Finns Welt - 02 - Finn reloaded
und stopfen das kleine Loch in der Tapete.« Sie meint Dirk und Elvar. »Und Sie?«
»Robin!«
»Ja, Robin, also Sie flicken die Decke und machen die Lampe wieder dran. Dann wollen wir doch mal sehen.« Sie verschränkt die Arme und lächelt endlich.
»Kein Thema!«, sagt Robin. Er hat immer noch Lust. Und er scheint der Einzige zu sein, der Sophia interessiert. Dirk und Elvar müssen die Drecksarbeit machen. Robin fragt Flo, wo sich Moltofill, Spachtel und Farbe befinden.
Eine Stunde später ist das gestopfte Loch trocken genug, um die Grundfassung wieder anzuschrauben. Robin macht es gut. Er zieht die kleinen Stromkabel durch das Loch, sortiert sie und schraubt die Fassung fest in die Decke. Jetzt aber kommt der schwere Teil. Das Unterteil mit dem Strahler muss dran. Robin verbindet die Stromkabel aus der Decke durch eine Lüsterklemme mit den Stromkabeln von dem Unterteil, das er in der Hand hat. Dieses Teil kann er aber nicht einfach auf die Grundplatte draufklicken. So einfach ist es nicht. Er muss es aufschieben, auf zwei Schrauben, die links und rechts aus der Grundfassung herausragen. Dann muss er das Unterteil ganz doll nach links drücken, um rechts die Kabelreste in das Gehäuse zu stopfen, denn Kabel wölben sich immer ein bisschen und wollen grundsätzlich überall wieder raus. Drückt Robin jetzt die Fassung mit der rechten Hand nach links, ohne seine linke Hand außen an der Grundfassung dagegenzuhalten, verrutscht die ganze Konstruktion in der Decke.
Er muss also mit der rechten Hand drücken, mit der linken Hand gegenhalten und mit der dritten Hand die Kabel in das Gehäuse fummeln. Aber: Menschen haben keine dritte Hand. Das ist das Fiese an diesem Lampensystem. Man kann es im Grunde nicht ohne Hilfe schaffen. Man muss aber, wenn man jetzt von Sophia respektiert werden will. Robin friemelt und fummelt und schwitzt. Ihm fährt ein Stoß aus der Nase. Seine Arme zittern. Seit zehn Minuten muss er sie nach oben halten und darf sie nicht herunternehmen. Er kriegt die Kabel nicht ins Gehäuse gestopft. Sein Kopf läuft rot an.
Sophias Mundwinkel zittern. »Sollen wir nicht doch helfen?«, fragt sie.
Robin kann nicht antworten, weil er eben den Schraubenzieher in den Mund genommen hat. Er versucht, die Kabel mit der Spitze des Werkzeugs in seinem Mund in das Gehäuse zu stopfen, während er mit den Armen drückt. Es klappt nicht. Der Schraubenzieher rutscht ihm aus den Zähnen und tief in den Hals hinein. Er muss würgen und zieht ihn heraus. Er hustet. Selbst Sophia kann sich jetzt nicht mehr zurückhalten. Sie lacht laut los.
Robins Äderchen im Weiß des Auges werden knallrot. Er steigt von der Leiter und lässt den Strahler einfach am Kabel baumeln. Er hat endgültig genug. Wortlos greift er nach seinem Rucksack und geht zum Ausgang. Dirk und Elvar warten schon draußen. Robin öffnet die Tür, dreht sich noch einmal um und sagt wie ein Botschafter in alten Ritterfilmen, der sauer ist, aber sich mühsam beherrschen muss: »Die Herren? Frau Hertl?« Dann schließt er die Tür.
»Meine Güte«, sagt Sophia, die gar nicht gemerkt hat, wie demütigend das für den harten Schwimmer Robin gerade gewesen sein muss. »Männer sind aber auch empfindlich.«
Flo sieht sie still an. »Das waren die letzten drei, Mama. Die letzten drei von allen guten Männern, die es gibt. Sie mussten extra durch dieses hammerharte Verfahren.« Flo klatscht mit dem Handrücken auf das Klemmbrett mit den Wertungspunkten, das er in der Hand hält. »Das war besser als die Partnerbörsen für Erwachsene! Die fragen nur nach Gemeinsamkeiten und nicht danach, ob einer Lampen anbringen kann oder Fliegen im Glas rausbringen!« Er schnauft, rumpelt die Treppe hinauf in sein Zimmer und knallt die Tür hinter sich zu. Sophia seufzt ergeben, holt sich eine Tasse Tee aus der Küche und geht ihm hinterher, während Stefan Lindner und mein Vater die Lampe wieder anbringen. Mit vier Händen. Dann schieben sie Lukas und mich sanft zur Tür. »Kommt, Jungs. Sophia und Flo brauchen mal einen Moment allein.«
Wir verlassen das Haus, in dem der Wettstreit der Männer heute so kolossal gescheitert ist. Lukas sieht mich an und schaut noch einmal zurück die Treppe hinauf. Ob Flo es schafft, mit seiner Mutter zu reden? Das wäre Mut. Echter Mut. Mut statt Mood. Allerdings ist dies wohl auch das Ende unserer Quest, für Sophia einen tauglichen Mann zu finden. Es gibt nämlich keinen. Wir sind wieder questfrei. Eine Fliege summt durch den
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