Finnisches Inferno: Kriminalroman (Arto Ratamo ermittelt) (German Edition)
schaute sein Publikum an, als wollte er gelobt werden. »Der Hintergrund des Bankers Harri wurde überprüft. Der Mann ist harmlos, nimmt es allerdings nicht sehr genau, wenn es um nachtaktive weibliche Personen geht«, sagte er sachlich und trocken.
Riitta Kuurma konnte sich ein Lachen nicht verkneifen.
Die SUPO-Mitarbeiter hörten konzentriert zu, als Piirala zusammenfasste, was Aalto und Tommila am Vortag getan hatten. Zum Schluss stellte er fest, dass keiner der Verdächtigen einen Hund besaß.
Jetzt nahm Ketonen die Zügel in die Hand. »Beginnen wir mit der Frau. Ich leite das Verhör, ihr könnt ergänzende Fragen aus eurem Zuständigkeitsbereich stellen.« Er marschiertein den Verhörraum, wo Pauliina Laitakari wartete. Vor ihr stand ein Pappbecher mit Kaffee. Sie trug eine dünne Seidenbluse, die alle Kurven ihres Körpers betonte.
»Hören Sie mal, ich habe auch noch anderes zu tun, als in diesem stinkenden Kellerloch herumzusitzen. Ich habe mit einem Anwalt gesprochen. Wenn ich nicht unter Verdacht stehe, eine Straftat begangen zu haben, bin ich nicht verpflichtet, immer hierherzukommen, wenn Ihnen gerade mal einfällt, dass Sie Gesellschaft brauchen«, sagte sie wütend.
Ketonen schaltete auch die restlichen Leuchtstoffröhren an der Decke ein, setzte sich Pauliina Laitakari gegenüber und starrte sie durchdringend an. »Wenn du möchtest, können wir dich unter dem Verdacht des schweren Diebstahls und unter Mordverdacht verhören.«
Pauliina Laitakari trank ihren Kaffee und schien sich zu beruhigen. Sie drückte mit der Handfläche auf ihren Scheitel, um sich zu vergewissern, dass die Frisur dank des Haarfestigers hielt.
»Bist du der ›Hund‹?«, fragte Ketonen und beobachtete die Reaktionen der Frau genau. Laitakari zuckte zusammen und sah erschrocken aus. Hatte sie ihren Decknamen erkannt?
»Was … meinst du damit?«
»Anscheinend bist du überrascht. Nennt dich jemand ›Hund‹?« Ketonen ließ nicht locker.
»Ich mag Hunde nicht. Sie sabbern alles voll, und überall liegen ihre Haare herum. Ich konzentriere mich auf meine Arbeit und nicht aufs Saubermachen«, erwiderte die Verhörte stockend.
»Wo ist Simo Tommila?«, rief Ratamo. Ketonen warf ihm einen wütenden Blick zu.
Jetzt schien auch Pauliina Laitakari hellwach zu sein. »Ist es Tommila gewesen?«
Ketonen erklärte in strengem Ton, alle drei Inferno-Verantwortlichen seien immer noch in gleicher Weise verdächtig. Er wollte nichts von Tommilas Entführung sagen, damit die Verdächtigen nicht noch vorsichtiger würden. Dann wäre es unwahrscheinlich, dass der ›Hund‹ einen Fehler beging und sich verriet. Zeit blieb jedoch nicht viel: Es ließe sich nicht vermeiden, dass Aalto und Laitakari in Kürze von der Entführung erfuhren.
Ratamo wurde ungeduldig. Sie saßen hier drin herum und beschäftigten sich in aller Ruhe mit ungefährlichen Dingen, während Tommila womöglich Schlimmes ertragen musste. Er schaute zu Riitta hin, ihre Blicke trafen sich. Sie hatte Ketonen seinetwegen die Stirn geboten, glaubte er. Zwischen ihnen war immer noch etwas. Ihm wurde ganz heiß, und das lag nicht nur an den Leuchtstoffröhren. Er riss sich zusammen und zwang sich, wieder an das Verhör zu denken.
Piirala stellte einige technische Fragen, und dann versuchte Riitta Kuurma Schwachstellen in Pauliina Laitakaris Vergangenheit zu finden. Doch die antwortete kurz und knapp und energisch und wurde immer ungeduldiger.
Ketonen war von den Ergebnissen des Gesprächs enttäuscht, wenngleich er keinen Durchbruch erwartet hatte. Es geschah selten, dass der Widerstand eines Verhörten brach. Jedenfalls dann, wenn die Polizei so wenig Beweise hatte wie sie. Er hätte aggressiver sein müssen, ärgerte sich Ketonen.
Wrede begleitete die Frau hinaus und kehrte mit Timo Aalto zurück. Ratamo war gegangen, er wollte seinen Freund nicht verhören. Ketonen stellte die SUPO-Mitarbeiter vor und betrachtete dann eine Weile den Softwaredirektor, der überanstrengt wirkte.
»Wir wissen, dass dein Deckname ›Hund‹ ist«, sagte Ketonen völlig überraschend.
»Das ist ja schön. Und wie ist dein Deckname – Schwarze Maske?«, fragte Aalto, ohne eine Miene zu verziehen. Seinem Gesicht war deutlich anzusehen, wie sehr er unter Stress stand.
Ketonen hatte große Lust, dem Mann eine hinter die Ohren zu geben, aber er beherrschte sich und konzentrierte sich auf das Verhör. Aalto hatte nicht einmal mit der Wimper gezuckt, als er den Decknamen hörte, sondern
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