Finns Welt - 02 - Finn reloaded
ich überrascht. »Heiner! Ich dachte, du musst arbeiten.«
»Ist meine wunderbare Freundin da?«, fragt er und ich führe ihn in die Druckerei. »Schatz!«, sagt Sophia und küsst Heiner, der strahlt wie ein Urlaubskatalog. »Ich dachte, du musst den Japanern an ihrem letzten Tag Cocktails mixen.«
»Florian rief mich an«, lügt Heiner. »Es gibt da ein Problem im Garten.«
»Oh nein! Ist der Teich wieder ausgelaufen?«
Ich schmunzele, denn ich stelle mir vor, wie der australische Ureinwohner auf der anderen Seite der Erde eines dieser Holzinstrumente in sein Wasserloch hält, kurz ansaugt und dann Sophias Teich auslaufen lässt.
»Komm einfach mit rüber, dann zeig ich’s dir«, sagt Heiner. Er wirft einen Blick auf das wertvolle Album, das mein Vater in der Hand hält. Dann schaut er auf die weit offen stehende Tür. »Schließt du hier unten nie ab, Klaus?« Mein Vater schüttelt den Kopf.
Sophia wird ungeduldig. »Komm, Heiner, ich will wissen, was da drüben los ist.«
Und was da drüben los ist! Sophia steht der Mund offen, als sie den Garten betritt. Rundum leuchten Kerzen in den chinesischen Lampions, auf der Terrasse ist ein Büfett mit Salaten, Feinkost und selbst gebackenem Baguette aufgebaut und zwischen dem Baumhaus und den Kiefern hängt ein Transparent mit der Aufschrift »Der bezaubernden Sophia zum Geburtstag«. Unter dem Transparent sitzt ein Mann auf einer kleinen Bühne und beginnt, Sophias Lieblingslieder von Depeche Mode auf der akustischen Gitarre zu spielen. Sie klingen ganz anders, da sie sonst aus Synthesizern kommen, aber sie klingen toll. Der Mann kann richtig gut singen. Sophia bekommt feuchte Augen und drückt Heiners Hand. Sie sieht sich zwischen den Gästen um. Die Lindners mit Lukas und Vivien. Wir. Ein paar Nachbarn, die Sophia leiden kann. Ihre Freundin Rosie, die extra angereist ist. Und, na gut, auch ein riesiger Oger, der mit Stefan Lindner diskutiert. Er zeigt immer wieder zum Haus und jetzt auf Sophia, grunzt und hüpft debil in alten Stiefeln auf und ab. Lukas’ Vater schiebt den Riesen langsam aus dem Garten.
Sophia schüttelt den Kopf wie jemand, der sein Glück nicht fassen kann.
Da Sophia heute in ihren Geburtstag reinfeiert, bleiben wir alle mindestens bis Mitternacht auf. Der Gitarrist hat gerade zum zweiten Mal gespielt und die Leute klatschen, als ich auf der Terrasse in den Brotkorb greife und mich für einen Augenblick Viviens Hand berührt. Mein Herz schießt in meinem Hals wie ein feuchter Teichstein.
Vivien nimmt sich das Brot, beißt ab und zeigt mit dem Rest zu der kleinen Privatbühne. »Heiner besorgt Musik, die Sophia mag. Heiner macht Essen, das Sophia mag. Und Heiner lädt nur Gäste ein, die Sophia mag. Ich wünschte, Lukas würde sich für mich so viele Gedanken machen. Weißt du, was er mir zum Geburtstag geschenkt hat?«
Ich zucke mit den Schultern.
»Eintrittskarten. Sie waren süß verpackt, mit Glitzerpapier und aufgeklebten Gummibärchen. Ich dachte: Super, er geht mit mir zum Konzert von Rihanna. Und was war drin? Tickets für das DFB-Pokal-Halbfinale.«
Ich weiß nicht, was ich darauf sagen soll. Ich merke nur, dass ich mich freue, dass Lukas sich nicht so viele Gedanken macht.
»Heiner ist perfekt«, sage ich. »Man kann rechnen, wie man will. Er hat volle 40 Punkte. 10 in jeder Kategorie.«
»Kein Mann hat 40 Punkte«, sagt Vivien. »Wenn ein Mann wirklich 40 Punkte hätte, wäre er ein Betrüger.«
Sie sagt das sehr sicher. Es ärgert mich ein wenig. Ich entgegne: »Er baut Häuser auseinander und wieder zusammen. Er kann Feuer bohren. Er ist wahnsinnig höflich und aufmerksam. Er weiß alles. Er beobachtet die Welt wie ein Späher. Er trägt Sophia auf Händen.«
»Hat irgendeiner deiner Marvel- Heldenin allen Kategorien die volle Punktzahl?«
Das ist eine sehr gute Frage. Ich überlege. Thor kommt nahe ran, hat aber nur 3 von 7 bei Intelligenz. Der Silver Surfer ist fast allmächtig, aber auch ein wenig zu doof dabei. Nicht mal der Beyonder kommt auf 100 Prozent in allen Kategorien, dabei ist er noch mehr ein Gott als Thor. Er ist nicht mal ein »er« oder eine »sie«, sondern eine seltsame Kraft aus einem Paralleluniversum, die sich aus Langeweile einen eigenen Kampfplaneten aufbaut, um dort Helden und Schurken bis in alle Ewigkeit zur eigenen Unterhaltung gegeneinander antreten zu lassen. Ich gebe zu – das fiele selbst Heiner schwer.
»Dein Schweigen sagt mir, dass keiner der Übermenschen von Marvel volle
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