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Finns Welt - 01 - Finn released

Finns Welt - 01 - Finn released

Titel: Finns Welt - 01 - Finn released Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Uschmann
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Flo.
    »Was du nicht sagst!«
    »Ja, das ist so, Lukas! Wenn du bei der Mafia angestellt wärst und deine Mutter würde sagen: ›Denk bitte dran, die kugelsichere Weste anzuziehen‹, würdest du das dann auch lassen?«
    »Boah, jetzt geht das wieder los!«
    »Kugeln fängt man sich nämlich auch ohne Mutter!«
    Ich mache »Tschhhh!« und beide sind sofort ruhig. »Das ist gar nicht so dumm«, wispere ich und glaube kaum, dass ich es sage. Lukas sieht mich an. Ich zeige auf den Pool. »Wir ziehen uns aus, stopfen die Klamotten in die Rucksäcke, werfen sie rüber, schwimmen durch, trocknen uns ab und ziehen uns wieder an.«
    »Du willst dich hier nackig machen?«
    »Wir müssen geradeaus durch den Pool. Der liegt nun mal quer vor uns und ist mehr als sieben Meter breit.«
    Lukas schaut ins Wasser. Er kratzt sich an der Nasenspitze. Dann legt er los, ohne viele Worte. Nimmt sein Mikrofon vom T-Shirt, zieht den Sender von der Hose, stopft beides in den Rucksack und zieht sich aus. Wir tun es tatsächlich. Hinter der Mauer höre ich Jan-Eric leise vor Freude kieksen. Genau solche Bilder will er in seinem Film haben. Lukas’ Bauchmuskeln machen mich neidisch. Flo zögert kurz, dann beginnt auch er, sich zu entkleiden. Er hat keine Bauchmuskeln. Bei ihm fällt der kleine Schwabbelbauch wie ein Putzläppchen aus der Hose. Er zögert, sich auch noch die Unterhose auszuziehen, während Lukas bereits nackt ist, seinen Rucksack mit Schwung auf die andere Seite des Pools wirft und lautlos ins Wasser gleitet.
    »Na komm, mach dich nackig«, sagt er aus dem Pool heraus. Es sieht aus, als wären wir im Urlaub. Ich ziehe mich ebenfalls aus und werfe einen Blick zur Mauer, wo die Kamera ist. Man sieht sie kaum. Ich denke an die Leute, die sich bei Big Brother im Fernsehen hundert Tage lang rund um die Uhr filmen lassen, und fühle mich mulmig. Ich denke an die Gage, von der Jan-Eric gesprochen hat, und fühle mich mutig. Flo hat immer noch seine Unterhose an.
    »In der Turnhallendusche sind wir auch nackt«, sagt Lukas.
    »Da filmt uns auch keiner«, entgegnet Flo.
    »Ich denke, du stehst so aufs Gefilmtwerden?«
    »Ja, wenn ich …«
    »Wenn du über deine Mutter lästern kannst, klar.«
    »Dreh dich einfach mit dem Rücken zur Mauer«, sage ich und warte, bis er sich ausgezogen hat. Da er keinen Rucksack mehr hat, stopfe ich seine Kleidung mit in meinen und werfe ihn ebenfalls auf die andere Poolseite. Ich steige schnell ins Wasser. Es ist frisch, aber angenehm, so warm, wie es heute ist. Flo macht Pferdegeräusche mit den Lippen, als er ins Wasser gleitet. Ihm ist kalt. Wir schwimmen leise auf die andere Seite. Ich bin als Erster drüben und stemme mich gerade aus dem Wasser, als sich die Terrassentür zum Wohnzimmer öffnet. Eine Frau im schwarzen seidenen Bademantel tritt an die frische Luft, geht zu dem Tischchen und gießt sich einen Schluck Sekt ein. Sie trinkt genüsslich und schließt die Augen, um den sanften Wind auf der Haut zu spüren. Er zaubert sachte Wellen auf die Seide. Etwas nackte Haut wird sichtbar. Nackte Haut mit schwarzer Spitze. Lukas, der neben mir am Beckenrand angelangt ist, fällt der Kiefer herunter. Die Frau öffnet die Augen, das Glas in der Hand – und bemerkt uns. Sie steht ganz still.
    Ich hänge noch auf dem Poolrand, aufgestützt auf den Händen, halb im Wasser, halb an Land. Ich weiß, in einer Sekunde wird sie zu schreien anfangen. Wenn das passiert, dann kommt der Mann. Oder der Bandog. Zum zweiten Mal an diesem Tag beginnt mein Herz, wie verrückt zu schlagen. Ich muss jetzt schnell denken und handeln. Ich brauche eine Geschichte. Ich muss was ausprobieren, und zwar volles Risiko! Sonst sind wir geliefert und das hier ist das Ende unserer Quest.
    Ich hab’s!
    Immer wenn ich eine Idee habe, welche Geschichte ich den Leuten auftischen kann, fühle ich mich sicher. Selbstbewusst. Ruhig. Ich stemme mich kraftvoll aus dem Pool, gehe zu meinem Rucksack, hole das Mikro, den Sender und ein Handtuch heraus und halte die Sachen so in der Hand, dass ich ins Mikro spreche, während ich so tue, als würde ich mich langsam abtrocknen. Ich versuche, meine Stimme möglichst sauer klingen zu lassen. »Na toll, das hätte mein Onkel uns auch ruhig sagen können, dass Sie heute hier sind.«
    Lukas und Flo vergessen völlig, aus dem Wasser zu steigen, so gespannt sind sie, was ich jetzt wieder mache. Ich schüttle den Kopf und zische empört durch zusammengepresste Lippen. Dabei stelle ich mir vor, ich

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