Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Finnisches Requiem

Finnisches Requiem

Titel: Finnisches Requiem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taavi Soininvaara
Vom Netzwerk:
würde. Das gleiche gilt für den anderen Mann. Es sieht so aus, als …«
    Ketonen unterbrach seinen Stellvertreter: »Hast du schon allen mitgeteilt, daß die Männer auf den Bildern nicht existieren?« Er sah, daß Musti am Saum der EU-Fahne herumknabberte, und wies den Hund zurecht, allerdings nicht sehr energisch.
    Wrede rückte betreten auf seinem Stuhl hin und her. »Ich mache das sofort nach der Besprechung.«
    Wieder spürte Kuurma die Verärgerung wie eine Hitzewelle in sich hochsteigen. Warum wies Ketonen den Schotten nicht zurecht? Weil Wrede seine Sache nicht korrekt erledigt hatte, suchten Hunderte Leute in ganz Europa nach zwei Männern, die überhaupt nicht existierten. Ihr wurde klar, daß sie angespannt war wie eine Bogensehne, kommende Nacht mußte sie unbedingt richtig schlafen.
    Wrede fuhr mit seinem Bericht fort. Auch der deutsche Nachrichtendienst, der BND, konnte die Identität der Mörder Reinharts anhand der Bilder der Überwachungskameras im Atheneum nicht ermitteln. Der BND hatte versucht, die Kriminellen trotz der Maskierung zu erkennen. Ihm stand ein Computerprogramm zur Verfügung, das menschliche Gesichter, unabhängig von der Beleuchtung, von Make-up, Brillen und Veränderungen der Kopf- oder Barthaare, identifizierte.Es verwandelte die Gesichtszüge auf mathematischem Wege in digitale Codes, die sogenannten Gesichtsabdrücke. Das Programm war in der Lage, das Bild des Verdächtigen innerhalb einer Minute mit sechzig Millionen Bildern zu vergleichen, und seine Fehlerquote lag unter einem Prozent. Die im Gesicht versteckten Prothesen, erzählte Wrede verärgert, hatten das Programm jedoch getäuscht.
    »Was hat Sotamaa gesagt?« fragte Ratamo und gähnte dabei.
    Wrede wirkte verlegen. Der Bewacher Reinharts hatte von dem Mord im Atheneum nur den Angriff des Mörders auf den Wächter wahrgenommen. Sofort nach Beginn des Anschlags war Sotamaa von hinten betäubt worden.
    Der Schotte beschloß, daß es an der Zeit war, auch etwas Positives zu berichten. Am Morgen hatte man im Müllcontainer eines Supermarkts in Kamppi die Mordwaffe gefunden. Die von finnischen Offizieren verwendete Handfeuerwaffe, eine 9-Millimeter Fabrique Nationale, wies keine Fingerabdrücke des Killers auf. Der Verkäufer der Waffe wurde gesucht. Auch die Luftpistole, mit der man den Betäubungspfeil auf Sotamaa abgeschossen hatte, fand sich in Kamppi. Die Motorräder standen in der Garage eines Wohnhauses in Töölö, sie waren in der Nacht zum Sonnabend in Vantaa im Motorradgeschäft »Bike World« gestohlen worden. Die Jungs von der Technik schufteten wie auf einer Baumwollplantage, meinte Wrede großtuerisch, sie versuchten aus den Beweisstücken und Spuren, die man in der EU-Vertretung, im Journalistenbus, im Atheneum, in Kamppi, Töölö und Vantaa gefunden hatte, etwas Wichtiges herauszufiltern.
    Zum Schluß berichtete er, daß die Sicherheitsabteilung gemeinsam mit den Deutschen, mit Europol, Eurojust und Interpol eine Liste der Verdächtigen zusammenstellte, dienoch vor dem Abend fertig sein sollte. Ismo Varis war unauffindbar, niemand wußte, wo er sich aufhielt. Für Wrede war das allerdings nicht verwunderlich: Varis führte derzeit ein regelrechtes Nomadenleben. Mit einer Handbewegung erteilte Wrede nun Kuurma das Wort.
    Riitta nahm von dem Schotten keine Befehle entgegen, wenn sich Ketonen im selben Raum befand. Sie wartete, bis der Chef ihr zunickte, und begann dann ihren Bericht: »Niemand hat jemals irgend etwas von einer Organisation namens ›Freies Europa‹ gehört.« Kein einziger Nachrichtendienst glaubte daran, daß »Freies Europa« hinter dem Attentat steckte.
    »Und die Namen der Mörder?« fragte Ketonen. »Führen sie auf irgendeine Spur? De Gadd und, äh, … der andere?«
    »Alexander de Gadd hat auch früher schon gemordet«, sagte Kuurma und verblüffte damit die anderen. Alle starrten die Ermittlerin an, die ihren Triumph sichtlich genoß.
    »Im Jahre 1905. Lennart Hohenthal benutzte das Pseudonym Alexander de Gadd, als er Eliel Soisalo-Soininen, den Prokurator des Senats, ermordete.«
    Wrede und Ratamo machten ein verdutztes Gesicht, aber Ketonens Miene hellte sich auf. »Genau, das war es. Kein Wunder, daß es bei dem Namen geklingelt hat. Wo hast du diese Information ausgegraben?«
    Kuurma erzählte, daß sie die Namen in die Register der SUPO eingegeben und Europol, Eurojust und Interpol um Informationen gebeten hatte. Ohne Ergebnis. Als sie am Morgen erfuhr, daß Alexander de

Weitere Kostenlose Bücher