Finster
geistigen Auge das Bild des Penners auf, den ich unter der Brücke gefunden hatte. Mir wurde heiß und übel. Ich wandte mich vom Spiegel ab und zog den Umhang aus. Dann entledigte ich mich auch der übrigen Kleider, schlüpfte in meinen Bademantel, ließ mich aufs Bett fallen und wartete, dass Eileen aus der Dusche kam.
Dem Typ geht’s wahrscheinlich gut, dachte ich.
Er hatte eine Erektion.
Ich hätte seinen Puls überprüfen sollen.
Wenn ich das versucht hätte, hätte er mich vielleicht gepackt.
Stell dir vor, er ist wirklich tot.
Er ist nicht tot, redete ich mir ein. Und wenn doch, kann niemand wissen, dass wir etwas damit zu tun hatten.
Wir dürfen niemandem etwas erzählen.
Was ist mit Kirkus? Er weiß, dass wir in einen Kampf verwickelt waren. Er könnte uns verraten.
Wen kümmert das? Es war Notwehr. Ich habe den Mann ja schließlich nicht ermordet.
Aber die Gedanken machten mich krank.
Also hör auf damit, sagte ich mir. Denk an was Angenehmes. Denk an Eileen.
Während ich die Decke anstarrte und dem Plätschern der Dusche lauschte, stellte ich mir vor, wie sie unter dem Wasserstrahl stand. Dampf wirbelte um sie herum wie heißer Nebel. Wasser spritzte in ihr Gesicht und lief an ihrem Körper hinab. Ihre Haut war gerötet und glänzte …
Genau wie Holly.
Ich schloss die Augen.
Holly und ich hatten manchmal zusammen geduscht. Wir hatten uns unter dem heißen Strahl gegenübergestanden, meine von der Seife schlüpfrigen Hände auf ihren Brüsten, während sie meinen Penis eingeschäumt und ihre glitschige Hand auf und ab bewegt hatte.
Sollte ich zu ihr gehen?
Es ist Eileen, nicht Holly.
Holly würde mich ohnehin nicht wollen. Die Schlampe hat ihren Jay.
Aber jetzt steht Eileen in meiner Dusche.
Vielleicht würde sie mich gerne bei sich haben. Vielleicht hofft sie, dass ich zu ihr komme, und ist enttäuscht, wenn ich es nicht tue.
Nein, nein, nein, dachte ich. Sie will mich jetzt bestimmt nicht, nicht nach dem, was die ihr angetan haben. Sie will
allein sein, während sie sich wäscht und ihre Wunden versorgt.
Im Geiste ging ich jedenfalls zu ihr. Ich schiebe den Duschvorhang zur Seite, und sie steht dort unter der Brause, sieht mich an, weint und streckt mir die Hände in einer hilfesuchenden Geste entgegen. Sie ist zerkratzt und zerschrammt, voller Schnitt- und Bissverletzungen, Blut strömt aus einem Dutzend Wunden. Auch aus ihren Brustwarzen sprüht Blut, und es schießt aus ihrer Vagina. Hilf mir , sagt sie.
Ich steige in die Dusche.
Ich verblute! Hilf mir! Bitte!
Mit den Fingerspitzen kneife ich in ihre Nippel, um das herausspritzende Blut zu stoppen.
Ja! Aber die andere Wunde! Die andere! Stopf sie!
Womit?
Ich weiß womit. Es ist hart und steht bereit. Ich drücke weiter ihre Brustwarzen, schiebe mich unter den heißen Schwall, stoße in sie hinein und bringe den blutigen Strahl zum Versiegen.
»Eddie!«
Geschafft!
»Kannst du mal kommen?«
Von wo ruft sie mich?
Spielt keine Rolle, denke ich. Ich kann nirgendwo hingehen. Wenn ich ihn rausziehe, wird sie verbluten. Das war wirklich eine schlechte Idee. Ich hätte sie in die Notaufnahme bringen sollen, hätte niemals auf diese Art die Wunde verschließen sollen.
Aber es fühlt sich gut an.
»Eddie? Kannst du mal reinkommen?«
Ich wachte auf. Mit dem Rücken lag ich auf dem Bett, doch meine Beine hingen runter, und die Füße standen auf dem Boden. Als ich mich auf die Ellbogen aufstützte, sah ich, dass mein Bademantel offen stand. Mein Penis war steif und hart, steckte aber nicht in Eileen.
Ich war allein im Zimmer.
»Eddie?«
Sie ruft mich wirklich!
Ich sprang auf, lief zum Bad und klopfte an der Tür. »Eileen?«
»Alles klar bei dir?«, rief sie durch das Rauschen und Plätschern der Dusche.
»Ja, bestens.«
»Ich hab dich gerufen, aber du hast nicht geantwortet.«
»Ich glaube, ich bin eingenickt.«
Und habe ein wenig von dir geträumt.
»Ich dachte, es wäre was passiert.«
»Nein. Alles in Ordnung.«
»Kannst du reinkommen?«, fragte sie.
Ich öffnete die Tür und trat ein.
Das Bad war heiß und voller Dampf. Eileens Kleider inklusive meines Hemds lagen in einem Haufen am Boden. Ich schritt darüber hinweg und ging auf die Dusche zu. Durch den milchigen Plastikvorhang konnte ich undeutlich Formen und Farben erkennen.
Rot war nicht dabei.
»Kommst du?«, fragte sie.
»Klar.«
Ich blieb auf der Badematte stehen.
»Du könntest wahrscheinlich auch eine Dusche gebrauchen«, sagte
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