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Finns Welt - 02 - Finn reloaded

Finns Welt - 02 - Finn reloaded

Titel: Finns Welt - 02 - Finn reloaded Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Uschmann
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ein Männerabend. Flo sagt: »Heiner, du musst aufpassen, dass Mama nicht riecht, dass du heimlich Fleisch gegessen hast. Mama kann Geheimnisse nicht leiden.«
    »Nein? Dann bin ich mal gespannt, ob sie ihre Überraschungsparty zum Geburtstag nächste Woche auch nicht mag.«
    »Überraschungsparty?« Wir heben die schmatzenden Köpfe wie Erdmännchen, die ein Geräusch hören.
    »Mama will keine großen Partys.«
    »Glaub mir, diese wird sie mögen.« Wir sehen Heiner neugierig an. »Meint ihr, ihr könnt sie mithilfe eurer Eltern an dem Tag aus dem Haus locken? So von fünf Uhr nachmittags an?«
    »Noch eine Quest«, lacht Flo. »Lenke Sophia ab! «
    »Schaffen wir«, sage ich.
    Heiner macht uns zischend ein paar Flaschen Malzbier auf und erzählt uns von seinem Plan.

DER ROHRBRUCH
    Vor dem Zelt rauscht das Meer. Neben mir liegt Vivien und hält meine Hand. Sie atmet ganz leise. Ich drehe mich auf die Seite, stütze meinen Kopf in der linken Hand ab und beobachte ihre süße, geschwungene Stupsnase. Nach einer Weile öffnet sie die Augen und sieht mich an. Sie öffnet den Mund und sagt: »Brrriiiiii iiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiing!«
    Ich reiße die Augen auf. Vor dem Zelt rauscht der Wald. Neben mir liegt Flo und lässt leise einen fahren. Es ist eiskalt, trotz Schlafsack und Bundeswehrzelt. Das altmodische »brrriiiiiiing« ist der Klingelton von Heiners Handy. Ich schaue auf meine Uhr. Halb fünf. Draußen ist es noch dunkel.
    »Ja?«, fragt Heiner mit verschlafener Stimme. »Was? Ach du Scheiße. Ja. Ich komme sofort.«
    Lukas brummt. Flo öffnet die Augen. Heiner zieht den Reißverschluss seines Schlafsacks auf. »Jungs, es tut mir leid, wir müssen sofort aufbrechen. Bei mir zu Hause gab es einen Rohrbruch. Das ganze Haus ist überschwemmt.«
    Ich erinnere mich daran, wie Venja kreischend aus Heiners Bad floh, weil das Rohr in der Wand so laut rappelte. Das Monster hinter den Fliesen. »Aber das ganze Holz«, krächzt Flo.
    »Das hole ich später ab«, sagt Heiner. »Das Zelt auch. Nehmt nur schnell euer Zeug!« Wir packen hastig und mit halb geschlossenen Augen. Es fühlt sich an wie im Halbschlaf. Wir verlassen das Lager. Flo dreht sich noch mal zu dem Berg von gesammelten Ästen und Stämmen für das Baumhaus um. Ich glaube, er hat Angst, dass sie nun hier liegen bleiben. Heiner hat einen Rohrbruch und muss seine eigene Wohnung retten. Er hat jetzt Wichtigeres zu tun, als dem Sohn seiner Freundin ein Baumhaus zu bauen.
     
    Eine Stunde später biegt Heiner bei uns zu Hause in die Straße ein. Der Morgen schüttet blaues Licht über die Dächer. Zwischen den Häusern liegen die Altpapiertonnen offen auf der Straße. Braune Kartonreste und bunte Prospekte haben sich in den Büschen und Bäumen verfangen.
    »Was ist das denn?«, fragt Flo.
    »Jemand hat eure Papiertonnen durchwühlt«, sagt Heiner.
    »Wer macht denn so was?«
    Ich seufze: »Jemand, der glaubt, dass die berühmte Schriftstellerin Suzanne Myers hier wohnt und vielleicht ein paar wertvolle Notizen zum nächsten Roman wegwirft.«
    Lukas schüttelt den Kopf.
    »Was denkt ihr, wie oft die Fans von Harry Potter das Altpapier von Joanne K. Rowling durchwühlen würden, wenn sie könnten?«, fragt Heiner. »Deren Tonne ist wahrscheinlich gesichert wie ein Goldtresor.« Er hält an und wir kraxeln aus dem Wagen.
    »Habt ihr alle einen Schlüssel bei, Jungs?« Heiner will Sophia nicht wecken. Sie schläft um sechs Uhr morgens tiefer als ein im ewigen Eis eingefrorenes Mammut.
    Dafür öffnet meine Mutter im Nachthemd die Tür: »Finn?« Sie sieht das Durcheinander auf der Straße. Für einen Moment denkt sie wahrscheinlich, Heiner hätte die Tonnen umgefahren. Der winkt, schließt die Türen und braust davon. Ich gehe ins Haus und erzähle meinen Eltern, was passiert ist.
     
    Um elf Uhr vormittags stehen alle Familien zwischen den Häusern auf der Straße. Heiner hat Sophia angerufen und ihr angekündigt, dass er gleich vorbeikommt, um das Baumhausholz abzuladen. Alle wollen wissen, wie es ihm und seiner Wohnung geht. Vor unserem Haus steht ein Klapptisch mit Keksen und Kaffee. Es ist wie bei einem Volksfest. Die Papiertonnen stehen wieder ordentlich hinter den Zäunen. Ich musste die Straße aufräumen, denn, so sagte mein Vater, ohne meine Lügengeschichte über Suzanne Myers hätte ja niemand die Tonnen durchwühlt. Lukas und Flo halfen mir. Nun essen sie Kekse und warten gemeinsam mit unseren Eltern auf Heiner wie das Publikum an der Ziellinie

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