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Finnisches Quartett

Finnisches Quartett

Titel: Finnisches Quartett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taavi Soininvaara
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dem Wahnsinnigen den Lauf an die Schläfe. »Ezrael, du darfst dich nicht an diesem Verräter rächen. Dexter wird gebraucht, um die Verbrechen der anderen Verräter zu bezeugen. Gehorche mir!« befahl Ulrike und betete, daß sie nicht schießen müßte.
    Ezrael ließ die Messer sinken. »Schieß nur. Zeige die letzte Farbe. Den Glanz und das Licht kann man nur in dem Augenblick sehen, wenn die Bestie stirbt«, sagte er leise.
    »Setz dich«, sagte Ulrike wie zu einem Hund und zeigte mit ihrer geschienten Hand auf das Sofa.
    Ezrael begriff, daß man dem Boten gehorchen mußte, zögerte aber dennoch einen Augenblick, bevor er sich setzte. Dann schreckte er zusammen, als er spürte, wie sehr Eamon den Engel der Offenbarung mochte.
    Die Situation beruhigte sich, als Ezrael erstarrt auf dem Rand des Sofas saß; auch Dexter schien nun weniger Angst zu haben. Lasse Nordman holte aus seinem Rucksack einekleine Videokamera und bereitete das Gerät zum Filmen vor. Er überlegte fieberhaft, wie er seine Entlarvung vermeiden konnte. Wieviel wußte Dexter?
    Ulrike setzte sich auf den Rand eines Sessels und hielt ihre Waffe so, daß sie auf Ezrael zeigte. Sie beobachtete den Killer verblüfft: Der Mann sah müde aus und verhielt sich völlig anders als früher, irgendwie resigniert. Warum griff die Bestie nicht an, das sollte doch die letzte Rache des Zornesengels sein.
    »Das ist der Engel des Zorns?« fragte Dexter leise und starrte O’Donnell an. Der Mann gehorchte wie ein Kind und sah aus wie ein Student, der sich auf dem Campus verirrt hatte. Und müßte O’Donnell nicht über dreißig Jahre alt sein?
    Als Ezrael anfing, vor sich hin zu summen, schauten alle zu ihm hin. Jetzt fiel ihm ein, was Eamon mit anderen Unsichtbaren zusammen unter dem Stammtisch des Soldaten in Cagneys Bar gesungen hatte. Auf dem Rücken liegend, hatten sie auf der Unterseite des Tisches aus Kaugummi und Zigarettenkippen Engel geformt.
    In Ulrikes Adern rauschte das Adrenalin, möglicherweise hatte sie also doch Erfolg. Sie richtete ihre Waffe auf Dexter. »Wir wollen von Ihnen ein volles Geständnis. Erzählen Sie, wie Sie das Konsortium gegründet haben, wie Sie Mary Cash und Eamon O’Donnell für die Morde an den Physikern bezahlt haben … alles …« In ihrer Stimme lag viel Kraft.
    Dexters Gehirn arbeitete auf Hochtouren, die Puzzleteile nahmen ihren Platz ein, und zu seinem Erstaunen brach er in Gelächter aus. Robert Wolfermans Plan war genial.
    »Ich habe niemanden töten lassen«, sagte er ruhig. »Ich habe nur zu Anfang an dem Fusionsprojekt teilgenommen, als alles noch legal ablief … vielleicht ethisch nicht akzeptabel, aber legal. Wolferman hat es so inszeniert, daß ichder Schuldige bin, er hat schon Mary Cash und Jaap van der Waal hinrichten lassen …«.
    »Was zum Teufel redet …« Lasse hob die Hand zum Schlag, brach die Bewegung aber ab, als Ulrike ihn anbrüllte, er solle das sein lassen.
    Dexter fuhr fort und sah genauso verblüfft aus wie seine Zuhörer. »Ich habe die großen Ölkonzerne an einen Tisch gebracht, um zu planen, wie man auf legalem Wege die Entwicklung des Fusionsreaktors bremsen kann. Es gibt nämlich auch legale Mittel: Wir können geeignete Forschungsergebnisse beschaffen, die besagen, daß Öl ausreichend vorhanden und umweltfreundlich ist, wir können die Heizölpreise mit Hilfe von Kartellen auf einem erträglichen Niveau halten …«
    »Das wissen wir schon«, unterbrach ihn Ulrike resolut. Sie begriff nicht, worauf Dexter hinauswollte, bedeutete dem Mann jedoch mit der Waffe fortzufahren. Sie hörte, daß Ezraels Summen lauter wurde.
    »Wolferman hat es irgendwie geschafft, mich aus dem Konsortium zu verdrängen, und hat das Projekt auf seine eigene Weise fortgeführt, aber euer Anschlag auf Dutch Oil hat alles geändert. Ihr habt versehentlich die Existenz des Konsortiums enthüllt und Robert Wolferman gesehen«, sagte Dexter und wirkte dabei überzeugend.
    Lasse schnaufte. »Ich weiß nicht einmal, wie Wolferman aussieht.«
    »Der kleine dunkelhaarige Mann, der nichts gesagt hat«, erwiderte Dexter und starrte Nordman an. »Du hast Wolfermans Stimme Dutzende Male gehört. Er ist Seraphim. Es war nur eine Frage der Zeit, bis du ihn beispielsweise im Fernsehen sehen und die Stimme mit der Person in Verbindung bringen würdest.«
    Lasse begriff, daß Dexter die Wahrheit sprach, und gleichzeitig verstand er, warum es ihm in Helsinki fast gelungen wäre, Wolferman, den er bei Dutch Oil gesehenhatte, mit

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