein Heulen waren. Ketonen musste lachen, obwohl er das Ritual kannte. Wenn er sich doch auch so über Kleinigkeiten freuen könnte.
    Der Schuldige konnte jeder der drei Inferno-Verantwortlichen sein. Warum wollte jemand sichergehen, dass die SUPO den Decknamen kannte? Damit Protaschenkos Eintragung im Kalender nicht auf eine Frau hinwies? Enthielt der Deckname etwas, was den Verräter entlarven würde? Oder war der »Hund« für die Entführer Tommilas nutzlos geworden und sollte nun verraten werden? Es gab viele Fragen, aber wenige Antworten. Er brauchte zusätzliche Informationen.
    Ketonen spürte die belebende Wirkung des Adrenalins.

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