Finster
der Fishers.
Eine davon gehörte Mrs. Fisher.
Die andere kam von Kirkus.
Gelbes Licht fiel auf den Läufer vor der Wohnungstür.
Ich blieb stehen.
Meine Chancen, unbemerkt an der Tür vorbeizuschleichen, waren gleich null.
Ganz toll, dachte ich.
Vielleicht ist es ein Zeichen: Ich soll das Haus nicht verlassen. Ich soll nicht nach draußen gehen und Casey treffen. Stattdessen soll ich zurück in meine Wohnung und bei Eileen bleiben.
»Scheiß auf die Vorsehung«, murmelte ich.
Mit schnellen Schritten ging ich weiter. Mein Herz schlug heftiger. Die Stimmen aus der Wohnung wurden lauter und klarer.
»… das wäre natürlich ausgezeichnet«, sagte Kirkus.
»Gut, komm morgen vorbei, dann werde ich …«
Ich passierte die Tür. Aus den Augenwinkeln erkannte ich Kirkus’ Rücken.
»Da geht gerade der junge Logan vorbei«, sagte Mrs. Fisher.
Scheiße.
»Wo will er denn hin?«, erkundigte sich Kirkus.
Ich ging weiter, schneller als zuvor.
Um die Ecke, durch den Flur und auf die Haustür zu. Als ich sie aufzog, rief Kirkus: »Eduardo!«
Erwischt!
Kurz erwog ich, loszurennen.
Behalt die Nerven!
Ich hielt die Tür weit offen, drehte mich um und lächelte Kirkus an. »Ich bin gerade auf dem Weg nach draußen«, sagte ich. »Kommst du mit?«
Er nickte und eilte zu mir. Ich wartete, bis er aus der Tür war, dann folgte ich ihm.
»Hat die Vermieterin dir aufgelauert?«, fragte ich.
»Überhaupt nicht«, sagte Kirkus. »Agnes ist ein Schatz. Wir haben uns prima verstanden, und es sieht so aus, als wären wir bald Nachbarn.«
»Was?«
»Sie haben eine freie Wohnung nur zwei Türen neben deiner.«
»Und du überlegst, einzuziehen?«
»Es ist sozusagen schon abgemacht, alter Knabe.« Er klopfte mir auf den Rücken. »Ist das nicht großartig?«
»Ja, großartig.« Ich gab mir Mühe, mir mein Entsetzen nicht anmerken zu lassen.
»Ich bin so aufgeregt.«
Auf dem Bürgersteig vor dem Haus blieb ich stehen und wandte mich ihm zu. »Wir können morgen darüber reden«, sagte ich. »Ich muss jetzt weiter.«
»Wir haben wohl auf das Nickerchen verzichtet, was?«
»Ich brauchte etwas frische Luft.«
»Gut, erlaube mir, dich zu begleiten. Gemeinsam können wir die kühle Oktobernacht in vollen Zügen genießen.«
»Ich wollte eigentlich ein bisschen Ruhe haben.«
»Einverstanden«, sagte Kirkus. »Ich schweige wie ein Grab.«
Ich wandte mich nach rechts und ging los. Kirkus blieb an meiner Seite.
Nach ein paar Minuten sagte er: »Hat die holde Eileen mitbekommen, dass du sie allein gelassen hast?«
»Sie schläft.«
»Und so hast du die Gelegenheit genutzt, dich davonzuschleichen?«
»Hör auf, ja?«
»Hast du dich hinausgeschlichen in der Hoffnung, mich zu finden?«
»Träum weiter, Kirkus.«
Er lachte leise. »Man wird doch wohl noch hoffen dürfen.«
»Musst du nicht mal nach Hause?«
»Keineswegs.«
Was muss man tun, um ihn loszuwerden?
»Nichts reizt mich mehr«, sagte er, »als mir gemeinsam mit dir die Nacht um die Ohren zu schlagen, Eduardo.«
»Ich wäre wirklich lieber allein.«
»Das sagst du nur so. Niemand ist gern allein.«
»Sag mir nicht, was ich will.«
»Wohin gehen wir?«, fragte er.
» Ich gehe hier lang«, sagte ich.
» Ich gehe auch hier lang.«
Bis jetzt gingen wir beide auf der Fairmont Street nach Norden. Obwohl ich viel früher als sonst unterwegs war, erschien es mir sinnvoll, von Anfang an in die richtige Richtung zu laufen.
»So eine prächtige Nacht«, sagte Kirkus nach einer Weile. »Der kühle Oktoberwind, die wehenden Blätter, die tanzenden Schatten. Ich fühle mich, als wäre ich mitten in einer Geschichte von Ray Bradbury.«
»Und ich komme mir vor wie in einem Buch von Gore Vidal.«
Kirkus brach in Gelächter aus und gab mir einen Klaps auf den Hintern. »Ungezogener Junge!«
52
Als die Fairmont-Street-Brücke in Sicht kam, fragte Kirkus: »Also, wohin gehen wir, alter Junge?«
»Weiter.«
»Über die Brücke?«
»Noch viel weiter.«
»Du musst doch ein Ziel haben.«
»Dandi Donuts.«
»Du beliebst zu scherzen.«
»Nein.« Wenn er bei mir bleibt, dachte ich, werde ich genau dahin gehen. Ein paar Donuts essen, eine Tasse Kaffee trinken, ein bisschen Zeit mit Kirkus verbringen, ihn dann abhängen und nach Casey suchen.
»Das ist meilenweit entfernt.«
»… und Meilen gehen, bevor ich schlaf«, deklamierte ich.
»Oh Gott.«
»Du kannst mitkommen, wenn du willst. So oder so, ich gehe zu Dandi Donuts.«
»Du musst verrückt
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