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Finns Welt - 02 - Finn reloaded

Finns Welt - 02 - Finn reloaded

Titel: Finns Welt - 02 - Finn reloaded Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Uschmann
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er.
    »Was denkt ihr, wie viele erhabene Zahlen unter einer Billion bekannt sind?«, fragt Heiner.
    Wir schweigen.
    »Nur die eine«, sagt Heiner. »Nur eine einzige Zahl unter einer Billion ist erhaben. Und das ist ausgerechnet die 12.«
    »Wieso ausgerechnet?«, fragt Lukas.
    »Weil sie in allen Religionen vorkommt«, sagt Heiner. »Jesus Christus hatte zwölf Jünger. In der Bibel hat Jerusalem zwölf Tore, auf denen zwölf Engel stehen. Bei den alten Griechen gibt es zwölf olympische Götter. Das Volk Israels hat zwölf Stämme. Die schiitischen Muslime sehen zwölf Imame als legitime Nachfolger ihres Propheten Mohammed an. Sogar die uralten Germanen, die sich den Himmel als das Reich Asgard vorstellten, sahen dort zwölf Paläste für zwölf Götter. Meint ihr, das ist Zufall? Dass in allen Religionen der Welt, überall auf dem Erdenrund, im Abstand von Hunderten von Jahren, unabhängig voneinander, immer wieder die 12 auftaucht? Das ist, als hätte Gott einen Hinweis geschrieben.«
    Lukas sagt: »Aber 12 ist nicht die einzige erhabene Zahl, oder?«
    »Nein«, sagt Heiner und Lukas atmet erleichtert aus, weil er jetzt doch nicht an Gott glauben und sich mit seinen Eltern streiten muss. »Es gibt noch eine.«
    Lukas zuckt: »Nur eine weitere?«
    »Ja. Flo, schmeiß den Rechner an, ich zeige sie euch.« Flo aktiviert seinen Monitor. Mehr muss er nicht tun, denn der Rechner selbst läuft immer. Heiner macht ein paar Klicks, dann flimmert uns die zweite erhabene Zahl vor Augen. Sie lautet: 6.086.555.670.238.378. 989.670.371.734.243.169.622.657.830.773.351. 885.970.528.324.860.512.791.691.264.
    Lukas schluckt und sagt langsam, mit Betonung auf jedem Wort: »Das ist eine lange Zahl. Aber das heißt nicht, dass sie von Gott kommt.«
    »Aber was, wenn doch?«, fragt Heiner. »Er schreibt dieses gigantische, irrsinnige Programm und setzt uns hinein. Und dann versteckt er diese Zahlen, damit wir sie finden. Die 12 packt er in alle Religionen, die es gibt. Wer weiß, was die zweite bedeutet? Das hat noch keiner rausgekriegt. So, und jetzt muss ich Sophia ihr Halstuch bringen, sonst denkt sie, ich sei verschollen.«
    Mich fasziniert, was Heiner erzählt hat. Mehr als das. Es geht tief auf den Grund der Dinge. Ich habe Zahlen noch niemals so betrachtet.
    »Wann machst du das alles?«, frage ich.
    »Was?«
    »Na, erhabene Zahlen nachschlagen. Feuerbohren lernen. Baumhausarchitektur. Schädlingsbekämpfung. Teichumbau.«
    »Ich bin fast dreimal so alt wie du, Finn, da findet sich schon die Zeit.«
    »Schädlingsbekämpfung ist ein Ausbildungsberuf. Man muss das zweieinhalb Jahre lang lernen, bevor man eine Spitzmaus am Geruch erkennen kann. Es gibt Teichmeister, so wie Tischlermeister. Und einen Hartriegel erkennt eigentlich auch nur ein Profibotaniker.« Ich habe das alles im Netz nachgesehen, gestern Nacht.
    Heiner sieht mich an, völlig gelassen und nicht wie jemand, der was zu verbergen hat. MOOD: 10 von 10 Punkten. »Ich bin neugierig und merke mir Dinge. Das müsstest du doch am besten verstehen.«
    »Ja, aber wenn wir heute Chemie statt Mathe gemacht hätten, wärst du in die Küche gegangen und hättest aus Putzmittel, Mehl und Öl eben schnell ein Explosionsexperiment hergerichtet.«
    »Ja, schon möglich. Vielleicht hätte ich das. Sag mal, Finn, was ist denn los?«
    »Ach, nix. Ich muss nur so nötig pinkeln. Ich glaube, ich habe vorhin den Deckel oben gelassen. Und ich muss noch meine Wäsche wegräumen.«
    Heiner runzelt die Stirn. Er klopft gegen den Türrahmen und verschwindet. Als er weg ist, schubst Flo mich leicht am Oberarm.
    »Was sollte das denn? Das war doch wohl voll der Hammer mit den Zahlen!«
    »Ja, voll der Hammer. Heiner, der Allwissende.«
    »Du bist doch genauso!«
    »Du räumst seine Socken weg, bevor Sophia es sieht, oder? Er wohnt jetzt knapp drei Wochen hier und es geht schon los. Was machst du noch für ihn? Außer den Klodeckel runterklappen?«
    »Heiner ist super. Er baut ein Baumhaus draußen, er geht jeden Abend bis tief in die Nacht arbeiten. Seine Wohnung stand unter Wasser. Da darf ja wohl selbst er mal eine Socke liegen lassen.«
    »Nein, darf er nicht.«
    »Wieso nicht?«
    »Flo, mir wäre es sogar recht, wenn er ein paar Minuspunkte macht! Dann wäre er nicht so perfekt, denn 40 von 40 gibt es nicht. Aber ich mache auch immer meine Augen auf und ich habe in seiner Wohnung, als wir dort waren, nirgendwo Socken rumfliegen sehen. Habt ihr das? Habt ihr überhaupt irgendwas rumliegen

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