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Finster

Titel: Finster Kostenlos Bücher Online Lesen
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bei mir ein Gefühl der Leere, des Hungers und der Übelkeit hervor.
    Die Erinnerungen und der Verlust.
    Es gab viele Liebespaare hier, doch Eileen sah ich nirgends. Ich beeilte mich wegzukommen und war froh, als ich das Gebäude verlassen hatte.
    Ich ging zur Bibliothek. Holly und ich waren dort praktisch nie zusammen gewesen, deshalb hatte ich das Gefühl, es wäre ein sicherer Ort. Auf dem Weg vom Studentenhaus zur Bibliothek ließ mein Verlustgefühl langsam nach und wurde von der Sorge um Eileen überlagert.
    Das war weniger schlimm. Doch während ich die Bibliothek nach ihr absuchte, verstärkten sich die Sorgen.
    Was, wenn sie nicht hier ist?

    Dann sehe ich nach, ob sie in ihrem Zimmer im Wohnheim ist.
    Und wenn sie da auch nicht ist?
    Dann sollte ich wirklich anfangen, mir Sorgen zu machen.
    Aber selbst wenn sie weder in der Bibliothek noch in ihrem Zimmer ist, heißt das nicht, dass Randy sie sich geschnappt hat. Es gibt noch eine Menge anderer Plätze, wo sie sein könnte.
    Zum Beispiel?
    Ich entdeckte sie im ersten Stock des Magazins in der hinteren Ecke an einem Arbeitstisch, wo sie Schuld und Sühne las.
    Gott sei Dank, dachte ich.
    Ich war glücklich, dass sie in Sicherheit war.
    Mir fiel auf, wie schön sie aussah im Licht der Leselampe. In ihrem dichten braunen Haar schimmerten verborgene goldene und rötliche Strähnen. Ihr Gesicht wirkte warm und weich. Sie runzelte die Stirn, als wäre sie ganz in das Buch versunken. Sie trug das karierte Hemd, das sie in der Nacht getragen hatte, in der wir uns geliebt hatten.
    »Hallo«, sagte ich ganz leise.
    Sie hob den Kopf, sah mich und lächelte.
    »Selber hallo«, sagte sie.
    Um nicht von oben herab mit ihr zu reden, ging ich in die Hocke. »Ich hab dich gesucht.«
    »Wirklich?«
    »Ja. Können wir irgendwo hingehen?«
    »Klar. Hat das noch einen Moment Zeit? Ich muss unbedingt noch was lesen.«

    »Ich auch.«
    »Wie wär’s in einer Stunde?«
    »Gut. Da sind noch ein paar freie Tische.«
    »Okay. Dann sehen wir uns in einer Stunde.«
    Ich fand eine Arbeitsnische an derselben Wand und ganz in der Nähe von Eileens. Wegen der Geschehnisse der letzten beiden Tage hatte ich mit Gatsby noch gar nicht angefangen. Ich zog das Buch aus meiner Tasche und begann zu lesen.
    Ich schaffte die erste halbe Seite.
    Was für ein Mist ist das denn?
    Ich wusste, dass es als hervorragendes Buch galt. Es wird bestimmt besser, sagte ich mir und versuchte weiterzulesen, aber es ging einfach nicht.
    Ein anderes Mal.
    Für bestimmte Bücher muss man einfach in der richtigen Stimmung sein.
    Ich legte Gatsby zurück in meine Büchertasche und zog meinen Band von Wordsworth hervor. Doch auch damit kam ich nicht klar.
    »Scheiß drauf«, murmelte ich.
    Dann holte ich ein ziemlich lädiertes altes Taschenbuch aus meiner Tasche. The Temple of Gold von William Goldman. Ich hatte es immer in meiner Büchertasche, für alle Fälle. Es war wie ein alter Freund, auf den man sich verlassen konnte.
    Ich hatte es schon mehrmals gelesen, schlug es an der Stelle auf, wo ich das Lesezeichen platziert hatte, und tauchte in die Geschichte ein.
    Eine Hand drückte sanft meine Schulter. Ich blickte auf.

    Es war eine weibliche Hand. Als ich mich umdrehte, sah ich Eileen hinter mir stehen. Mit dem rechten Arm hielt sie ihre Bücher und Mappen gegen die Brust gedrückt.
    »Schon fertig?«, fragte ich.
    »Es sind schon eine Stunde und fünfzehn Minuten vergangen.«
    »Was?«
    »Was liest du da?«
    Ich hob das Buch, so dass sie den Umschlag sehen konnte.
    Sie nickte und grinste. »Für welches Seminar ist das?«
    »Für gar keins. Es gefällt mir einfach.«
    »Bist du mit dem Kram, den du machen solltest, schon fertig?«
    »Das soll wohl ein Witz sein.«
    »Jedenfalls, wenn du dich losreißen kannst, ich bin so weit.«
    »Gehen wir.«
    Ich steckte das Buch ein, stand auf und hängte mir die Tasche über die Schulter. Dann ging ich voraus durch den engen Mittelgang zum Treppenhaus und öffnete die Tür für sie.
    Eileen ging an mir vorbei, gab mir einen Klaps auf den Hintern und flüsterte: »Also, was läuft so, Zock?«
    »Du hast das Buch gelesen!«
    »Hat das nicht jeder?«
    »Es ist nicht mal mehr lieferbar.«
    »Ich weiß. Von Goldman gibt’s zurzeit nur Die Brautprinzessin .«
    Ich folgte Eileen die Treppe hinab, sah zu, wie ihr langes
Haar hin und her schwang, dachte daran, dass Holly The Temple of Gold niemals gelesen hatte, und fragte mich, was mit mir nicht stimmte, dass ich nicht in Eileen

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