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Finns Welt - 02 - Finn reloaded

Finns Welt - 02 - Finn reloaded

Titel: Finns Welt - 02 - Finn reloaded Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Uschmann
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und Azeroth. Richtig leben, mit Luft und Lösungen und Schwielen an den Händen.«
    Flo nickt und beobachtet den Mann, der vielleicht sein nächster Vater werden könnte. Kein Jammerlappen, der im Bettlaken stecken bleibt. Kein eitler Trottel, der seinen Bizeps küsst. Ein echter Typ, der ein Leben verspricht. Ein Highscore.
    »Es gibt ein Zeichen dafür, dass meine Mutter es sich wirklich überlegt, es mit ihm zu versuchen«, sagt Flo. Wir schauen auch wieder nach drinnen. Sophia lächelt, hebt die Hand und berührt Heiner ganz sanft an seiner linken Schläfe. »Da war es!« Flo strahlt. Er klingt so glücklich, als wenn sich auf seiner Lebenslandkarte wieder eine Zukunft aufgehellt hat, die vorher von dunklen Nebeln verdeckt worden ist. Lukas wippt in der Hocke auf und ab: »Meinst du, sie …? Ja, da! Guck! Sie beugen sich ganz langsam über den Tisch! Guckt, Leute! So muss man das machen. So habe ich das bei Vivien gemacht. Nicht zu forsch rangehen, aber auch nicht zu schüchtern bleiben. Guck! Ja! Noch einen Zentimeter! Uuuuund – Tor! Flo, guck! Tor!!!«
    Heiner und Sophia küssen sich. Sie halten Händchen. Sophia leuchtet von innen. Lukas’ Hände ragen beim Jubeln über die Deckung aus Blumen hinaus. Heiner dreht den Kopf. Ich reiße Lukas’ Hände runter. Wir lachen.
    »Komm, weg!«, sage ich und wir robben zu unseren Rädern. Auf dem Heimweg pfeift Flo die ganze Zeit ein Lied von Depeche Mode vor sich hin.

DIE JUBELJAPANER
    Heiner balanciert ein Papptablett mit Bienenstich vom Kuchenstand des Vereinsheims. Es ist Sonntag und wir stehen am Rand des Fußballplatzes, denn Lukas hat ein Heimspiel.
    Flo, Vivien und ich kleben vorne an der Bande, um Lukas anzufeuern, wenn er vorbeirennt. Unsere Eltern nehmen den Kuchen von Heiner entgegen.
    »Meine Mutter sagt immer, man kennt keinen Menschen, solange man ihn nicht beschnüffelt hat.«
    Flo sieht mich an und lächelt. »Sie sagt wirklich ›beschnüffeln‹? Wie bei Hunden, die sich gegenseitig am Hintern riechen, um sich kennenzulernen?«
    »Ja. Guck, jetzt schnüffeln sie gerade an Heiners Hand.«
    »Weil er Kuchen verteilt.«
    »Er könnte sie aber auch am Popo gerieben haben, damit die anderen seine Witterung aufnehmen.« Flo kichert so doll, dass sein ganzer kleiner Körper zittert.
    »Ihr seid eklig«, sagt Vivien.
    Der Schiedsrichter hat vor zehn Minuten angepfiffen und Lukas versucht gerade einen Vorstoß über die Flanke. Flo und ich klopfen mit den flachen Händen auf die Bande und rufen: »Lu, Lu, Lukas!« Vivien macht mit. Jubeln findet sie noch ganz gut. Nur als der Linksverteidiger vor fünf Minuten direkt vor uns einen glibberigen gelben Klumpen in den Rasen spuckte, schüttelte sie den Kopf und zeigte ihm einen Vogel.
    »Minus 10 Punkte bei MOOD!«, bellte ich ihm entgegen, aber er verstand mich natürlich nicht. Vivien schon. Sie lächelte. Das war das Wichtigste. Lukas’ kleine Geschwister Alex und Venja klopfen hin und wieder mit auf die Blechbande, aber die meiste Zeit schießen sie sich dahinter selber einen kleinen Plastikball zu. So bleiben Flo, Vivien und ich die Einzigen, die irgendwie Lärm machen. Die Erwachsenen essen Kuchen und trinken Kaffee und Bier. Lukas hat recht. Es wird viel zu wenig angefeuert bei Jugendspielen. Lukas läuft auf den Verteidiger zu und trickst ihn ganz cool aus, indem er mit dem linken Fuß eine Flanke andeutet, sich den Ball aber stattdessen auf den rechten legt und aus zwanzig Meter in hohem Bogen auf die lange Ecke des Tors schießt. Der Ball segelt über den Torwart hinweg, prallt aber von der Latte ab.
    »Fantastisch!«, ruft Heiner plötzlich, stellt den Kuchen ab, kommt zu uns an die Bande und applaudiert so heftig, als hätte der brasilianische Superfußballer Neymar ein Tor mit Doppelsalto gemacht. Sophia und die anderen Mütter lächeln gütig und die Ersatzspieler auf der Bank drehen sich zu Heiner herum, als würde er übertreiben. Aber Heiner spielt das nicht. Er ist wirklich begeistert. Lukas sieht zu uns rüber und lächelt unter den Schweißtropfen.
    »Haben Sie gesehen, was Ihr Sohn da gemacht hat?«, sagt Heiner zu Stefan Lindner. »Das war kein blinder Schuss aus Verlegenheit. Der Torwart stand viel zu weit vorne und Lukas hat das genau gesehen! So eine Übersicht, so einen guten Blick für die Situation – das haben nicht mal alle erwachsenen Profis!«
    Stefan Lindner nähert sich der Bande und wächst ein paar Zentimeter vor Stolz.
    Heiners Augen glänzen voller Enthusiasmus.

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