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Finnisches Roulette

Finnisches Roulette

Titel: Finnisches Roulette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taavi Soininvaara
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geraten?
    Wußte Dr. Cavanna, was ihm passiert war? Ojala erschrak. Er konnte es einfach nicht glauben, daß er so ein Pech hatte. Während er hilflos im Krankenhausbett lag, entglitt ihm die einzigartige Gelegenheit, ein Gemälde Ellis zu erwerben. Er mußte Cavanna unbedingt anrufen. Wie schwer war seine Verwundung? Kopf und Schulter schmerzten ein wenig, und von der Kanüle, die in der Ellenbogenbeuge steckte, führte ein Plastikschlauch irgendwohin.
    Es gelang ihm, die Hand auszustrecken, sie traf auf irgend etwas, und dann splitterte Glas auf dem Fußboden. Alles, was er anfaßte, zerfiel. Plötzlich tauchte die »Frau mit dem schwarzen Mund« wieder vor ihm auf, und er versank erneut in seinem Traumschauspiel.
     
    Beim Zusammenstoß eines LKWs und eines Busses, der Kinder ins Ferienlager bringen sollte, hatte es viele Verletzte gegeben. Sie wurden in die Notaufnahme des Ospedale Civile Maggiore hineingetragen. An der Eingangstür wimmelte es von Krankenhauspersonal, Ambulanzfahrern und weinenden Angehörigen. Es war heiß in Verona, und der Gestank der Abgase hing in der Luft.
    Rafi Ben-Ami, der Chef von Oberst Agrons Kommando, strich zufrieden über das Pflaster auf seinem Handrücken.Er ging vom Minipark Piazzale Aristide Stefani, einer kleinen Insel mitten im Verkehr, zum Parkplatz des Krankenhauses und sah einen ununterbrochenen Strom von Fahrzeugen. Die aufgeregtesten Angehörigen ließen ihr Auto stehen, wo es gerade war, und eilten mit angstvollem Gesichtsausdruck zum Haupteingang. Auch an der Information müßte ein großes Gedränge herrschen, wahrscheinlich telefonierten die Angehörigen so viel, daß alle Telefonleitungen überlastet waren, und im Krankenhaus selbst liefen sicher überall verängstigte Eltern herum. Eine solche Gelegenheit war ein Geschenk des Himmels, das sich Rafi Ben-Ami nicht entgehen lassen wollte.
    Er steuerte auf den Haupteingang zu. Auf keinen Fall würde er sagen, daß er zu Eero Ojala wollte, denn alle Besucher des Finnen würden sofort dem Polizisten gemeldet werden, der an seinem Zimmer Wache hielt. Ben-Ami zog seine Anzugjacke aus und steckte die Pistole unter seinem Hemd in den Gürtel. Er zerwühlte seine Haare ein wenig, warf die Jacke über die Schulter und versuchte besorgt auszusehen.
    Durch die Haupteingangstür gelangte man in ein großes Foyer, dabei mußte aber jeder an dem verglasten Informationsschalter vorbeigehen. Ben-Ami hastete in Richtung Foyer, als ihn eine schrille Frauenstimme stoppte.
»Scusi! Signore. Aspetta!«
    Ben-Ami blieb stehen, lächelte die Angestellte in der Information verlegen an und sagte auf englisch, er wolle in die zweite Etage, um Claudia Lucarelli zu besuchen, den Weg kenne er.
    Die gestreßte Frau tippte kurz auf ihrer Tastatur, im selben Augenblick klingelten zwei Telefone gleichzeitig. Sie winkte hastig und rief:
»Va bene.«
    Ben-Ami betrat das Foyer und seufzte. Jetzt mußte er die Aufzüge finden. Eine Frau im weißen Kittel erklärte einerMenschenmenge etwas, die sich um sie herum versammelt hatte, ab und an wurde sie von Fragen in erregtem Tonfall unterbrochen. Das waren bestimmt Angehörige der Unfallopfer, dachte Ben-Ami und erblickte die Aufzüge.
    Er wartete auf den Fahrstuhl. In seiner Tasche fühlte er das Stilett. Sollte er den Finnen mit dem Messer oder mit einem Stahlseil umbringen? Wenn es die Situation zuließ, würde er ihn mit dem Kissen oder der Bettdecke ersticken, möglicherweise fiel das Personal darauf herein und nahm zumindest eine Weile an, der Patient sei eines natürlichen Todes gestorben.
    Ein Pfleger, der ein Krankenbett schob, kam um die Ecke und parkte das Bett vorsichtig neben Ben-Ami. Der Mann lächelte freundlich. Auf dem am Kopfende des Bettes befestigten Medikamententablett lagen eine Injektionsspritze, eine Ampulle und Zubehör, das Ben-Ami nicht kannte.
    Der Aufzug traf ein, und Ben-Ami war schon im Begriff hineinzugehen, als ihn jemand an der Schulter festhielt, irgend etwas auf italienisch erklärte und erst auf eine hinter ihm stehende Gruppe von Ärzten und dann auf den Aufzug zeigte.
    »Non parlo italiano«,
stammelte Ben-Ami und hoffte, daß die Frau ihn verstand. Er hatte für alle Fälle ein paar Worte gelernt. Die Ärzte, die sich laut unterhielten, zwängten sich in den Personenaufzug und fuhren davon.
    Der Krankenpfleger bewegte das Bett, als die Klingel des Lastenaufzugs erklang und die Tür sich öffnete. Ben-Ami zögerte, aber das freundliche Lächeln des Pflegers schien zu

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